2. August 2010
23. Juni 2010. Mittwoch. Könnte ein Mittwoch gewesen sein. Germany-Ghana. Ich habe vorhin schon einen Eintrag dazu geschrieben, ist mir abgestürzt. Ich fang noch mal an. Dass ich Deutschland-Wimpern gekauft hatte, hab ich geschrieben. Nicht nur für die beiden kleinen Mädchen als Mitbringsel beim Gartenfest, sondern auch für mich und Cosmic. Die gab’s bei Karstadt in der Schreibwarenabteilung, sonst waren die gar nicht so leicht zu kriegen. Und so schwarzrotgoldene Hawai-Girlanden. Und Armbändchen. Da ging ich aus der Wohnung auf die Auguststraße mit meinen glitzernden Deutschland-Wimpern. Im Fußball-Karnevals-Fieber. Wie sich die Menschen über meine Verkleidung freuten! Junge, sportiv wirkende Männer lächelten mir anerkennend zu. Einer fragt sogar nach der Uhrzeit. So fünf vor Acht, gefühlt, sag ich. An der Stelle wo andere eine Uhr haben, hab ich ein Deutschland-Armbändchen. Zwinkern geht ohne Probleme mit Deutschlandwimpern. Ritrovo. Stefan ist außer sich: „Ick hab jar nich jewusst, dass du sone Fußballbraut bist! Ick bin stolz auf dich!“ Cosmic hat noch gar keine Wimpern dran. In fünfundzwanzig Minuten beginnt das Spiel! Der Kellner will die Bestellung entgegennehmen, Cosmic bittet ihn um noch etwas Geduld: „wir müssen uns erst noch schminken und dann bestellen wir!“.
Ich male Cosmic mit schwarzem Kajal Brot und Spiele ins Gesicht und klebe die Wimpern an. Stefan macht dabei ein verrutschtes Eierfon-Foto und muss es gleich auf seine Facebook-Pinnwand posten. So, Cosmic ist fertig bemalt. Kajal steht ihm gut. Diabolisch sieht er aus. Wir fotografieren uns eifrig gegenseitig, Stefan muss uns mehrmals wie Schulkinder ermahnen, dem Fußballereignis mehr Aufmerksamkeit entgegenzubringen. Das Spiel ist ein bißchen langweilig, Fotos machen macht einfach mehr Spaß, als den lahmen Jungs zuzugucken. Am schlimmsten war die letzte Viertelstunde des Spiels. Als ob man Zeitlupe schaut. Die wurden immer langsamer. Ja, ich weiß, die wollten Zeit schinden, damit bloß nichts mehr passiert, schon klar. Action auf dem Spielfeld könnte gefährlich werden, sehr gefährlich! Deutschland hat gerade mal so gewonnen. Ich konnte also einigermaßen erhobenen Hauptes die Krone aufbehalten. Mir ist, als hätte ich vorhin noch mehr dazu geschrieben... ach, egal... ich erinnere mich ja auch so. Die Erinnerung ist wie ein Film, den man in sich trägt. Man muss ihn nur anschmeißen. Den sentimentalen Projektor. Hab ich doch wieder schön gesagt. Meine Leser freuen sich über solche Formulierungen. Nicht so furchtbar wichtig, dass ich Lasagne hatte. Und Cosmic irgendwelche Nudeln. Pasta sagt man beim Italiener ja gerne dazu. Stefan und Katja Pizza. Aber jede Menge Grappa. Das war schon wichtig. Und dass ich Katja sofort mochte. Und ihr Profil, wie sie da so saß mit meinem Hut. Ich dachte an den blauen Engel und Romy in das Mädchen und der Kommissar.
Später zu H. Den Namen kürze ich lieber ab. Erstens weiß man nie und zweitens ist der Name eh nicht so schön. Aber der Film war es, den wir gesehen haben. Er hat ein unfassbar riesiges Video-Archiv, da bei sich zu Hause in seiner Siebziger Jahre-Hippie-Wohnung. Stop Making Sense. Ich hatte ganz vergessen, wie großartig dieser Film ist. Ein Wunder. Ich sitze fassungslos vor diesem Meisterwerk. Cosmic gleitet wie hypnotisiert auf den Teppich, näher zum Fernseher. Wahnsinn dieser Film. David Byrne. Was für ein Genie. Ich hab ihn einmal live gesehen, aber gar nicht bei einem Talking Heads-Konzert, sondern 1987 bei der Berlinale. Im Zoopalast stolperte er auf die Bühne um sein Spielfilm-Regie-Debut zu präsentieren. Er stotterte. Man konnte spüren, dass er feuchte Hände hatte. Vor lauter Aufregung redete er wirr. Alle liebten ihn. Standing Ovations, um es ihm zu zeigen, ihn zu beruhigen. Ganz dunkle feuchte Bambi-Augen hatte er. Heute, als ich die Bilder noch einmal ansah, von diesem Public Viewing beim Italiener, dachte ich an einen Fellini-Film. Man könnte auch denken, wir wären einem Fellini-Film entsprungen. Mit unseren Wimpern. Und überhaupt. Aber es ist nur unser eigener Film gewesen. Wie immer. Ich spiele am liebsten in meinen eigenen Filmen mit, da darf ich den Text immer ganz frei sprechen. Ich merke mir doch so schlecht Text.
Groß gucken.
Ich male Cosmic mit schwarzem Kajal Brot und Spiele ins Gesicht und klebe die Wimpern an. Stefan macht dabei ein verrutschtes Eierfon-Foto und muss es gleich auf seine Facebook-Pinnwand posten. So, Cosmic ist fertig bemalt. Kajal steht ihm gut. Diabolisch sieht er aus. Wir fotografieren uns eifrig gegenseitig, Stefan muss uns mehrmals wie Schulkinder ermahnen, dem Fußballereignis mehr Aufmerksamkeit entgegenzubringen. Das Spiel ist ein bißchen langweilig, Fotos machen macht einfach mehr Spaß, als den lahmen Jungs zuzugucken. Am schlimmsten war die letzte Viertelstunde des Spiels. Als ob man Zeitlupe schaut. Die wurden immer langsamer. Ja, ich weiß, die wollten Zeit schinden, damit bloß nichts mehr passiert, schon klar. Action auf dem Spielfeld könnte gefährlich werden, sehr gefährlich! Deutschland hat gerade mal so gewonnen. Ich konnte also einigermaßen erhobenen Hauptes die Krone aufbehalten. Mir ist, als hätte ich vorhin noch mehr dazu geschrieben... ach, egal... ich erinnere mich ja auch so. Die Erinnerung ist wie ein Film, den man in sich trägt. Man muss ihn nur anschmeißen. Den sentimentalen Projektor. Hab ich doch wieder schön gesagt. Meine Leser freuen sich über solche Formulierungen. Nicht so furchtbar wichtig, dass ich Lasagne hatte. Und Cosmic irgendwelche Nudeln. Pasta sagt man beim Italiener ja gerne dazu. Stefan und Katja Pizza. Aber jede Menge Grappa. Das war schon wichtig. Und dass ich Katja sofort mochte. Und ihr Profil, wie sie da so saß mit meinem Hut. Ich dachte an den blauen Engel und Romy in das Mädchen und der Kommissar.
Später zu H. Den Namen kürze ich lieber ab. Erstens weiß man nie und zweitens ist der Name eh nicht so schön. Aber der Film war es, den wir gesehen haben. Er hat ein unfassbar riesiges Video-Archiv, da bei sich zu Hause in seiner Siebziger Jahre-Hippie-Wohnung. Stop Making Sense. Ich hatte ganz vergessen, wie großartig dieser Film ist. Ein Wunder. Ich sitze fassungslos vor diesem Meisterwerk. Cosmic gleitet wie hypnotisiert auf den Teppich, näher zum Fernseher. Wahnsinn dieser Film. David Byrne. Was für ein Genie. Ich hab ihn einmal live gesehen, aber gar nicht bei einem Talking Heads-Konzert, sondern 1987 bei der Berlinale. Im Zoopalast stolperte er auf die Bühne um sein Spielfilm-Regie-Debut zu präsentieren. Er stotterte. Man konnte spüren, dass er feuchte Hände hatte. Vor lauter Aufregung redete er wirr. Alle liebten ihn. Standing Ovations, um es ihm zu zeigen, ihn zu beruhigen. Ganz dunkle feuchte Bambi-Augen hatte er. Heute, als ich die Bilder noch einmal ansah, von diesem Public Viewing beim Italiener, dachte ich an einen Fellini-Film. Man könnte auch denken, wir wären einem Fellini-Film entsprungen. Mit unseren Wimpern. Und überhaupt. Aber es ist nur unser eigener Film gewesen. Wie immer. Ich spiele am liebsten in meinen eigenen Filmen mit, da darf ich den Text immer ganz frei sprechen. Ich merke mir doch so schlecht Text.
Groß gucken.
g a g a - 1. August 2010, 02:07
(Ferienkind...)