27. märz 2005
schon merkwürdig, wie einen eine beinahe flüchtige bemerkung auf einer anderen seite von den socken hauen kann. gestern hatte ich die muße, nicht nur die gerade aktuellen beiträge von herrn kid in seinem hermetischen café zu lesen, sondern lust, mal zum anfang zu blättern und richtung gegenwart zu lesen.
ich war ein wenig überrascht, dass er ja noch gar nicht so lange schreibt, da mir sein schönes café schon beinahe wie eine institution vorkommen mag. dann las ich diesen eintrag. und wurde auf mich zurückgeworfen. ich las stratocaster. das reichte schon. und ein film lief vor meinem auge ab.
mein bruder, der nicht mehr lebt, spielte eine fender stratocaster, eine wunderschöne schwarze. und ich habe sie verloren. bei seinem unfall lag sie wie ein schatz neben ihm auf dem beifahrersitz. ich holte die gitarre ein paar tage danach ab, von dem ort, an dem der unfall geschah, in belzig. nahe berlin. er war ja auf dem weg zu mir. auf dem koffer zwei tropfen blut.
es war schwer, in ostberlin mit dem koffer über die grenze zurück nach westberlin zu kommen, denn ich hatte die gitarre nicht eingeführt, in die ddr. verheult stand ich stundenlang am grenzübergang friedrichstraße und stammelte, dass das die gitarre meines toten bruders sei. der koffer, das 'case', hatte eine form, die für einen laien nicht gleich erkennen ließ, dass darin eine gitarre sein könnte. vielleicht sehen kalaschnikoff-behältnisse ja ähnlich aus. keine ahnung. kurz bevor die uhrzeit für die frist meines visums ablief, ließen sie mich gehen, nachdem mehrere telefonate zwischen ost- und westberlin geführt wurden, und sie verstanden hatten, dass auf dem hoheitsgebiet der ddr ein westberliner bürger tödlich verunglückt ist.
die gitarre. seine geliebte strat. verwaist stand sie in meiner wohnung. bis ich jemandem begegnete, der für eine zeit ein guter vertrauens- würdiger freund wurde. er verstand, was der verlust für mich bedeutete auf einer tieferen ebene, und ich fand es plötzlich in ordnung, wenn ich ihm für das einspielen einiger aufnahmen die stratocaster geben würde. er hat mich nie darum gefragt oder gebeten, es war meine idee. er war völlig demütig und respektvoll, als ich ihm wirklich die gitarre gab. als würde ich ihm eine seele anvertrauen. ich glaube, niemand hätte zu dem zeitpunkt behutsamer mit dieser gitarre umgehen können. ich wollte sie ihm nicht mehr wegnehmen, weil ich fand, dass er ihr wieder leben geben würde. dafür war sie ja da. nicht, um eine reliquie zu werden.
dann verloren sich unsere wege, einfach so. wie das manchmal so ist. ich dachte immer - wenn ich sie zurückwollte, müsste ich sie mir ja nur holen. ich habe es bis heute nicht getan. und es liegt nun schon siebzehn jahre zurück. eigentlich sollte die gitarre einer seiner söhne bekommen, mein bruder hat zwei söhne, der eine damals noch nicht geboren, der andere ein kleinkind. und heute spielt der eine tatsächlich e-gitarre und der andere klavier. ich könnte einen jungen mann sehr sehr glücklich machen, mit der gitarre seines vaters. aber es ist so lange her, und ich habe große hemmungen das anzupacken. niemand fordert das von mir. aber vielleicht sollte ich es eines tages doch noch versuchen.
ich war ein wenig überrascht, dass er ja noch gar nicht so lange schreibt, da mir sein schönes café schon beinahe wie eine institution vorkommen mag. dann las ich diesen eintrag. und wurde auf mich zurückgeworfen. ich las stratocaster. das reichte schon. und ein film lief vor meinem auge ab.
mein bruder, der nicht mehr lebt, spielte eine fender stratocaster, eine wunderschöne schwarze. und ich habe sie verloren. bei seinem unfall lag sie wie ein schatz neben ihm auf dem beifahrersitz. ich holte die gitarre ein paar tage danach ab, von dem ort, an dem der unfall geschah, in belzig. nahe berlin. er war ja auf dem weg zu mir. auf dem koffer zwei tropfen blut.
es war schwer, in ostberlin mit dem koffer über die grenze zurück nach westberlin zu kommen, denn ich hatte die gitarre nicht eingeführt, in die ddr. verheult stand ich stundenlang am grenzübergang friedrichstraße und stammelte, dass das die gitarre meines toten bruders sei. der koffer, das 'case', hatte eine form, die für einen laien nicht gleich erkennen ließ, dass darin eine gitarre sein könnte. vielleicht sehen kalaschnikoff-behältnisse ja ähnlich aus. keine ahnung. kurz bevor die uhrzeit für die frist meines visums ablief, ließen sie mich gehen, nachdem mehrere telefonate zwischen ost- und westberlin geführt wurden, und sie verstanden hatten, dass auf dem hoheitsgebiet der ddr ein westberliner bürger tödlich verunglückt ist.
die gitarre. seine geliebte strat. verwaist stand sie in meiner wohnung. bis ich jemandem begegnete, der für eine zeit ein guter vertrauens- würdiger freund wurde. er verstand, was der verlust für mich bedeutete auf einer tieferen ebene, und ich fand es plötzlich in ordnung, wenn ich ihm für das einspielen einiger aufnahmen die stratocaster geben würde. er hat mich nie darum gefragt oder gebeten, es war meine idee. er war völlig demütig und respektvoll, als ich ihm wirklich die gitarre gab. als würde ich ihm eine seele anvertrauen. ich glaube, niemand hätte zu dem zeitpunkt behutsamer mit dieser gitarre umgehen können. ich wollte sie ihm nicht mehr wegnehmen, weil ich fand, dass er ihr wieder leben geben würde. dafür war sie ja da. nicht, um eine reliquie zu werden.
dann verloren sich unsere wege, einfach so. wie das manchmal so ist. ich dachte immer - wenn ich sie zurückwollte, müsste ich sie mir ja nur holen. ich habe es bis heute nicht getan. und es liegt nun schon siebzehn jahre zurück. eigentlich sollte die gitarre einer seiner söhne bekommen, mein bruder hat zwei söhne, der eine damals noch nicht geboren, der andere ein kleinkind. und heute spielt der eine tatsächlich e-gitarre und der andere klavier. ich könnte einen jungen mann sehr sehr glücklich machen, mit der gitarre seines vaters. aber es ist so lange her, und ich habe große hemmungen das anzupacken. niemand fordert das von mir. aber vielleicht sollte ich es eines tages doch noch versuchen.
g a g a - 27. März 2005, 16:03
lieber kid,
wie man sieht, habe ich die kommentarfunktion ja doch offen gelassen und belasse es dabei. fühlen sie sich bitte nicht verscheucht durch diese erklärung. trost und zuspruch tun immer gut.
Ich kenne eine Geschichte, die ich hier nicht erzählen möchte, weil es nicht meine eigene ist. Die lief entlang einer sehr ähnlichen Struktur, hatte auch den Tod eines engen Familienmitglieds zum Angelpunkt - und eine verpaßte Chance als bittere Pointe.
Das war der Eindruck, unter dem ich den obigen Kommentar schrieb. (Zumal ich mich angesprochen fühlte.) Sie sagen es ja selbst: Sie könnten jemand sehr, sehr glücklich machen. Vielleicht erstmal fragen, ob es die Strat überhaupt noch gibt...
Die besten Wünsche!
hier gibt es nichts
Ich glaube, ich habe ein wenig ein schlechtes Gewissen, weil ich nie so richtig eine Strat gespielt habe (Ich besitze eine Gibson-/Epiphone-Kopie) und die nur immer erwähne wegen der Stratocaster-Lobgesänge von Patti Smith...
Aber so fügt sich dennoch alles in einander und hat seinen Sinn.
ich musste eben ein wenig schmunzeln,
also stand ich da, bedroht vom gerichtsvollzieherbesuchstermin, der mir den strom abdrehen sollte. ich rief im bereits erwähnten pfandhaus an und fragte, wieviel man ungefähr für diese gitarre bekommen könnte. der mann am anderen ende der leitung hatte überhaupt keine begrifflichkeiten vom wert einer fender strato- caster. das waren für den komplett bömische dörfer. er erteilte mir - zum glück - eine komplette absage. gitarre is nich. ich biß dann in den sauren apfel und pumpte eine liebe freundin an, mit der zusage, ihr das so schnell wie möglich zurückzugeben. was ich dann auch tat, weil ich mir doch ein herz fasste und meine armen eltern um hilfe bat. tja ja.
der gerichtsvollzieher war übrigens sehr nett - immer ;-)
allerdings war das im zeitalter vor e-bay... - oh je. ich will gar nicht weiter darüber nachdenken... wechseln wir schnell das thema...
noch p.s. für kid
Patti Smith ist für immer. Aus vielerlei Gründen. Erste Liebesnächte gehören sicherlich dazu.