01. September 2011
Links von der großen Denkmalwand war eine Open Air-Bühne aufgebaut. Da saßen Zeitzeugen und erzählten, im Hintergrund alte Diaufnahmen aus der Zeit des Mauerbaus. Und der RBB schwirrte natürlich auch herum, wie es sich gehört an einem solchen Tag. Raiko Thal, einer der Abendschau-Moderatoren war vor Ort und neben ihm stand Harald Karas, ein ehemaliger Kollege von ihm, der erzählte, dass er sowohl als die Mauer gebaut wurde, als auch im November 1989, als die Mauer fiel, als Reporter für die Abendschau im Einsatz war. Und dass das für ihn der historische Moment, der Höhepunkt in seinem Leben als Reporter war. Ich habe erst gar nicht gewusst, wo ich den älteren Herrn hintun soll. Es ist doch schon wieder lange her, dass er moderiert hat. Vor zwanzig Jahren hat er sich in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Das Gesicht war mir noch vertraut. Er ist das Urgestein der Berliner Abendschau, denn er hat am 1. September 1958 die allererste Abendschau aus dem Studio am Theodor-Heuss-Platz moderiert.
Jeden Abend kurz nach Sieben die Berliner Abendschau zu gucken, war mir bald eine liebe Angewohnheit geworden, als ich im Frühling 1986 hierher gekommen war. Der Tonfall der Moderatoren hatte so etwas Vertrautes, Familiäres. Damals moderierten unter anderem Evelyn Lazar und Hans-Werner Kock. Das fühlte sich an wie die nette Variante von Onkel und Tante. Auch, weil Hans-Werner Kock immer so gemütliche Strickpullover beim Moderieren trug, seltenst Anzug und Krawatte. Er hätte auch Taxifahrer sein können. Und sein Abschiedssprüchlein war immer "Macht's gut Nachbarn!". Da hat es gemenschelt, wie man so sagt. Dann dachte ich immer: endlich zuhause. Lustig, dass ich jetzt zufällig sehe, dass wir am selben Tag Geburtstag haben, die gute alte Abendschau und ich. Beste Abendschau der Welt.
g a g a - 1. September 2011, 11:32
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