19. Juli 2011

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"Es ist schöner, fünfundvierzig zu sein. Man sieht die wesentlichen Dinge schärfer, und nicht etwa, weil man durch eine Brille schaut. Diese Blicke zurück filtern immer die sehr langweiligen Wartezeiten zwischen diesen vermeintlich beinah lückenlos aneinandergereihten Augenblicken voller Versprechen, Hoffnung und aufgeregtem Vorgefühl. Gut, dass man sich so darin irrt. Wenn man seine Sehnsucht, sein Herz und seinen Verstand füttert und pflegt, gibt es ja etwas zu ernten, wenn die Jahre ins Land gehen. Viel zu ernten. Auch Verluste, ja, aber - das ist ein Gefühl der Liebe. Wenn Verlust egal wäre, hätte man nichts von Bedeutung verloren. Ein Zeichen inneren Reichtums. Und selbst im Verlust bewahrt sich die Erinnerung an das reiche Gefühl. So wie diese Augenblicke, als man fünfundzwanzig war."
g a g a - Mi, 20. Jul, 09:42


kid37 - Mi, 20. Jul, 17:41

Schöner, weiß ich nicht. Entspannter vielleicht. Man glaubt nicht mehr alles, wählt bewußter und bringt den Mist schneller zum Müll. Und ja, was wachsen konnte, ist tatsächlich gewachsen. Das ist überhaupt das Erstaunlichste.

g a g a - Mi, 20. Jul, 21:42

Der Vollständigkeit halber, da ich keine Freundin der Zensur bin: hier hat irgendein kleiner Spammer den folgenden Kommentar hingewichst, um auf irgendeine Seite mit Billig-Produkten hinzuweisen:

"SiDo - 20. Jul, 21:37
Sehr emotional geschrieben... naja der Zahn der Zeit nagt an jedem....

Grüße
Chris"


Wobei zu erwähnen ist, dass der Vorname der Link war. Solcherlei Spam geht hier freilich nicht durch, aber ich möchte meine geschätzten Leser, die eventuell auch mit dem Dreck rechnen müssen, aus Gründen der Solidarität und Fürsorgepflicht warnen.

Und hier, lieber Chris kommt meine persönliche Antwort auf deinen kleinen Spam-Versuch, für dich ganz persönlich!:

An der Stelle muss ich einmal ganz emotionslos nachhaken, was ist das denn für eine trashige Verlinkung hinter dem Vornamen "Chris"? Sehe ich aus, als ob ich bei Aldi kaufe? Übrigens sehr mäßiger Kommentar, sowohl stilistisch, als auch inhaltlich leider unter Niveau. Du bist leider nicht im Recall. Oder hast Du etwa wider Erwarten den Arsch in der Hose, um hier kleinlaut einzugestehen, dass Du ein kleiner Spammer mit zu kleinem Pimmel bist, "Chris" oder "SiDo"?
g a g a - Mi, 20. Jul, 22:03

@kid37

Man sollte nie aufhören, sich selbst zu erstaunen. So ein kleiner Trick von mir. Sozusagen der Holunderbeersaft für den visionären Zellschutz.

Ich finde übrigens, dass man dank des zeitbedingten Reifeprozesses und der doch zumeist einhergehenden Distanz zu den Sozialisationsparametern der Kindheit und Jugend leichter auseinanderdividieren kann, in welchen Punkten man erziehungstechnisch ein bißchen versaut wurde (langweilige Familienvorbilder etc.) und was ganz ureigen dem persönlichen Wunsch und Wahn gemäß ist. Oh ja, auch das ist Wachstum.
Frau Klugscheisser - Mi, 20. Jul, 22:36

Lassen Sie mich ein bisschen spammen ohne mich zu flamen?

Ich finde ja den Satz über die Verluste sehr schön. Werd's mir hinter meine virtuellen Ohren schreiben. Entwicklung? Ach. Wäre ich doch schon da, wo ich schätzungsweise mit Fünfundfünfzig bin. Aber im Körper einer Fünfunddreissigjährigen bitteschön. Wie Sie das immer machen mit den Fotos. Ich habe zwischendrin immer mal ein kleines Problem mit den neuen Fältchen und grauen Haaren, den Flecken und Poren, die doch noch vor einigen Jahren ganz anders aussahen. Ich kann - im geschätzten Vergleich zu Ihnen - nicht jeden meiner Besenreiser in Bildmaterial zelebrieren. Wenn ich ehrlich bin, denke ich über chirurgische Maßnahmen nach (träumen kann man ja mal). Und wenn ich solche Sätze wie den vom Wochenende höre (die sieht jünger aus als sie ist, hat aber auch gut gelebt), dann weiß ich ehrlich nicht, wo ich die hinstecken soll. Selbstbewusstsein hin oder her.

g a g a - Mi, 20. Jul, 22:53

Falten um die Augen und wo sie sonst gut ausschauen, sind tolerabel, was den Rest angeht, sollte man nichts unterlassen, was das Wohlbefinden steigert. Ich zeige mich da auch offen, fühle mich allerdings finanziell derzeit gehindert, die Möglichkeiten auszuschöpfen. Hauptsache kein gefühltes Fremdmaterial im eigenen Organismus! Besenreiser habe ich vor ungefähr fünfzehn Jahren einmal entfernen lassen und sie sind nicht mehr an denselben Stellen zurückgekommen, sondern an anderen, haha! Allerdings weit weniger. Ich schaue da auch nicht dauernd hin. Graue Haare finde ich seit Mitte Dreißig auf meinem Kopf. Ich könnte mal wieder eine Packung Haarfarbe bei Rossmann holen, auch schon länger nicht mehr gemacht. Aus Neugier auf den Originalzustand. Es geht noch. Man bezeichnet mich noch nicht als grauhaarig. Ansonsten tut Schlaf und kein Alkohol Wunder. Und das Fernhalten von ungebetenen gedanklichen Einflüssen. Absichtsvolle Scheuklappen bei Sachen, die auf einer ungesunden Ebene zu nah gehen. Ich muss nicht die Psychoprobleme anderer zu meinen machen, auch wenn das manche immer mal wieder versuchen. Mein größtes Problem, ehrlich gesagt. Außerdem habe ich mich abgefunden, dass ich nicht mehr als vorrangige Aufreiß-Beute angeschaut werde. Die Blicke sind jetzt eher ehrfürchtig. Ich finde das auch nicht schlecht. Habe ich verdient. Wenn man ein paar uns als vermeintlich existentiell suggerierte Frauenträume in die alte Truhe der Jugenderinnerungen verbannt, kann sich das auch sehr erleichternd anfühlen. Dann wird das Lachen wieder sehr jung und übermütig. Ich habe gerade so eine sich etwas kindlich anfühlende Aufbruchstimmung. Dabei komplett planlos. Mal sehen, was noch alles kommt. Ich halte alles für möglich. Nur nicht mehr, dass ich mir irgendwelche Klischeeträume überhelfe, versehentlich verinnerliche. Da wird auch so viel gelogen. Ich meine, in den Lebensentwürfen, wo sich diese klischeehaften Dinge erfüllt haben. Was man als Frau angeblich alles gemacht und erlebt haben sollte.
g a g a - Mi, 20. Jul, 23:05

P.S. von wegen Schönheitsmaßnahmen: ich muss immer an ein Interview mit Uschi Obermaier, die ich ja sehr gut leiden kann, denken, auf die Frage, was sie so macht, um so jugendlich zu bleiben, hat sie zu ihrem Sechzigsten oder so in ihrem breiten erdigen Bayrisch breit grinsend geantwortet: "Jo mei - I loß mer scho a bissl helfn, ober I sog ned wie!"

Finde ich persönlich sehr elegant beantwortet. Wenn mir einer ein paar Hundert Euro schenken würde, wüsst ich schon, was ich damit machen würde, ober I sog ned wos! Im Grunde ist ja nun auch alles kein Geheimnis, was heute möglich ist. Für zarte Haut bin ich aber leider keine Ikone, vielleicht weil ich meinen Lebtag die falsche Creme benutze. Die billige, nicht ganz so fette von der Firma mit der blauen Dose. Ach ja und: Heilerde. Ins Müsli! Sehr gut für das Wohlbefinden. Und: kein Yoga ;-) Mein Credo ist immer noch, die körpereigenen Drogen zu optimieren. Ich habe leider über vierzig Jahre gebraucht, um echte, spürbare Erfolge zu erlangen. Ich esse sehr gut, sehr intelligent, clever könnte man sagen, lasse aber auch ganz viel weg, was als unzuträglich bekannt ist, was aber kaum jemand konsequent durchzieht. Ich kann da großen Ehrgeiz entwickeln. Aus Eitelkeit und Lust am eigenen Wohlbefinden, das in letzter Zeit die Qualität eines Drogen-Highs hat. Ich liege morgens im Bett und es kribbelt vor Energie. So fühlen sich glaube ich nur Kinder, die ja auch noch ziemlich giftfrei leben.
Frau Klugscheisser - Mi, 20. Jul, 23:13

Sie sollten mich grad grinsen sehen...
Ach Frau Gaga - an mein Herz. Ich bewundere ja immer nur von aussen. Da wirkt das alles so erhaben, Ihr Fotomaterial, Ihre strahlenden Augen und die schwarzen Haare. Ich für meinen Teil fühle mich zwischendrin immer mal abscheulich. Bin ich sicher nicht alleine. Nur zeigt sich da keine. Und als Protagonistin für feuchte Jugendträume mag ich ebenfalls nicht mehr herhalten. Da bin ich mir zu schade drum. Aber zu ehrfürchtigen Blicken hat's bis jetzt noch nicht gereicht. Zumindest habe ich die noch nie irgendwo beobachten können. Da fehlt mir die nötige Strenge, fürchte ich. Als große Bewunderin nicht nur Ihrer Kunst muss ich sagen, ich betrachte ja gerne Ihr persönliches Bildmaterial. Das Auge isst ja bekanntlich mit - mögen sich die Feministinnen dieser Welt winden wie sie wollen. Und ich würde gerne noch lange so appetitlich bleiben wie ich/Sie/wir derzeit sind. Five?
g a g a - Mi, 20. Jul, 23:21

Aber zweimal Five! Ich bin die eitelste Bloggerin Europas. Mindestens! Schon aus Rücksichtnahme auf meine Leser. Das ist auch mit ein Grund, wieso ich niemals in verwahrlostem Zustand vor die Tür trete: der Zuschauer auf den Straßen und in öffentlichen Verkehrsmitteln soll bitte etwas einigermaßen Inspirierendes, Wohlgefälliges sehen. Das Respektvolle kommt daher, dass ich ein ziemlich robustes, unzartes Auftreten von der Körpersprache her habe und wahrscheinlich die Konzentration auf das Ziel meines Weges vermittle. Das wirkt sehr unabhängig und frei, das spüre ich. Man kann sehr leicht Autorität durch den Blick und Körperspache erzeugen, das ist mir schon früh aufgefallen. Obwohl ich schüchtern war sehr lange, fiel mir irgendwann auf, dass ich Blicken länger stand halten kann, als das Gegenüber. Das ist gewachsen und hinterlässt einen furchtlosen Eindruck. Ich habe auch keine großen Ängste mehr. Außer Nachts, wenn das sentimentale Herz von einem Traum eingeholt wird, einem alten... Ich glaube nicht, dass ich ein Anti-Entwurf oder ein rotes Tuch für Feministinnen bin. Lesen hier welche? Keine Ahnung. Ich kokettiere ja mit keiner Opfer-Ästhetik. Das ist doch das Entscheidende.
Frau Klugscheisser - Mi, 20. Jul, 23:27

Da sprechen Sie was sehr Wichtiges an:
Niemals verwahrlost auf die Straße.
Das hat mit Respekt zu tun. Vor sich, vor andern. Da bin ich ganz bei Ihnen. Das ist so ein Prinzip der Wertschätzung, das ich sehr mag. Aber ach, die nächtlichen Mären. Die halten einem dann wieder all die Ängste und Sehnsüchte vor Augen, die man so gerne verdrängen würde oder irrtümlich meint, bereits überwunden zu haben. Die kenne ich nur zu gut. Erst letzte Nacht haben sie mich besucht.

Und die Feministinnen, die gegen die Reduktion der Weiblichkeit auf Äusseres stehen, die können mich mal. Ich stehe für Ganzheitlichkeit: Intelligenz, Kreativität UND Ästhetik. That's it!

P.S.: dass Kinder heute giftfrei leben, halte ich für ein Gerücht. Ich bin ebenfalls ein Verfechter bestimmter Gedankengängen was Nahrung anbelangt. Dennoch genieße ich immer noch Zucker und Alkohol - einfach weil ich seit gewisser Zeit mit anderen Lebensmittelintoleranzen zu kämpfen habe, die mir den Speiseplan so drastisch einschränken, dass ich kaum noch Genuss verspüre. Aber diese Energie von der Sie sprechen, die kenne ich sehr gut. Ich springe nach 4 Stunden Schlaf erholt aus den Federn - zu jeder Schandtat bereit. Das kann so leicht auch nicht jeder nachvollziehen.
g a g a - Mi, 20. Jul, 23:44

Sie haben auch ein großes Kraftwerk ins sich, das sieht und spürt man. Natürlich sind die Bälger auch mit Junk konfroniert, ich meine eher, was ihnen im Bereich der Genussmittel vorenthalten wird. Alkohol gibt kurze schöne Kicks, sehr fein, auch geschmacklich, entzieht aber viel Energie beim Abbauprozess. Das ist das Fatale. Ich will aber aus dogmatischen Gründen und weil ich Solidarität mit den französischen Weinbauern empfinde, ein entspannteres Verhältnis dazu zurückgewinnen. Das ist im Moment etwas unentspannt, weil ich so verliebt bin in den gefühlt unversehrten Zustand. Mental und körperlich. Wie gesagt, dieses Kribbeln, das ich sonst nur von Alkoholgenuss kenne, aber eigentlich fühlt es sich noch bessser an. Ah! Eine Droge gegen die andere - wer wird gewinnen? Mein Ziel ist, ab und zu ein Gläschen erstklassigen Bordeaux trinken zu können, ich liebe den Geschmack so. Das wird schon wieder!

Es soll ja innerhalb der feministischen Szene ungefähr dreieinhalb Tausend Strömungen geben, da passen wir beide auch noch rein, mit unserem allumfassenden 360-Grad-Power bejahendem Weltbild.

Bald Mitternacht. Zeit für eine kleine Schlaforgie. Träumen Sie gut, was Schönes.

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