26. November 2012
Bequem, keine großartigen Texte mehr unter die Bilder zu klöppeln. Im Augenblick nur ein Bilderarchiv, chronologisch abgehandelt, für später mal, wenn ich mich rückwärtig daran erfreuen will, wie beweglich und vital ich damals war, in meinen Vierzigern. Ende Vierzig. Wie Playmates gerne erklären, "ich wollte die Bilder vor allem für mich haben, damit ich mal meinen Enkeln zeigen kann, wie attraktiv ihre Oma war, als sie noch jung war". Natürlich machen es alle auch wegen des Honorars und um ihren visuellen Wert breit in die Welt zu tragen. Schauspielerinnen sind ja besonders darauf angewiesen, ihre Attraktivität immer aktuell aufs Neue zu kommunizieren, wenn sie nicht Mutti- und Hausfrauenrollen haben wollen. Das wäre auch so ein Grund für mich, keine handelsüblichen Filmrollen zu spielen, diese platten Frauenfiguren, Armutszeugnis der sehr schlichten Phantasie von Drehbuchautoren. Wahrscheinlich kann man davon ausgehen, das Spektrum der Rollen, egal ob Männer oder Frauen (die Männerrollen sind ja genauso platt angelegt, wenn auch mit anderem Schwerpunkt), entspricht dem Spektrum des Bekanntenkreises des jeweiligen Drehbuchautors. Nicht gerade besonders interessant. Ich kann mich ja derzeit nur ganz schwer für fiktive Geschichten erwärmen, egal ob im Roman oder Film. Alles zu konstruiert und sehr weit von meinem Erleben und Identifikationsrahmen entfernt. Meine liebste Lektüre sind seit vielen Jahren Autobiographien. Selbst wenn geschönt oder übertrieben wird, erfährt man selbst durch die Art der Schönfärberei oder Übertreibung etwas Authentisches. Etwas, das wirklich atmet. Letztlich sind erfolgreiche Autobiographien immer von in irgendeiner Weise extremen Persönlichkeiten verfasst, denen es gelungen ist, sich selbst zum Produkt zu erheben, um das ihr Schaffen und Bewusstsein kreist. Ich mag das und verstehe das. Mir kommt die Beschäftigung mit sich selbst immer sehr authentisch vor. Was ja nicht heißt, dass das egozentrische Wirken irrelevant für die Allgemeinheit ist. Im Gegenteil. Da fängt die Kunst an, sich auf eine Art und Weise intensiv mit sich selbst zu befassen, sich selbst zu unterhalten, dass der Funke überspringt. Vielleicht erkennt man daran einen Künstler, den andere impulsiv so bezeichnen, ganz und gar unabhängig davon, ob man sich selber dazu erhebt. Es hat ja immer etwas Peinliches, ja Aufringliches, von Kunst zu sprechen, bevor wenigstens ein kleiner Teil der übrigen Welt den vermeintlich künstlerisch relevanten Wert identifiziert. Apropos, ich schaue gerade das X-Factor-Finale von gestern in der Vox-Mediathek. Ich hatte bei den beiden, Mrs. Greenbird, recht bald das Gefühl, schon bei den ersten beiden Folgen, dass sie das Ding holen. Ich habe mehr als einmal eine Träne weggewischt, bei den Songs der beiden. Ein bißchen Esther und Abi Ofarim-Sentimentalität spielt bestimmt auch mit. Und doch unvergleichlich. Der große lustige Mann mit der Gitarre, dem Bart und Zylinder, und seine bezaubernde Frau mit der Charlie-Melone, die diese ganzen schönen Lieder schreibt.
g a g a - 26. November 2012, 23:52
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