31. mai 2005

badezimmerhimmel

gerade eben aus dem badezimmerfenster, 20:08 uhr, blickrichtung norden, die wolkendecke bricht auf. die wände sind nicht so düster, wie sie auf dem bild wirken, das haus in dem ich wohne, ist in einem sehr hellen gelb gestrichen, auch der innenhof und die terrassen- wände. das späte nordlicht schlägt graue schatten. mir gefällt auch diese schattige seite. in der mittagssonne, wenn der himmel tiefblau ist, wird das zarte gelb beinahe weiß. dann denke ich manchmal an griechenland. und dass ich wieder unter so einen himmel müsste, die einfachen weiß verputzten häuser. das schöne klischee, das gut tut. lange her. nie wurde ich herzerwärmender in ruhe gelassen, als in griechenland. wunderbar unbehelligt, wenn ich es wollte.
brittbee - Mi, 1. Jun, 18:35

Eine beeindruckende Sicht. Der schönste Blick auf eine Mauer, den ich je gesehen habe. Es war ganz witzig, ich habe den ersten Teil des Textes gelesen, geklickt, gedacht "Oh, Griechenland", weitergelesen und geschmunzelt. Es mutet anscheinend wirklich sehr griechisch an.

Du hast schon mal so schön von Griechenland geschrieben, dass Du dort diese Ruhe verspürt hast. Mein einziger Trip nach Griechenland war ein Fiasko. Wir haben Familie dort besucht. Mein Vater war Halbgrieche, aber mit dem Zweig gibt es kaum Kontakt. Vielleicht sollte ich mal wieder fahren, anstatt zu überlegen,wie ich meinen Resturlaub vom letzten Jahr nur verbraten soll. Das Geröll von den Wurzeln fegen.

g a g a - Mi, 1. Jun, 20:11

meine griechenland-zuneigung

begann, als ich anfang der neunziger jahre die fixe idee hatte, ein paar wochen auf skorpios zu verbringen. eine kleine grüne insel, im privatbesitz des onassisclans. ich ging in ein griechisches reisebüro in charlottenburg. als ich es betrat, kam mir ein gutaussehender grieche mit offenen armen entgegen und servierte mir einen metaxa, weil er mich nicht gleich bedienen konnte, da noch ein andererer kunde da war. da saß ich am bistrotischchen im reisebüro am nachmittag und schlürfte griechischen weinbrand. ich fand, das ging gut los. dann erzählte ich dem netten griechen von meinem skorpiosplan, was ihn ungeheuer zum schmunzeln brachte. er machte mir klar, dass man skorpios nur tagsüber besuchen kann und es keine ferienhäuser zu mieten gibt, weil es wirklich nur eine private insel für den onassisclan ist.

dann meinte er, er hätte aber eine vergleichbare insel für mich. eine insel, die er selbst am häufigsten besucht, aber in deutschland so gut wie nie gebucht wird. sie liegt neben hydra im saronischen golf, ohne autoverkehr, heißt spetsai und ist die mutter der familieninsel des sich pikanterweise in einem bereits jahrzehnte währenden konkurrenz- kampf mit onassis befindlichen niarchosclans: spetsopoula. der kauf von spetsopoula war unter anderem ein schachzug von niarchos, nachdem onassis skorpios gekauft hatte. man erreicht sie mit dem schnellboot von athen, in eineinhalb stunden. ich fackelte nicht lange, weil mir alles daran gefiel und weil ich sofort erinnerte, dass melina mercouri immer die ferien ihrer kindheit dort verbracht hatte, da spetsai (in manchen karten heißt es auch spetses) die traditionelle ferieninsel ihrer familie war (melina mercouris vater war bürgermeister von athen).

ich mietete ein ferienhaus für drei wochen und genoss jede sekunde. mein häuschen lag in einem verwunschenen garten neben einer alten villa, die einer nicht gerade armen familie aus athen gehörte. die insel war wie ein schlaraffenland. ich wurde in die familie aufgenommen, wenn ich es wollte, und saß in den nächten mit zikadenmusik auf der terrasse der villa und hörte mir familienanekdoten an, probierte selbstgemachte kulinarische spezialitäten, wir sprachen englisch. ansonsten wurde ich komplett in ruhe gelassen. im yachthafen lagen die großen schiffe des niarchosclans und seiner besucher. manchmal zeigte mir ein skipper aus spaß eine der yachten von innen. mir gingen die augen über.

und ich hatte eine wunderbare affaire mit einem barkeeper, stavros. was dazu führte, das ich allnächtlich in den sündhafteuersten nachtclub umsonst konnte. ein heißer sommer. sehr leichtfüßig. mir fiel auf, wie wohlerzogen griechische männer aller altersgruppen sind. wie unaufdringlich - und doch wird man durchaus wahrgenommen. das hat sich mir tief eingeprägt. ich fühlte mich sehr sicher dort, alleine.

ich erinnere eine nacht, in der ich in einer griechischen kneipe mit einem der söhne der familie unterwegs war, sie hatten spaß daran, mich mit ihren freunden bekannt zu machen, meist andere athener, die ihren urlaub dort verlebten. es gab live-musik, rembetiko und andere traditionelle sachen. und ich glaube fast, ich war die einzige deutsche auf der ganzen kleinen insel. ein paar briten, aber die sind ja überall. ein paar franzosen, aber vor allem griechen im eigenen urlaub. auf der bühne bildete sich vor den musikern im übermut ein kreis, der geschlossen wurde, indem jeder jemanden links und rechts von sich umarmte. ich hörte nur noch griechisch, verstand kein wort, mochte aber die rhythmen und die sprache. sie zogen mich in ihren kreis und ohne je vorher diese schritte gemacht zu haben, tanzte ich mit. dann diese befeuernden rufe, diese kraft in der musik. zu diesen tänzen gehört es, das jemand an einem bestimmten punkt den kreis verlässt, in die mitte tanzt und von den anderen bis zu einer art ekstase angetrieben wird. alle singen, klatschen, stampfen. plötzlich war ich in der mitte. und es war schön. ich wirbelte herum und am ende klatschten sie und lachten und ich konnte gar nicht glauben, dass ich das gemacht hatte. und wir fielen uns in die arme. was für eine nacht. eine archaische kultur trat zutage.

das war mein erster und eindringlichster eindruck von griechenland. später stellte ich fest, dass jede insel einen eigenen charakter hat. dass es einen großen unterschied ausmacht, ob man sich unter griechen bewegt, die schon mehr von der welt gesehen haben oder in eine vormals abgeschnittene inselidylle eindringt, wo ein großer teil der bevölkerung aus sehr alten schwarzverhüllten weiblein und männlein besteht, die einen eher misstrauisch taxieren, zunächst. auf santorin fiel mir der atmosphärische unterschied stark auf.

insgesamt aber, wenn ich diese nation mit - beispielsweise - süditalienern vergleiche - ich denke besonders an sizilien - fällt mir als größter unterschied die unberechnende gastfreundlichkeit auf. und wie erwähnt, die durch nichts zu überbietende diskrete höflichkeit griechischer männer. dagegen sizilianer... mein persönliches trauma. keinen schritt kann man alleine gehen, ohne einen schwall plattester und blödester anmachphrasen über sich ergehen lassen zu müssen. ich flirte gerne - aber das hat nichts mehr mit flirt zu tun, was diese sizilianer fabrizieren. dieses gezische und grobschlächtige gesülze aus prinzip. man fühlt sich gar nicht gemeint, weil es schon losgeht wenn sie nur von hinten erkennen, dass man kein mann ist.

aber eigentlich wollte ich ja nur erzählen, was mich nach griechenland zog, neben der ägäis, dem himmel und der architektur. man muß zur richtigen zeit am richtigen ort sein. das ist aber immer eine instinktfrage und lässt sich nicht pauschal mit einer ortsempfehlung abhandeln. immer der nase nach. meine nase führte mich später in andere länder, die mich ebenso glücklich machten, anders glücklich.
rollinger - Do, 2. Jun, 10:29

hm um Griechenland mache ich imemr einen Bogen. Mir sind die Griechen die ich kenne in Deutschland einfach zu deutsch zu angepasst und irgendwie langweilig. Das merkte ich schon als Kind. Das ist sicher in Griechenland ganz anders.
Aber auch dort soll es oftmals zu durchorganisiert zugehen berichtete man mir. Aber das mag an Athen liegen.

Jeder hat so sein Land wo er sich zu Hause fühlte. Für mich ist das Portugal. Verschlossene Leute oft in schwarz und brauchen 3 Anläufe um mit Dir zu lächeln.

Es war dort die freie Westküste. Das fast völlige allein sein mit sich und der Landschaft.

Ein kleines Erlebnis.
Da wirjeden Tag weiterzogen hatten wir auch immer diesen silbernen Espressokocher und Gaskocher im Gepäck. Hier mal schnell ein Hartkäse gekauft und dann in der Pampa Rast gemacht und gepicknickt (komisches Wort?).
Auch auf irgend einer Wiese unter den Olivenbäumen. Plötzlich kam ein Bauer mit seinem Trecker vorbei und kuckte uns unfreundlich an (NICHT TÄUSCHEN LASSEN).

Kaum 15 Minuten später kam der Trecker wieder. Der Bauerimmer noch unfreundlich kuckend, aber einen schönen Apfelkuchen dabei. Drei Handzeichen und alles war klar. Platz auf der Decke und Kaffee gegen Kuchen.

Ach ja..die berühmte Algarve... unbedingt meiden!

g a g a - Do, 2. Jun, 12:57

eine wunderbare geschichte

mit dem bauern in portugal. leider war ich nie dort. was mir reizvoll erschiene, wären diese unberechenbaren felsformationen an der küste - gibt es sicher nicht nur an der algarve (oder?) fado in einer kneipe live zu hören, könnte mir auch gefallen. mein griechenland-drang hat ja sehr nachgelassen, wegen neugier in andere himmelsrichtungen. es ist weniger so, daß ich jemand bin, der wegen menschen wohin reist, als wegen landschaft und der möglichkeit sich mit ursprünglicher, wilder natur zu verbinden. das treibt mich. je weniger begegnung mit menschen, umso schöner für mich (ich bin wirklich eine furchtbare eigentbrötlerin...). das heißt: griechen bedrängten mich nie, ließen mich in ruhe, was nicht jedem südländischen volk zueigen ist. eher lob der freundlichen zurückhaltung als anderen eigenschaften...
rollinger - Fr, 3. Jun, 08:58

Gebe ich Ihnen recht. Ich brauch eigentlich keine Leute um mich rum. Ich brauch meine RUhe. Wenn ich Stadturlaub mache ist das ja ok für 3-4 Tage, aber sonst brauche ich echt meine Ruhe und Menschen nerven ja irgendwie nur. Zumindest in so großen Mengen.
Das mit den Felsen ist nur an der Algarve entlange. Aber gane links unten die letzen 30 km kann man das noch erleben ohne dem Trubel. Letzter Ort von Europa ist Sagres. Von da nördlich kommt die tolle Mischung aus diesen Felsen und Sandstrand.

Wegen der Anmache, da habe ich dort auch komisches erlebt.
Meine damalige Freundin und ich waren in Evora und wollten uns da auf dem Markt eindecken. Es zog wie immer ein frischer Wind, also zog sie unter den kurzen Rock eine Strumpfhose, die hatte hinten eine Naht.
Wir kamen keine 10 Schritte. Ein gepfeife und gejohle ide Marktjungs warfen sich zur Aufmerksamkeit gegenseitig Tomaten an den Kopf um dann den Kollegen auf die Beine mit der Naht hinzuweisen!
Das ging nicht!
Zurück zum Auto, Strumpfhose aus, aber den kurzen Rock gelassen. Alles blieb ruhig!
Wie soll man das verstehen?
Was hat so eine dämliche Naht für eine Bedeutung?

g a g a - Fr, 3. Jun, 10:13

nahtstrümpfe.

das besondere an nahtstrümpfen ist, dass es heuzutage als bewusst eingesetzes lockmittel gilt, strümpfe mit naht zu tragen, da es ja keine herstellungstechnische notwendigkeit mehr für eine naht gibt. so wird es als eine art gelegte spur wie bei einer schnitzeljagd verstanden: "hier gehts lang". und wo die naht im verdeckten oberen bereich endet, ist dann das ziel der feuchten männerträume. ende der schnitzeljagd. da ich aber bei landschaftserkundungen nicht zur reizwäsche neige, besteht da eher weniger gefahr. obgleich ich in sizilien weder in netz- noch nahtstrümpfen unterwegs war. da reichte es schon, längere haare und ein breiteres becken zu haben oder ein flatterndes kleidchen.

und danke für den genauen ortshinweis mit der küste.
brittbee - Mi, 8. Jun, 17:34

Liebe Gaga,
Deine Antwort auf meine Griechenland-Reisepläne wäre ein eigenes Post wert gewesen.

Ich habe am Samstagabend, Füße hoch, auf dem Balkon gesessen und es meinem Freund Pete vorgelesen, weil ich mich daran so erfreut habe. Ein scheinbar magischer Sommer mit griechischen Clans, Eros, Glamour, Ruhe und einem Schritt über die eigenen Grenzen.

Ich fühlte mich an meine erste Reise nach Madagaskar erinnert. Nicht, weil die Reise Deiner ähnelte, sondern weil es eine Reise in ein Land war, das nachhaltige Spuren in mir hinterlassen hat. Ich war dort einerseits ganz bei mir und andererseits hat die Fremdheit des Landes mich immer an meine eigenen Grenzen geführt. Es war meine erste Reise in ein wirklich fremdes Land, ich war gerade 18. Die stolzen Menschen und die rote Erde und in die Landschaft eingekerbten Reisterrassen so weit das Auge reichte hatten es mir angetan. Das war anders als alles was ich je gesehen habe. Ich war ganz beeindruckt von den selbstbewussten Hochland-Frauen, die die Geschäfte führten und deren Männer nichts zu sagen hatten. Das hatte ich in Afrika nicht erwartet.

Die Hauptstadt Antananarivo schien mir wie eine verwunschene Stadt aus einem Märchen. Auf einer Hochebene gelegen ragte der Silberpalast in den Himmel, der selbst wie dem „Dschungelbuch“ entsprungen schien.

Über allem lag ein betäubender Duft von sterbenden Blüten, Kuhdung und Vanille. Die Menschen auf dem täglichen Markt waren wunderschön und die Palette der Hautfarben unendlich.

Ich bin danach noch etwas in der Welt rumgekommen, aber nichts hat gewirkt wie Madagaskar. Wenn ich die Knete hätte, würde ich fahren, aber leider sind die Flüge nie zu Dumping-Preisen zu bekommen.

Gestern rief meine Freundin Cathi an, die eine Weile auf Kreta lebte. Es reift die Idee eines gemeinsamen Rucksack-Trips nach Griechenland. Zykladen sagt sie. Und ich will mit. Himmel gucken, barfuss gehen und Oliven unterm Sternenhimmel futtern. Ich werde berichten.

g a g a - Mi, 8. Jun, 18:31

schön, von dir zu hören

und dann so - madagaskar ist einer dieser orte, die man mit märchengeschichten und legenden in verbindung bringt. ich habe bis jetzt noch niemanden getroffen, der da war. an unglaubliche gewürze und duftende blüten denke ich dabei...

die kykladen eine weile einzuatmen, ist wie ein fenster zu öffnen, das licht hineinlassen. paros, mykonos, und etwas weiter santorin, vielleicht weiter bis kreta. zeit vergessen, nur licht und raum. barfuß laufen. der gesang der zikaden. das salzige meer auf der zunge. die sterne des südens. der unendlich weite horizont.
lass es dir gutgehen.

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