14. juli 2007
von einem blind date zu sprechen, wenn wir beide und unsere kameras aufeinandertreffen, würde es wohl nicht treffen, das war uns schon vorher klar. und ich bin ja auch kein maulwurf, nicht wahr.
ich kann mich nicht erinnern, dass mich jemand in den letzten fünfundzwanzig jahren so ausgiebig fotografiert hätte. ich erinnere mich an manch albern motivierte fotografiererei mit meinem bruder. er hatte zum beispiel die idee, mich in möglichst unspektakulären allerweltsklamotten, jeans, holzfällerhemd und beinahe zu sexy wirkenden, hochhackigen lederstiefeletten, in grotesk übertriebenen playmate-bunnyposen mit rot angemalter schnute, dümmeligem augenaufschlag und viel gefummel auf der wohnzimmercouch abzufotografieren, was im ergebnis einigermaßen lustig aussah. ich war vierzehneinhalb und er sechzehn. das war das vorletzte mal, dass jemand auf die idee kam, mich unter einem anderen vorzeichen, als dem des zufalls abzulichten.
einige jahre später hatte ich einen freund, der viel fotografierte, auch gerne sich selbst. mich hat er nur einmal vor seinen scheinwerfer gestellt. das ergebnis war, dass alle über die drei (mehr hatte er nicht gemacht), für mich alle gleich aussehenden portraitfotos mit merkwürdig seitlich von oben gesetztem licht meinten, ich sähe interessant diabolisch aus. ich fand die bilder recht gewöhnungsbedürftig, weil ich enttäuscht war, dass nur mein kopf darauf war und ich auf allen bildern für meinen geschmack unsexy außerirdisch aussah. er fand den blick gut, der alte skorpion. mir dagegen gefielen seine selbstportraits ungleich besser. auf einem lag er unbekleidet, wie ein junger gott dahingegossen, inmitten eines ästhetischen durcheinanders von aufgeblätterten fotobänden, verstreuten fotografien, weingläsern und gauloisetabak auf dem boden.
das gestern fühlte sich schon etwas anders an als beiläufiges auslösen im bekanntenkreis. gut hat es sich angefühlt. auf die auf film gebannten bilder bin ich sehr gespannt. und auf deine digitalen in farbe. ich so klein, zwischen den beiden riesigen keith richards-fotografien von peter lindbergh im obergeschoss, wo die schöne, blonde galeristin von camerawork dankenswerterweise keinerlei anstalten machte, uns vom fotografieren abzuhalten.
und auf die treppenbilder im gestrüpp des alten rangierbahnhofs. oder die mit der schwarzen federboa, nachdem ich gerade das weinglas umgekippt hatte. und dann auf die, wo ich nicht mehr gewusst habe, wie ich mir jetzt gleich nochmal durch die haare fahren soll. ich meine: wann zum geier, interessiert sich jemand für genau diese eine bewegung, wie ich mir durch die haare fahre?
und das nächste mal bist du dran.
DANKE KERSTIN.
ich kann mich nicht erinnern, dass mich jemand in den letzten fünfundzwanzig jahren so ausgiebig fotografiert hätte. ich erinnere mich an manch albern motivierte fotografiererei mit meinem bruder. er hatte zum beispiel die idee, mich in möglichst unspektakulären allerweltsklamotten, jeans, holzfällerhemd und beinahe zu sexy wirkenden, hochhackigen lederstiefeletten, in grotesk übertriebenen playmate-bunnyposen mit rot angemalter schnute, dümmeligem augenaufschlag und viel gefummel auf der wohnzimmercouch abzufotografieren, was im ergebnis einigermaßen lustig aussah. ich war vierzehneinhalb und er sechzehn. das war das vorletzte mal, dass jemand auf die idee kam, mich unter einem anderen vorzeichen, als dem des zufalls abzulichten.
einige jahre später hatte ich einen freund, der viel fotografierte, auch gerne sich selbst. mich hat er nur einmal vor seinen scheinwerfer gestellt. das ergebnis war, dass alle über die drei (mehr hatte er nicht gemacht), für mich alle gleich aussehenden portraitfotos mit merkwürdig seitlich von oben gesetztem licht meinten, ich sähe interessant diabolisch aus. ich fand die bilder recht gewöhnungsbedürftig, weil ich enttäuscht war, dass nur mein kopf darauf war und ich auf allen bildern für meinen geschmack unsexy außerirdisch aussah. er fand den blick gut, der alte skorpion. mir dagegen gefielen seine selbstportraits ungleich besser. auf einem lag er unbekleidet, wie ein junger gott dahingegossen, inmitten eines ästhetischen durcheinanders von aufgeblätterten fotobänden, verstreuten fotografien, weingläsern und gauloisetabak auf dem boden.
das gestern fühlte sich schon etwas anders an als beiläufiges auslösen im bekanntenkreis. gut hat es sich angefühlt. auf die auf film gebannten bilder bin ich sehr gespannt. und auf deine digitalen in farbe. ich so klein, zwischen den beiden riesigen keith richards-fotografien von peter lindbergh im obergeschoss, wo die schöne, blonde galeristin von camerawork dankenswerterweise keinerlei anstalten machte, uns vom fotografieren abzuhalten.
und auf die treppenbilder im gestrüpp des alten rangierbahnhofs. oder die mit der schwarzen federboa, nachdem ich gerade das weinglas umgekippt hatte. und dann auf die, wo ich nicht mehr gewusst habe, wie ich mir jetzt gleich nochmal durch die haare fahren soll. ich meine: wann zum geier, interessiert sich jemand für genau diese eine bewegung, wie ich mir durch die haare fahre?
und das nächste mal bist du dran.
DANKE KERSTIN.
g a g a - 14. Juli 2007, 13:40