24. November 2013



Ein bißchen wie im Leerlauf. Der Geist dreht Kreise, aber findet nicht den entscheidenden Punkt, um in einen Gang zu schalten und zur Handlung überzugehen. Mit Handlung ist in diesem Fall bereits gemeint, Worte zu schreiben. Schaue nach links, nach rechts, nach oben, nach unten, vorwärts, rückwärts. Auch so eine Manie, sich auf Dynamik zu fixieren, immer etwas vorantreiben zu wollen. Andererseits, man ist nicht als Amöbe inkarniert. Die Existenz in Fleisch und Blut und Knochen drängt nach Bewegung. Und sei es nur der des unruhigen Geistes. Ich habe am Donnerstag nach 22 Uhr eine Mail bekommen, die ich in eine Textdatei kopiert habe. Schriftgröße 9 Punkte, Verdana. Absatzformat 1,5 Zeilen. Linker und rechter Seitenrand 2,5 cm. Rand oben und unten 2 cm. Ergibt 55 DIN A 4-Seiten. Es handelt sich um keinen Text, der aus einer anderen Quelle kopiert wurde. Es ist eine an mich gerichtete Mail-Antwort. Einige Zeilen sind als Zitate einiger von mir vor drei bis vier Monaten vorangegangenen Mitteilungen eingefügt. Meine Zitate nehmen ungefähr nur zwei bis fünf Zeilen pro Seite ein. Normalerweise kopiere ich keine Mail-Inhalte in Textdateien. Ich merkte aber recht schnell, dass es mir zu anstrengend sein würde, diese fünfundfünzig DIN A 4-Seiten innerhalb des gmx-Accounts zu lesen, mit dem flimmernden Layout links und rechts und oben und unten. Ich änderte sogar die Hintergrundfarbe der Textdatei von hartem Weiß zu einem zarten Elfenbeinton. Bis es mir angenehm war. Ich hatte alle anderen Anwendungen geschlossen. Firefox, Dateiverwaltung. Geöffnet war nur noch die Textdatei in einem schmaler aufgezogenen Fenster, so dass ich es als schmalere Spalte besser lesen konnte. Hinter dem hellen Fenster mit dem langen Text war nur noch das satte Schwarz meines Desktops, auf dem sich keinerlei Anwendungssymbole befinden, nur in der Mitte mein dunkelgraues Logo. Und das war nun verdeckt vom Textfenster. Ich las ungefähr dreieinhalb Stunden am Stück, von 23 Uhr bis ungefähr halbdrei. Unterbrochen nur von zwei- dreimal ins Bad gehen und Klopapier abreißen. Ich hatte nicht den Nerv nach einem Tempotaschentuch zu fischen, obwohl ich weiß, wo sie liegen, griffbereit. Inzwischen habe ich eine Zwischenbotschaft durch meine persönliche Assistentin übermitteln lassen, die den Eingang der Mitteilung bestätigte. Das war am Freitag Vormittag. Sie erklärte meine Unfähigkeit einer persönlichen Eingangsbestätigung durch mich selbst, mit einer leichten Unpässlichkeit von Frau Nielsen, aufgrund der nächtlichen Lektüre. Am Tag darauf, gestern, war Frau Nielsen wieder einigermaßen erholt und in der Lage persönlich mitzuteilen, dass sie sich angesichts der Fülle und der Dichte des Mitgeteilten nicht so recht in der Lage sieht, sich im Handumdrehen eingehend dazu zu äußern, weil eine Würdigung nach einem angemessenen Format verlangt. Und da stehe ich jetzt. Ich weiß nicht, ob ich zuerst den Text einmal kopieren soll und alle Passagen löschen, zu denen ich nichts anmerken will, so dass nur die übrig bleiben, die ich noch einmal aufgreifen will. Es werden ja eigentlich so gut wie keine Fragen gestellt, in all den Zeilen. Es wird einfach erzählt, erklärt. Doch manchmal gingen mir beim Lesen kleine Fragen durch den Kopf. Die könnte ich stellen. Allerdings fürchte ich fast, dass meine Art zu fragen, in fragile Bereiche dringt. Das ist mein besonderes Talent. Immer ins Schwarze. Das ist auch so ein Eintrag, den man gar nicht kommentieren kann. Ich würde so einen Eintrag lesen, zur Kenntnis nehmen und gespannt gucken, ob in einem nächsten Eintrag irgendeine erhellende Neugigkeit als Fortsetzung kommt. Das also beschäftigt mich seit gut drei Tagen.

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Margarete 20. Dezember...
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Saskia Rutner Sieht...
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