21. januar 2007



heute ist der tag gekommen, an dem ich endlich von michaela erzählen muss. leider weiß ich nicht mehr genau, wann ich sie gekriegt habe. ich glaube mit fünf oder so zum geburtstag. aber dass ich mich mächtig gefreut habe, weiß ich noch genau. sie hat mir gleich sehr gut gefallen, weil sie kein baby mehr war, mit dem man immer nur fläschchen geben und windeln wechseln spielen kann, und ich war auch gleich in ihre blonden haare und die stupsnase mit den treuen kulleraugen verliebt.

was mich gerade ein bißchen durcheinander bringt ist, zusammenzukriegen, wieso michaela michaela heißt. als kind hat mir das lied von bata illic supergut gefallen und ich hätte gedacht, vielleicht deswegen, aber das lied ist erst zweiundsiebzig rausgekommen und ich glaube nicht, dass ich meine michaela so spät gekriegt habe. auf jeden fall hat mir der name gut gefallen.

leider ist dann ziemlich bald was ganz dummes passiert. michaela hat beim spielen einen blöden unfall gehabt. sie ist irgendwie aus- gerutscht oder was und runtergefallen. dabei hat sie sich das bein gebrochen. genau genommen sogar den oberschenkel. wenn man es ganz genau nimmt, sogar noch mehr. also warum lange um den heißen brei reden: das rechte bein war ganz ab. natürlich wurde gleich der notarzt gerufen und operiert. aber das gewebe war wohl nicht mehr gut genug durchblutet und deswegen ist das bein nicht mehr angewachsen. es wurde dann noch zwei oder dreimal transplantiert aber es wollte einfach nicht mehr festwachsen. das hat mir natürlich großen kummer bereitet. ich habe extra dicke verbände angelegt und alles und immer eine strumpfhose drüber, damit es schön hält. aber es hat alles nix geholfen. mist.

irgendwann habe ich dann mit michaela gesprochen und habe ihr beigebracht, dass das bein nicht mehr anwachsen will und dass sie aber trotzdem nicht traurig sein soll, weil sie die schönste für mich ist. und sie war ja auch wirklich die schönste, trotz abm bein. sie hat mir sehr aufmerksam und tapfer zugehört und sehr verständig gewirkt.

von da an habe ich mir besonders viel mühe gegeben, ihr schöne kleider zu machen. meine mama habe ich darum gebeten, ein großes seidentuch für michaela zu spenden, damit ich ihr ein schönes langes kleid machen kann, wo man nicht sieht, dass sie bloß ein bein hat. es war so ein großes glänzendes tuch mit verschiedenem grün drin, mit großen urwaldblättern drauf.

in den siebziger jahren war es mal mode, dass man große stofftücher als partykleid anzieht. so rückenfrei und die beiden stoffzipfel vorne über kreuz und im nacken gebunden. so ein partykleid habe ich dann für michaela gemacht und es hat ihr super gestanden. weil sie so toll ausgesehen hat und ich auch gerade einen fotoapparat gekriegt habe, habe ich dann sensationelle mode- photos mit ihr gemacht, vor dem rhododendronbusch im garten.

ich habe gleich gemerkt, dass sie dafür talent hat. und seitdem hat sie auch gewusst, dass sie sich nicht schämen muss, weil sie nur ein bein hat. wir haben auch so ganz raffinierte bilder gemacht, die ich leider nicht mehr finde, wo ein schlitz im kleid ist und das eine bein vorguckt. ganz schön sexy!

blöderweise haben wir uns in den achtziger jahren dann irgendwie aus den augen verloren. ich bin ausgezogen und michaela ist im haus bei meinen eltern geblieben. obwohl ich sie sehr geliebt habe, waren dann wohl auf einmal mehr so jungens wichtiger. wir haben uns dann sehr lange nicht mehr gesehen, aber ich habe sie nie vergessen.

vor dreieinhalb jahren musste ich immer öfter an sie denken und machte mir große sorgen, wie es ihr wohl ergangen ist, in all den jahren und wo sie überhaupt ist. ich bin dann kurzerhand zu meinen eltern gefahren und habe den ganzen dachboden auf den kopf gestellt. vor meinem kinderzimmer unterm dach ist so ein vorraum, in dem aller möglicher krempel und alte möbel und zeug herumstehen. da war die spielzeugtruhe aus meinem kinderzimmer mit dem dunkelroten lederdeckel und ich habe die truhe aufgemacht und es war ein fürchterliches durcheinander. aber ich habe ihren blonden haarschopf gesehen. dann habe ich sie vorsichtig herausgenommen und ihr gut zugeredet. sie war ein bißchen struppig aber sonst ganz munter. ich war total froh, dass ich sie gefunden habe. sie hat gar nichts angehabt.

daheim habe ich sie dann schön lange gebadet und die haare gewaschen (mit shampoo) und gekämmt und ihr aus so einem indischen hippietuch ein neues kleid gemacht. sie mag zur zeit so ein bißchen urwaldlook, deswegen wollte sie auch unbedingt die kette mit den holzzähnen umhaben. am liebsten sitzt sie im schlafzimmer auf dem holztiger und schaut zu, was ich so mache. ich glaube, es macht ihr nichts mehr aus, dass sie nicht so wie die anderen ist. zum beispiel darf jetzt jeder sehen, dass sie nur ein bein hat. das erfüllt mich natürlich mit großem stolz auf meine kleine tapfere kriegerin.

wollte ich nur mal erzählt haben.

[mehr bildchen]
BlueScreen - So, 21. Jan, 22:08

Schöne Geschichte...
Treue Gefährtin.

g a g a - Mo, 22. Jan, 00:42

es gab noch andere spielsachen mit augen. stofftiere, eine kleine kuh, ein großer bux bunny. viele tiere bekamen mein bruder und ich gemeinsam. aber an keinem tier hing ich so innig wie an ihr. sie ist mir immer am lebendigsten vorgekommen. fast wie die kleine schwester, die ich mir immer gewünscht habe. schon ulkig. vor vielen jahren, da war ich ja schon groß und in berlin wollte ich auf einmal unbedingt einen löwen haben. den löwen, den ich dann gefunden habe, der ist auch wichtig. er schläft auch im schlafzimmer. ein fauler, noch ziemlich junger, wuscheliger löwe. ansonsten hab ich es eigentlich nicht so mit puppen und stofftieren und kinderkram. aber die beiden sind wichtig. es gibt noch ein kleines kamel, das mir meine freundin ilona ge- schenkt hat, weil sie meint, eine wüstentochter braucht ein kamel. das ist auch sehr niedlich und kuschelt mit dem löwen. ah! ich habe noch einen kleines straußenkind und eine schildkröte. die sehen aber alle ein bißchen wie echt und sehr lebendig aus. der gesichtsausdruck ist ganz wichtig bei puppen und stofftieren. da gibt es viele, die mir zu dumm oder zu streng gucken. ich bin sehr zufrieden mit meinem minizoo. an weihnachten bin ich immer schwer beeindruckt von den riesigen steifftieren im kaufhaus. so ein großes rentier wäre auch was für mich. oder ein großer eisbär. aber wohin damit.
saoirse - Mo, 22. Jan, 02:40

das hat was furchtbar authentisches! nicht so wie die anziehpuppenspielchen von heute bei meez.com (obwohl du bestimmt auch entzückende michaela-meez bauen kannst).

blue sky - Mo, 22. Jan, 10:19

Dieses Selbstbewusstsein kann man ihr wirklich ansehen, selbst das Hippiehafte wirkt überzeugend. Ich glaube, sie hat da einen guten Platz bei Ihnen.

schmelzpunkt - Di, 23. Jan, 22:28

Nun, der Steiff-Nerffe hat auch einmal ganz klein angefangen. Ted wurde zu Teddy und Michaela könnte ohne weiteres eine neue Lara Croft werden. Nur Frau Merkel nicht, dafür hat sie (die Michaela) viel zu schönes Haar.

g a g a - Di, 23. Jan, 23:54

aber angie geht doch zu udo! und der gibt sich bestimmt viel mühe. ich weiß das.

michaela kommt jetzt ja auch bald in die pubertät und fängt langsam an sich für jungs zu interessieren. da ist es schon gut, dass ich ihr leitbilder wie lara croft anbieten kann. aber man kann ja nur ein angebot machen. entscheiden muss so ein junger mensch letzten endes selbst.

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Saskia Rutner Sieht...
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