01. September 2013


Symbolfoto


Jetzt kommt sie wieder, die Sonne. Man muss für alles gewappnet sein, an einem solchen Tag. Gerade an der offenen Balkontür Kaffee getrunken und Haare gekämmt und Wimpern getuscht und alles. Dicke Wolke über meinem kleinen Balkon. Drei Regentropfen. Jetzt schiebt die Sonne die Wolke auf die Seite, die zeigt sich aber ein bißchen widerspenstig. Gerade ist die Sonne wieder am Ball. Mal gucken, wer gewinnt. Ich will einen kleinen Spaziergang machen.

1. zum Hackeschen Markt zur Sparkassenfiliale, Bargeld holen.

2. weiter zur U-Bahn-Haltestelle Oranienburger Tor. Von da eine Haltestelle weiter fahren, bis Naturkundemuseum.

3. aussteigen und in die Invalidenstraße biegen, vorbei am Invalidenpark, zum Hamburger Bahnhof.

4. Ausstellung von der geheimnisvollen Hilma af Klint gucken.

Ich überlege dauernd, ob Hilma af Klint die Malerin ist, von der mir mal ein Vermieter von einem Atelier erzählt hat, als ich eins gesucht habe. Ich habe ihm, auf seine Selbsteinladung zu meiner in keinster Weise avisierten Ausstellungseröffnung geantwortet, dass das nicht so sinnvoll wäre, weil ich mich ja so schwer von den Bildern trennen könnte. Usw. usf. Daraufhin erzählte er von einer Malerin, die zu Lebzeiten verweigert hätte, ihre Bilder auszustellen und er hat auch den Namen genannt. Ich kann mich leider nicht mehr erinnern. Aber jetzt, wo ich lese, dass Hilma af Klint testamentarisch verfügt hatte, dass ihre Bilder frühestens zwanzig Jahre nach ihrem Tod ausgestellt werden dürfen, komme ich ins Grübeln, ob sie das war. Nun ist es jedenfalls so weit. Es ist die erste Retrospektive ihrer Bilder überhaupt, hier in Berlin. Ich bin nur zufällig drüber gestolpert. Ich bin in einem Verteiler von artslant, einem New Yorker Kunstportal, und da war eine warme Empfehlung für diese Ausstellung. Ich hatte vorher noch nie von Hilma gehört. Ihre Bilder sind die Geburtstagsblumen, die ich mir heute selber schenke. Mir ist vorhin noch mal durch den Kopf gegangen, dass wenn man achtundvierzig geworden ist, gleichzeitig, also ratzfatz, das neunundvierzigste Lebensjahr angefangen hat. Uh. Das geht jetzt aber stramm auf die Fünfzig zu. Nicht, dass ich Angst davor hätte. Es ist ja ein Geschenk des Himmels, wenn man möglichst viele Geburtstage bei guter Gesundheit erleben darf. Also erst mal Danke für die ersten fertigen achtundvierzig Jahre. Ich nehm auch meine Kamera mit. So jung kommen wir nicht mehr zusammen, mein Fotoapparat und ich. Muß endlich mal zum Kleiderschrank und mir was Passendes anziehen. Passend zu Hilmas Bildern und mir selber.
g a g a - So, 1. Sep, 13:10

habe gerade in ihrer Biographie gelesen, dass sie doch ein-, zweimal ausgestellt hat. Aber sehr überschaubar. Das Vermächtnis bezog sich auf das Verfahren mit ihren Bildern nach ihrem Tod. Schon wahnsinnig, dass so etwas Persönliches von einem so lange in der Welt bleibt. Der Gedanke kam mir auch so manches mal, wenn ich eine Leinwand vor mir hatte. Ewig jung bleibt der Ausdruck des Augenblicks gebannt. Auch in der Photographie. Magisch.

arboretum - So, 1. Sep, 13:33

Schöner Geburtstagsausflug. Ich freu mich auf die Bilder.

Malen Sie eigentlich noch?
g a g a - So, 1. Sep, 13:53

Ja.
(mit Licht)
zuckerwattewolkenmond - So, 1. Sep, 13:47

Alles Gute,

viel Gesundheit und allzeit gutes Licht wünsche ich zum Geburtstag!
Bei meinem Geburtstag wurde mir auch schon gesagt, daß ich jetzt stramm auf die Fünfzig zugehe, was ich energisch abgestritten habe bis mir einfiel: es ist ja wirklich so. Na ja , Hauptsache man fühlt sich jung. Viel Spaß in der Ausstellung!

g a g a - So, 1. Sep, 13:56

DAnke Danke Danke - vorgestern meinem Neffen Valerian, der den Jubeltag ansprach, am Telefon erklärt, dass ich eine neue Strategie anstrebe: prinzipiell behaupten, man sei bereits fünf bis zehn Jahre älter. Und dann die überraschten Gesichter! (im besten Fall). Sollte man ohnehin älter aussehen, als der Personalausweis behauptet, ist man ebenfalls auf der sicheren Seite. Er fand die Idee auch ziemlich super. Blöd nur, dass ich nun mein wahres Alter verraten habe. Natürlich habe ich mich nur jünger gemacht und trete bereits ins Neunundfünfzigste!
Frau Klugscheisser - So, 1. Sep, 16:51

Einen Geburtstagsgruß von südlich des WW-Äquators. Das mit der Gesundheit ist mir noch nie so bewußt gewesen wie eben. Wünsche einen schönen Tag mit vielen Eindrücken gehabt zu haben.

g a g a - So, 1. Sep, 17:10

DANke.... danke...
ach... bin zurück und hin und weg.
Furios. Furioso.

Sagenhaft. Hin. Hin. Hin.

Musste an den Eindruck von Kahlos Bildern "in echt" denken. Was für ein Gegensatz. Ich dachte ja immer, die Bilder von Frida schreien nach Großformatigem. Meine Idee davon war immer: "nicht unter 60 x 90"! Dann sieht man die kleinen Werke und ist ein bißchen - na ja. Schon enttäuscht. Und erwartet auch keine monumentalen Werke bei anderen, schon mal aus Vorsicht. Und dann betritt man die erste Treppe hoch im Hamburger Bahnhof diese Retrospektive und ist völlig erschlagen. Von wegen "Size doesn't matter". It does. Hilma hat in gigantischen Formaten produziert. Ich bin völlig berauscht. Durchnittsgröße irgendwas zwischen 2, 80 m x 4 Meter. Ein Traum. Man taucht sofort in ihre metaphysische Sphäre ein. Magisch. Absolut magisch. Und ich durfte fotografieren. Und filmen.

P.S. auch sehr zu empfehlen zur Unterfütterung der Geburtstagslaune, ein Gläschen Champagner der Marke Nicolas Feuillatte. Erst kürzlich entdeckt. Nicht ganz so teuer wie Veuve und ebenso verträglich. Aber die Witwe ist natürlich dennoch im Kühlschrank. Hab neulich beiläufig gelesen Nicolas Feuillatte wäre der beliebteste (sprich meist verkaufte) Champagner in Frankreich. Die wissen schon, was gut ist. Kann ich nur bestätigen.
Frau Klugscheisser - So, 1. Sep, 22:36

Der Schampus läßt mich immer so sehr abstürzen am nächsten Tag. Nichts Körperliches, eher seelisch. Da bin ich Sensibelchen gerade nicht so gut zu haben für. Aber die Witwe ist schon fein. Für den täglichen Bedarf eignet sich allerdings ein Prosecco vom L.idl besser. Süffig und sprudelig. Damit läßt sich gut anstoßen, z.B. auf meine fertige Studienabschlussarbeit. Prosit! Oder a votre santé, wie der Franzose zu sagen pflegt.
g a g a - So, 1. Sep, 23:11

Ich bin theoretisch auch eine ganz dicke Freundin von extra trockenem Prosecco, aber leider, leider, gibt es nur über einen Online-Handel einen Hersteller, der das Histamin entzieht. Bei der Witwe ist das Histamin entzogen und noch bei einem anderen hochpreisigen Champagner, wo ich mir den Namen nie merken kann und der auch hierzulande kaum im Handel ist und bei dem Feuillatte scheint da auch was bei der Herstellung anders zu sein. Trial and Error. Hab neulich mal wieder Prosecco der besseren Klasse aus dem Supermarkt versucht, leider Ausschlag an den inneren Handflächen gekriegt. Sieht nicht nur Scheisse aus sondern juckt auch noch. Ich betone also nochmals: mein Champagnerkonsum beruht vorrangig auf medizinischen Erwägungen. O.k. er schmeckt mir auch noch gut, aber das ist freilich nur eine Begleiterscheinung, die ich billigend in Kauf nehme!
g a g a - So, 1. Sep, 23:18

P.S.
und natürlich unbedingt geeignet, um bedenkenlos auf fertige Studienabschlussarbeiten (!) anzustoßen.
Hoch die Tassen! Toll.
Frau Klugscheisser - Mo, 2. Sep, 05:31

Oh, dann hat die Witwe sich also vom Histamin verabschiedet. Das wusste ich nicht, ist aber eine wichtige Information, weil ich ebenfalls histaminempfindlich bin. Nächstes Mal werde ich ein paar Groschen mehr investieren.

P.S.: danke. Ich bin stolz.
kid37 - So, 1. Sep, 19:51

Herzlichen Glückwunsch! Ich finde, das ist alles ein gutes Programm für den Tag. Für die weiteren alles Gute. Und, wie wir in unserem Alter gerne sagen: Gesundheit!

g a g a - So, 1. Sep, 21:05

Und vor allem:
GESUNDHEIT!
Darauf hebe ich nun feierlich mein Glas.
Ein Leben, das noch so lang sein soll,
wie es schön ist.
Und wenn es mal zwischendurch nicht so schön ist,
trinken wir es uns eben schön!
Ich halte das für kurzfristige Übergangsphasen für legitim.
Da fällt mir gerade im direkten Vergleich auf,
dass mir der Nicolas Feuillatte-Schampus von heute Nachmittag mindestens genauso gut geschmeckt hat, wie die Witwe, die mir nun hier im Glas Gesellschaft leistet.
Also Prosit!
kid37 - So, 1. Sep, 23:18

Being active in social media may also help you in big ways too - Astrologyzone
g a g a - So, 1. Sep, 23:31

toll toll toll.
Aber isch abe gar kein Eifon
wollte ich gerade skandieren, als ich dann doch noch den Text darunter entdeckt habe. Gott, ist das anstrengend, die kleinen Buchstaben zu lesen - und dann noch auf Englisch! Ich verpulvere doch schon meine ganzen Englischkapazitäten bei der Lektüre von Royal Gossip, da kann ich nicht auch noch diesen Astrokram bearbeiten - aber hey - ich war natürlich doch neugierig und wie heißt der Ratschlag in Gänze:

"Being active in social media may also help you in big ways too, or as we all know, we can make wonderful new friends on Twitter and Facebook. (I have!)"

Da könnte ich jetzt keck schreiben: "I have not"!

Dass ich kein Twitter habe, ist ja hinreichend bekannt, aber bei facebook bin ich in der Tat seit - Moment - haha - verdammt - ich wollte gerade gucken, wann ich mich dort registriert habe - aber ich habe ja alle Sachen deaktiviert, und kann selber nichts mehr über mich finden!!! Also nur noch Geburt und einen einzigen Eintrag auf dieser Wall oder Chronik oder wie das heißt - egal, wurscht! Also ich persönlich habe keine Freunde aus Fleisch und Blut bei facebook gemacht. Wobei ich gerade beim Nachgucken gesehen habe, dass mir ein lieber Mensch, mit dem ich dort "befreundet" bin, einen Glückwunsch geschickt hat. Nun ja. Ich will nicht ausschließen, dass man dort auch Kontakte knüpfen kann, die zu einem Rendezvous führen. Aber das will ich doch gar nicht. Ich möchte lieber meine dreieinhalb Freunde auf meinem Blog hier hegen und pflegen. Und das ist doch auch irgendwie Social Media, wenn auch Old school! Also hat die Astrotante doch recht. Die Sterne lügen eben nie.
arboretum - Mo, 2. Sep, 09:12

Für irgendwelche Facebook-Freunde hätten Sie auch gar keine Zeit, genau.
montez - Mo, 2. Sep, 10:16

Ich hänge mich hier mal hinten dran mit Glückwünschen. Und Gesundheitswünschen. Überhaupt alles Gute.

Sie meinen also, man sollte sich Hilma af Klint ansehen?!

g a g a - Mo, 2. Sep, 13:34

Ja, doch. Angucken. Es gibt da einen Raum, den ich nicht fotografiert habe, in dem sich drei Altarbilder befinden. Der Raum ist völlig dunkel, nur die drei Bilder sind so subtil ausgeleuchtet, dass man den Eindruck hat, sie selbst seien die Lichtquelle. Das ist ein schönes Erlebnis. Und eben dieses große, großformatige Werk an sich. Die Bilder haben eine sehr starke Ausstrahlung. Ich habe irgendwo gelesen, dass einige davon in einer Gruppenausstellung Ende der Sechziger Jahre in Los Angeles gezeigt wurden, in der es um spirituelle oder psychedelische Kunst ging, ich weiß es nicht mehr genau, und es wird berichtet, dass ihre wenigen Exponate alle anderen Werke überstrahlt haben. Man spürt, dass ein starker Geist dahinter gewirkt hat. Es sind nicht nur dekorative Kringel und Ornamente. Ich war beeindruckt. Auch gerade im Vergleich zu so manchen anderen Ausstellungen. Übrigens ist im Erdgeschoss teilweise ein nahtloser Übergang von Werken von Beuys zu ihren Bildern. Das ist ganz amüsant, wenn man es nicht sofort auseinanderdividiert. An der Wand hängt ein Filzanzug, von Beuys, bei dem ich erst überlegt hatte, ob es die Malerkluft von Hilma war. Kostet acht Euro Eintritt, diese Sonderausstellung. Die Riesen-Bilder hängen in der oberen Etage. Als ich den Raum betreten habe, ist mir die Kinnlade runtergeklappt. Was mir selten passiert. Wie Alice im Wunderland. Und ich bilde mir ein, dass viele andere Besucher auch einen selten erstaunten Ausdruck im Gesicht hatten.

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