12. September 2013



Heute gehe ich wieder früher schlafen. Weil ich es kann. Und natürlich wegen früh aufstehen müssen. Einmal hat es schon geklappt, nämlich heute. Gar nicht so leer, die S-Bahn um fünf Uhr vierzig. Aber noch gut Platz gekriegt. Am Nachmittag aufgeregter Anruf vom Malermeister, der in meinem Atelier am Balkon was neu verputzen soll (nicht meinethalben, sondern wegen Herrn Weber, meinem Vermieter). Er hat fast gestottert, so unwohl war ihm. Ich habe ihm letzte Woche meinen Atelierschlüssel gegeben, damit er frei ein- und ausgehen kann, um seine dreitägige Arbeit zu erledigen. Ich vertraue Ihnen! Habe ich versichert. Blöderweise ist ihm gestern die große Tasche abhanden gekommen, in der nicht nur mein Schlüssel war, sondern auch noch hunderttausend andere Schlüssel für noch andere Häuser und so weiter. Aber nur an meinem Schlüssel war ein kleines Schildchen dran, mit der genauen Adresse. Niemals nicht würde ich unter normalen Umständen an einen Schlüssel einen Anhänger mit einer Adresse machen. Nur für den Malermeister! Damit er ihn zuordnen kann, er kennt ihn doch nicht aus dem Effeff, meinen Schlüssel! Und nun kann jeder, der die Tasche aufgegabelt hat, zumindest schnurstracks kombinieren, dass die Straße mit der Hausnummer und der Etagenbezeichnung und gaga-atelier eben dafür ist. Mannmannmann. Ich habe ihn erstmal beruhigt und gesagt, er soll erst mal tief Luft holen! Da war er glaub ich ganz schön froh, dass ich ihm nicht noch mehr Ärger gemacht habe. Au weia. Na ja. wir haben dann noch ein paar mal telefoniert und nun ist das Schloss am Nachmittag gleich ausgewechselt worden. Die Einbrecher hätten sowieso dumm geschaut, wenn sie in mein Kabuff gekommen wären. Keine modernen technischen Geräte zu finden! Kein Fernseher, nur eine uralte Mini-Kompaktanlage mit Kassettenrekorder (!) und eben die dazugehörigen uralten Musik-Kassetten sowie vollgepinselte und leere Leinwände und Farbe und Zeugs und ein paar Lampen und eine Iso-Matte (aber schon super) und eine alte Moka Express auf dem Gasherd. Und ein paar Bildbände. Na ja, doch schon einiges! Aber nicht gerade das Beuteschema des klassischen Kriminellen. Womöglich hätte der Einbrecher aus Ärger noch die Leinwände aufgeschlitzt! Ritsch Ratsch! So wie manchmal Fahrraddiebe, die das Fahrrad nicht loskriegen, die Reifen aufschlitzen. Aber ist ja noch mal alles gut gegangen. Muss schnell noch was zu essen machen, vor dem Schlafengehen. Mache ich ganz oft. Bekommt mir ausgezeichnet.

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Saskia Rutner Sieht...
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