14. Februar 2012
Man kann schon sagen, dass es an eine Kunstform grenzt, die eigene mentale Kraft, den Gefühlspegel ohne psychoaktive Substanzen in Form von legalen oder illegalen Drogen auf einem interessanten, hohen Level zu halten. Alkohol, Zucker, Kokain, Schokolade, Psychopharmaka, Gras, Verliebtheit. Es ist schwer. Aber es lohnt sich, sich unabhängig von diesen Hilfsmitteln zu machen. Der Lohn ist das Geschenk, sich an seiner ureigenen Kraft zu berauschen, ohne Kater. Besonders schwer scheint es, wenn man mit Schicksalsschlägen konfrontiert wird. Das bleibt ja in keinem Leben aus. Abschied durch Tod oder das Ende einer Verbindung. Gerade dann ist man in Gefahr, sich etwas zugänglich zu machen, das die Wucht der Gefühle abfedert. Aber dann verschenkt man einen tiefgehenden Entwicklungsprozess. Wenn man den Verlust der Lebensmotivation abdämpft, verliert sich der Antrieb, nach dem Verbleib der ureigenen, durch die Trümmer des Infernos verschütteten Kraft zu graben. Alkohol und diese leicht zugänglichen Substanzen führen immer und immer zu einem zusätzlichen Kraftverlust, dabei ist man ohnehin schon nicht mit Kraft gesegnet. Das ist fatal. Für wenige Minuten des Gefühls von Auftrieb, kleiner Euphorie bezahlt man mit stundenlangem Lamento des gesamten Organismus. Es gehört eine Art Disziplin der sinnlichen Wahrnehmung dazu, zu lernen sich an der eigenen nüchternen Existenz zu berauschen. Der eigenen Kraft zuliebe. Angelica Domröse, die viele Jahre, wenn nicht Jahrzehnte ihres Lebens mit einem schweren Alkoholproblem kämpfte und es seit geraumer Zeit im Griff hat, sagte in einem Interview, die Zeit ihrer Abhängigkeit resümierend, dass sie ihr Leuchten verloren hatte. Ich denke sie hat recht. Man sollte schon aus Eitelkeit, Liebe zur eigenen Schönheit von all dem Abstand nehmen. Letzten Endes ist das was wir als schön in einer Kreatur wahrnehmen, immer ein besonderes Strahlen, ein Gleißen, das Freude transportiert, sichtbar werden lässt. Man muss seine Freude behüten und pflegen. Das bringt mehr als teure Creme um die Augen schmieren. Und das ist die Kunst und die Schwierigkeit. Ich weiß. Ja, ich weiß.
g a g a - 14. Februar 2012, 19:03
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