23. Februar 2012
Kleine Botschaft. Vorhin in der Küche im Stehen gegessen, beim Kochen eine Kleinigkeit nebenher. Nämlich: einen kleinen Becher Joghurt ohne Zeugs mit selber dazugerührten folgenden Geschmacksverstärkern: einem Hauch Tonkabohnen-Raspeln, einer Messerspitze gemahlene Bourbon-Vanille, einer Kinderhand voll Heidelbeeren aus Chile, 1 Erdbeere aus Takatukaland, einer Spur Zimt aus Tausendundeinernacht, einem Brandenburger Apfel und einem Teelöffelchen feinster Heilerde. Brandenburger Äpfel, Tonkabohnen-Raspel und die letzte Zutat gehören zu meinem täglichen Ernährungsrepertoire. Die anderen Sachen wechseln. Jawohl, die letzte Zutat ist Heilerde. Die darf man sich jetzt aber nicht so Waldboden-mäßig dunkelbraun, fett und feucht vorstellen, sondern mehr wie sandfarbenen Puderzucker und so ist es auch vom Gefühl beim Essen her. In Joghurt oder im Müsli kommt es einem vor, als ob man kleine Zuckerkristalle von Puderzucker isst, ohne dass es aber süß macht. Das Zeug kann innerlich und äußerlich angewendet viele gute Sachen bewirken. Und wenn man gar nicht krank ist, tut es auch gut. Ich will damit sagen, ich brauche keine Krankheit, um mir nützliche Substanzen einzuverleiben. Und da stehe ich so in der Küche und rühre in der Pfanne und esse und schmecke die Heidelbeeren und den Apfel und den Zimt und die Tonkabohnen und die Vanille und die Erdbeere und es schmeckt ganz aufregend, ja euphorisierend, um nicht zu sagen beglückend. Und da denke ich, wieso sind so viele Menschen eigentlich davon überzeugt, dass Medikamente aus der Apotheke, die man durch den Mund einführt und deren Substanzen über die Verdauung aufgeschlossen werden und in die Blutbahn und das Nervensystem gelangen, Depressionen durch heilsam empfundene Wirkung positiv beeinflussen können, was sicher auch stimmt, aber warum halten es dieselben Menschen für so unwahrscheinlich, dass diese Depressionen möglicherweise überhaupt erst durch die Einverleibung von unzuträglichen anderen Substanzen über die Nahrung verursacht werden? Ich halte das für gar nicht unwahrscheinlich. Mir fällt auf, dass ich in euphorische Stimmungslagen komme, wenn ich so ein angenehmes Rotieren im Bauchbereich spüre. Nein, nein, ich meine nicht die Fortpflanzungsorgane. Der Bereich, in dem das Kraftwerk arbeitet, wo die Nahrung durch Zauberwerk in Menschenkraft umgewandelt wird. Wenn sich dieser Bereich gut anfühlt, wenn dort die Energie auf einem hohen Level arbeitet, kriegt man seine Bärenkräfte zu spüren. Das fühlt sich besser an als jeder Alkoholrausch. Schade, wahrscheinlich weiß wieder keiner, wovon ich rede. Ach. Und natürlich viel Schlaf! Ja, es ist wieder spät geworden. Ja, ich werde langsam zur Betschwester und Wanderpredigerin. Da müssen die Leserinnen durch oder halt woanders herumgurken. Gute Nacht!
g a g a - 23. Februar 2012, 00:17
Hallo Betschwester! ;o)
Auch für Depressionen bin ich keine Fachfrau, für Schicksalsschläge schon eher. Als Laie in Sachen Depression nehme ich zur Kenntnis, dass Betroffene immer viel Wert darauf legen, dass man eine feine Unterscheidung zwischen Lebenskrise "aus Gründen" und Niedergeschlagenheit, Lebensunmut aus (scheinbar(?)) nicht als deprimierend erkennbaren Lebensumständen macht. Also mein Hausfrauenwissen hat den Lehrsatz verinnerlicht, Depression sei Lebensmüdigkeit trotz prima Situation. Trotz prima Liebesbeziehung, prima Job, prima Figur, prima Hastenichgesehen. Da wäre Fasten vielleicht mal wirklich ein guter Test um zu checken, ob sich etwas tut mit dem Lebensfreudepegel.
Von Schicksalsschlägen rede ich an der Stelle gar nicht. Wen das Schicksal beutelt, hat ja allen Grund und da helfen dann auch Heidelbeeren und Heilerde dem Schicksal nicht auf die Sprünge. Obwohl ein bißchen vielleicht schon. Für mich war es eine revolutionäre Erfahrung, als ich in einer für mich sehr traurigen Lebensphase meine Ernährung umgestellt habe und zumindest die Erkenntnis gewann, dass meine oft als psychosomatisch verschubladeten Zipperlein offenbar mit Ernährungsgewohnheiten zu tun hatten. Logisch wäre gewesen, dass ich in der schweren Zeit körperlich abgestürzt wäre, aber durch die veränderte Ernährung wurde ich zumindest physisch stabiler als je zu vor, was ein gutes Feedback, ein stabilisierendes Kraft-Gerüst für meine mentale Verfassung ergab. Das war für mich eigentlich der Beweis, dass zumindest in meinem Fall nicht zutraf, dass meine jahrzehntelangen Asthmaanfälle etc. ein Ausdruck einer psychosomatischen Krankheitskonstellation gewesen wären. Nach dieser Logik, hätte sich das Krankheitsbild massiv in dieser schwierigen Zeit verschlimmern müssen. Na ja. Die Menschheit hat noch nicht alles bis ins Letzte erforscht, aber ich forsche fleißig mit!
Und nun ab in die Heia!