Ja... das war nicht gestern. Eher vorgestern. Irgendwie waren das zeitlose Augenblicke. In der Newton Foundation steht für mich sowieso die Zeit merkwürdig still. Meine kleine Kapelle der Andacht. Dort fotografieren zu dürfen, bedeutet mir mehr, als in irgendeinem anderen Museum oder irgendeiner anderen Galerie. Wenn ich je uninspiriert bin und betrete diese Räume - innerhalb von wenigen Minuten bin ich aufgeladen von diesem guten Geist. Deshalb bin ich auch für dieses eine Bild so dankbar, das Jan dort von mir gemacht hat. Dieses Bild zeigt so etwas wie mein inneres Selbstverständnis, Heimat. Ganz vertraut, zuhause. Ja, verrückt. Aber so ist es.

Xavier Moreau war übrigens dieser mysteriöse, heitere Herr, von dem ich erzählte, der sich nur bereit erklärte, vor dem Udo Kier-Bild fotografiert zu werden, wenn ich mit auf das Bild käme. Leider habe ich die Bilder nie gesehen, die dabei entstanden. Später dann, zuhause, kamen Jan und ich auf die Idee in dem Bildband 'Portraits' von Newton zu blättern, dort gab es drei Aufnahmen, die Xavier Moreau zeigten. Er war in den siebziger und achtziger Jahren Newtons Agent und Herausgeber mehrerer Bildbände von Newton, u. a. BIG NUDES. Und er war neben Gérald Marie einer der beiden Inhaber von Élite, Paris, jener legendären Model-Agentur. Insofern war ich rückwirkend doch ein bißchen geschmeichelt, dass mich dieser Mann, dem mächtig der Schalk im Nacken saß, wegen eines gemeinsamen Fotos umschwirrte. Das ist der eigentliche Spaß an solchen Events - man findet sich mirnichts, dirnichts zwischen Leuten, die etwas Ungewöhnliches an sich haben, man spürt das, auch wenn man nicht weiß, wen man vor sich hat. Und plötzlich plaudert man ganz familiär. Weil der Rahmen es ermöglicht, leicht macht. Wenn ich gewusst hätte, wer Moreau ist, oder in welcher Beziehung er zu Newton stand, hätte ich mich womöglich vor lauter Ehrfurcht in überhöfliche Zurückhaltung begeben. Aber in meiner völligen Naivität habe ich dann eben einfach mit ihm herumgealbert. Das sind die besten Begegnungen. Dasselbe mit Nicky Butler. Er ist der Designer der Sachen, die im Newton-Shop verkauft werden. Und Skorpion! Ich spürte das. Er wusste auch sofort, wovon ich sprach. Selbe Wellenlänge. Wir mussten miteinander sprechen, es war unumgänglich. Ein einziger Blick der Verständigung, sofort vertraut.