16. januar 2007

baden vor dem schlafengehen ist toll. komisch, mache ich ganz selten. und man riecht so gut. als ob man in ein frisch bezogenes bett kriecht, obwohl es überhaupt gar nicht frisch bezogen ist.

ich geh dann mal, mit dem buch mit dem (sau)blöden titel von der mir irgendwie unsympathischen witwe. vielleicht ändert sich das noch und sie wird mir sympathisch. bisher merkwürdig kalt sezierender tonfall. hat mich noch nicht wirklich tief berührt. ich lese vom wunsch der autopsie und dieser beizuwohnen, trotz erkennbarer todesursache. wiederholtes befremden. vielleicht auch unzulänglich übersetzt. ich meine den tonfall. wer weiß.

es gibt ja einige bücher zu dem thema, zum beispiel connie palmens i.m. ischa meijer in margine. in memoriam oder keine zeit zum abschiednehmen von beatrix gerstberger. mal schauen. aber schon spannend. das ist das thema ja immer. immanent. eh kloa
arboretum - Di, 16. Jan, 23:40

Da gab es doch mal in den 70ern(?) dieses Buch von Anne Philip Nur einen Seufzer lang.

Die Vorstellung, obduziert zu werden, finde ich schauderhaft. Sollte in meinem Fall jemand auf die Idee kommen, mich obduzieren zu lassen, obwohl die Todesursache klar ist, hoffe ich, dass ich denjenigen als Nachtgespenst heimsuche.

g a g a - Mi, 17. Jan, 13:19

dito. erhellende passage in dem buch: die frage nach der bereitschaft zur orgenspende nachdem der tod festgestellt wurde. sie ist irritiert, weil ihr in den sinn kommt, dass organspender in der regel sog. hirntote sind, deren körper noch mit sauerstoff versorgt wird. sie hat herausgefunden, dass es auch bei unbeatmeten leichnamen ein interesse gibt: an der hornhaut der augen. ich möchte weder obduziert werden noch möchte ich, dass irgendeines meiner organe entnommen wird. und schon gar nicht meine augen. ich muß das endlich mal machen lassen, mit diesem organspenderausweis: man ist nur auf der sicheren seite, wenn man seine nichtbereitschaft explizit in einen organspenderausweis eintragen lässt. absurd. ich habe mich lange mit dem thema beschäftigt. ich möchte auch nicht mehr verbrannt werden. nach exitus ohne blutiges aufgeschlitze sanft in die erde. man sollte vielleicht wissen, dass die organentnahme von beatmeten sog. hirntoten unter vollnarkose erfolgt. warum wohl. man kann es sich ausrechnen. der unsicherheitsfaktor über noch vor- handenes bewusstsein und schmerzempfinden ist zu groß. es gibt nachweise eines schmerzverzerrten gesichtsausdruckes von ausge- schlachteten leichnamen, wo es mit der narkose nicht so genau genommen wurde. hirntote, die vor der organentnahme einen durchaus friedlichen gesichtsausdruck hatten. ich las von ange- hörigen, die mit diesem veränderten gesichtsausdruck konfrontiert waren und im nachhinein bedauerten, der entnahme zugestimmt zu haben. wer kein vermächtnis hinterlässt, dass er keine organspende möchte, muss damit rechnen, dass die angehörigen massiv von der ärzteschaft bearbeitet werden, der entnahme zuzustimmen. viele sind so durch den wind und fühlen sich durch die argumentation, einem anderen lebenden menschen damit helfen zu können, moralisch genötigt. ich bin absolut dagegen. die entscheidung bei lebendigem leib, einem angehörigen durch eine nierenspende zu helfen, steht für mich auf einem anderen blatt. damit kann man weiterleben. einen friedvollen, würdigen tod kann man nur einmal haben.
arboretum - Do, 18. Jan, 11:53

Gut, dass Sie das sagen, Frau Gaga, dann sollte ich mich wohl auch einmal darum kümmen. Besorgt man sich so einen Organspendeausweis und lässt eintragen, dass man auf keinen Fall irgendetwas spenden möchte oder wie funktionert das? Oder gehört das in so eine Patientenverfügung?

Ich sprach einmal mit meinem schönen Phsysiotherapeuten darüber, er meinte, er könnte sich schon vorstellen, sich Netzhäute transplantieren zu lassen, wenn es nötig sein sollte. Ich glaube nicht, dass ich damit klar käme, wenn mir andere Augen im Spiegel entgegenblickten. Das ist ohnehin so ein Thema, was selten erwähnt wird: Wie Leute hinterher seelisch mit ihren gespendeten Organen klar kommen. Meine jüngere Schwester erzählte mir vor Jahren einmal, dass sie darüber einen Artikel in der Zeit gelesen habe, welch psychischen Schwierigkeiten Empfänger von Organspenden hätten (von den körperlichen ganz zu schweigen, man muss danach wohl nicht wenige Medikamente mit haufenweise Nebenwirkungen schlucken). Nur ab und an wird das dann einmal in Romanen oder Hollywoodfilmen thematisiert, wo sich dann einer auf die Suche nach der Witwe des Organspenders macht und sich prompt in die verliebt oder sowas.

Von den schmerzverzerrten Gesichtsausdrücken der ausgeweideten Hirntoten hatte ich noch nicht gehört. Wie grauenhaft für die Betroffenen und die Angehörigen. Das mit der Lebendspende ist eine andere Sache, da haben Sie vollkommen recht.

Was die von mir gewünschte Erdbestattung anbelangt, so hoffe ich, dass dafür dann das Geld reicht. Gerade neulich las ich wieder die steigenden Zahlen anonymer Urnenbeisetzungen von Amts wegen, wo kein Angehöriger oder kein Geld da ist für ein richtiges Begräbnis. Kurz darauf sah ich dann bei meiner Mutter im Fernsehen ein Interview mit zwei Berliner Totengräbern. Die sagten, so eine anonyme Beisetzung dauere zwei Minuten, wenn keiner käme. Sie zeigten dann auch eine, wo keiner kam. Und man sah auch, wie im Krematorium Treptow eine Urne nach der Verbrennung gefüllt wurde. Da fielen mir Geschichten von früher ein, wie alte Omis für ihre Beerdigung sparten. So gesehen müsste ich wahrscheinlich jetzt schon damit anfangen.
g a g a - Do, 18. Jan, 16:51

das thema verursacht mir jedesmal übelkeit. rechtlich ist es wohl so, dass bei nichtvorhandener erklärung, dass man GEGEN eine organspende ist, die gefahr nicht gering ist, dass die dann zu befragenden nächsten angehörigen nach gutdünken vorgehen, weil sie sich mit dem opfer nie über das thema unterhalten haben und sich überrumpeln lassen. beispiel: wie schon erwähnt, alle durch den wind, unter schock, bombardiert mit positiver argumentation, wofür das ach so gut ist, nach dem tode noch einem anderen zu helfen, dann haben mutti und vati vielleicht noch im hinterkopf, dass der/die halbtote verunfallte ja auch ein soziales gewissen hatte und vielleicht auch deshalb evt. dafür gewesen sein könnte. es gibt eine gigantische tabuzone, was argumente dagegen angeht und eine riesige lobby dafür. potenzielle empfänger, die pharmaindustrie, mitleidige angehörige von potenziellen empfängern.

mir wird schon wieder schlecht.

sicher kann man es auch tausenfach auf irgendwelche zettel schreiben, die man mit sich führt. was weiß ich. ob das allerdings jemand für voll nimmt? ich kann ja schon mal meinen blut- spendeausweis handschriftlich ergänzen. icn habe ehrlich gesagt noch keinen bock, mich so damit zu konfrontieren. neurotische vorstellungen, jemand würde nur einen flüchtigen blick auf meinen noch nicht vorhandenen (ANTI-) organspendeausweis werfen, der sich vermutlich äußerlich nicht unterscheidet von den PRO-spender- ausweisen. und schon geht es womöglich rund: ah! organspenderin! prima, kann man alles gut gebrauchen, vor allem DIE AUGEN!!! horror. wenn ich so ein ding erst mal habe, werde ich noch extra groß auf den deckel schreiben, dass es ein ausweis DAGEGEN ist. und noch dazu, dass ich massiv gegen eine autopsie bin, auch im fall einer ungeklärten todesursache, auch bei mord und totschlag.

die initialzündung, die mich dazu brachte, diese massiv gegenerische haltung einzunehmen, war - u. a. - eine fernseh-doku, die ich vor ca. 15 - 20 jahren sah. über einen herzstransplantierten mann, der ein buch über seine krankengeschichte und seine erlebnisse schrieb, seit er das fremde herz in sich hat. verdammt, ich könnte mich sowas von ohrfeigen, dass ich mir den namen und den titel des buches nicht aufschrieb. ich habe mich schon dumm und dämlich recherchiert. ich finde es einfach nicht. ich war in sämtlichen foren zum thema, wo es buchempfehlungen gibt. nichts. nada. wie vom erdboden verschluckt.

dieser mann äußerte sich keineswegs, wie sonst üblich, beschöni- gend über sein neues leben, sondern führte ein bestürzendes tagebuch über seinen schizophrenen wahrnehmungen, seit er das fremde herz hat. er hatte wohl den eindruck, als sei er nicht mehr alleine in seinem körper. als wären mit dem fremden herzen, persönlichkeitsanteile in ihm eingezogen, die ihn befremden und die er nicht haben will. weil er damit nicht klarkommt, hat er das buch geschrieben. im zusammenhang mit der recherche nach dem buch (ich glaube das wort herz kam sogar darin vor, im titel - verdammt!) stieß ich auf operationsprotokolle von organentnahmen unter- schiedlichen grades. op-protokolle von op-schwestern, op-personal, das nicht mit den eindrücken dieser groben ausschlachtungen zurechtkam. zum einen mit der unwägbarkeit noch vorhandener empfindungsfähigkeit und zum anderen mit der respektlosen vorgehensweise, die diesen sterbenden widerfährt. die art, wie sie endgültig zu tode befördert werden.

dass organempfänger niemals ohne körperliche schwierigkeiten, die durch das fremde organ entstehen weiterleben, ist ja immerhin weitläufig bekannt und akzeptiert. dass es sich um mehr als einen rationalen geistigen zwiespalt handelt, nämlich nicht nur die tatsache, dass jemand sterben musste, damit der empfänger länger lebt, wird gerne unter den teppich gekehrt. ich glaube durchaus an einen beseelten körper. es ist also auch eine glaubensfrage. ein teil meiner selbst zwangsintegriert in einem fremden organismus beängstigt und bestürzt mich. vielleicht können das christen mit ihrem ideal von nächstenliebe in einklang bringen. ich leider nicht. die konsequenz ist selbstverständlich, dass man auch kein fremdorganempfänger sein darf.

ich spüre, dass ich zu keiner diskussion mehr bereit bin, was das thema angeht. als ich jünger war, war ich eigentlich irgendwie ein bißchen dafür. man möchte ja auch helfen. aber da wusste ich so manches noch nicht.
arboretum - Do, 18. Jan, 17:51

Ich fürchte, bei Mord und Totschlag sowie Selbsttötung kann man sich gar nicht dagegen wehren, obduziert zu werden, soweit ich weiß, ist das gesetzlich vorgeschrieben. Allerdings soll die Zahl der unentdeckt gebliebenen Mord- und Totschlagdelikte zunehmen, weil die Ärzte, die die Totenscheine ausstellen, oft gestresst sind oder schlichtweg keine Ahnung haben, worauf sie hätten achten müssen. (Es gab da mal so eine Untersuchung dazu, die genauen Zahlen habe ich nicht mehr im Kopf, aber ich glaube, es war jeder dritte Totenschein falsch.)

All das, was Sie heute erzählt haben, wusste ich noch gar nicht. Ich kannte nur die grausigen Berichte aus China, die Organentnahmen von zum Tode Verurteilten, die noch vorher scheußliche Medikamente verabreicht bekommen, damit das auch gut klappt.
In einem Krimi las ich kürzlich, dass es wegen Shinto in Japan kaum Organspenden gäbe. Weshalb in diesem Krimi dann reiche kranke Japaner nach China zur Organtransplantation kamen, wo sie dann - allerdings unfreiwillige - Lebendspenden erhielten (logisch, sonst wäre es ja kein Krimi gewesen).
g a g a - Do, 18. Jan, 18:42

ich weiß. zwangsautopsie. ein echter grund, sich nicht umzubringen ;-) im falle eines mordes kann man nur noch sagen: doppelt hält besser. doppelmord. einerseits fasziniert mich die pathologie, andererseits einerseits erscheint mir das gemetzel würdelos. zwiespältig.
arboretum - Do, 18. Jan, 18:46

Allerdings. Eben entdeckte ich gerade, dass Sie hier in Ihren Anfangstagen schon einmal über die Organentnahme schrieben. (Muss jetzt wieder lesen gehen.)
g a g a - Do, 18. Jan, 18:52

ja, hier. das war, nachdem ich über die protokolle stolperte, auf der abermaligen suche nach diesem buch.
arboretum - Do, 18. Jan, 18:57

Ich habe mich gerade über Ihren Vorschlag amüsiert, Diktatschreiben bei Erwachsenen einzuführen. Eine sehr gute Idee, ich bin dafür. Sie haben bestimmt auch ein paar gute alte Bücher dafür zur Hand.
g a g a - Do, 18. Jan, 19:02

da schlägt wieder die unsympathische hobby-studienrätin in mir durch. an das schlimme wort mit b habe ich mich mittlerweile gewöhnt, wie ich unlängst mit erschrecken zur kenntnis nahm. ja, ich habe es sogar selbst schon in den mund genommen. aber es wird dadurch nicht schöner. sie wissen ja: mit fortschreitendem alter wird man in kleinen dingen großzügig und in großen dingen kleinlich. so sollte es wenigstens sein.
arboretum - Do, 18. Jan, 22:30

Das Folgende muss ich ganz klein schreiben, denn ich fürchte, Ihnen wird sofort wieder schlecht. Mir wurde jedenfalls übel, als ich vorhin in der Zeitung von heute diese Meldung las.

In den USA wollen Ärzte eine Gebärmutter transplantieren, das soll Frauen mit Kinderwunsch helfen, die ihre eigene durch Krebs oder einen Unfall verloren haben. 2002 hat man das schon einmal in Saudi-Arabien versucht, eine 26-Jährige bekam die Gebärmutter einer 46-jährigen Spenderin eingepflanzt. Nach 99 Tagen gab es aber Komplikationen und die Ärzte mussten sie wieder herausnehmen. Der Arzt in den USA hat schon erfolgreich an Ratten, Schweinen, Hasen und Rhesusaffen herumoperiert, jetzt will er es an einer Frau ausprobieren.

Was sind das für Frauen, die so eine Tranplantation anstreben, frage ich mich.
g a g a - Do, 18. Jan, 23:00

ja danke, das ist sehr rücksichtsvoll, aber seit ich 'spaßeshalber' recherchierte, wie weit der stand der praktischen chirurgie im bezug auf kopftransplantationen (bzw. 'ganzkörpertransplantation') ist und tatsächlich fündig wurde ("Man muß das Gehirn im Schädel lassen - diese Erfahrung haben wir gemacht."), wundert mich das jetzt auch nicht mehr. ob fremde lunge, fremdes herz, fremde gebärmutter. was macht das noch für einen unterschied? wer sich defekt fühlt und an den besitz vitaler körperfunktionen klammert, scheint zu vielem bereit zu sein. sicher gibt es bereits auch diskrete experimente mit transplantationen der äußeren primären geschlechtsorgane. bei geschlechtsangleichenden op.s (transgender) scheint das bislang noch nicht üblich zu sein, wobei eine bioklitoris* (*regulärer fachausdruck: bio- versus neoklitoris) sicher eine 'lösung' für die mann-zu-frau-op wäre, da die sexuelle empfindsamkeit trotz aller bemühungen bei der kosmetischen umformung des männlichen 'materials' in aller regel flöten geht. auch so ein tabu unter betroffenen. viel beschönigung, wenn das kind erst in den brunnen gefallen ist. aber das ist wieder ein anderes schwieriges thema.

hier übrigens hinweise der bundesärztekammer zu postmortalen verfügungen.
g a g a - Fr, 19. Jan, 12:01

nachtrag: hier näheres zum organspendeausweis, angebl. u. a. in apotheken erhältlich. ich hole mir jetzt einen.
kid37 - Fr, 19. Jan, 22:11

"Looking Through Gary Gilmore's Eyes" war ein früher Hit der Punkband The Adverts. Darin geht es um das imaginierte Gefühl, das wohl der Patient nach dem Aufwachen hat, dem gerade die Hornhäute des hingerichteten Mörder G.G. (das war der, der vehement auf seiner Exekution bestand) transplantiert wurden. Ah, danke, Youtube.

Als junger Mensch war ich vehement gegen Tierversuche. Seit ich durch moderne Medizin überhaupt nur noch am Leben bin, hat sich das - ganz egoistisch - gewandelt. Sollte ich einst eine Niere brauchen (was nicht ganz unwahrscheinlich ist), nehme ich die - auch die von Gary Gilmore. Vermute ich.

Trotzdem sehe ich natürlich die Problematik. Ich habe es wiederum ein Stück weit einfach, weil man meine Organe nicht wird haben wollen. Mit Spenderausweis käme ich mir aber auch "unsicherer" vor, auf jeden Fall. Ansonsten hätte ich da keine Skrupel - soll man sich bedienen. Hauptsache, ich habe es vorher wirklich hinter mir.

Obduktionen, Frau Arboretum hat das schon richtig erklärt, finden in Deutschland in aller Regel nur in der Rechtsmedizin statt (also nach einer Straftat). Die Pathologie, in der ich mal gearbeitet habe, hatte leider eine solche Abteilung nicht - ich könnte heute bei CSI mitmachen! Ich weiß die Prozentzahlen nicht, aber es gab nur wenige Obduktionen, weil man post mortem die Diagnose noch einmal verifizieren wollte. In der Tat muß man davon ausgehen, daß viele Tötungsdelikte unentdeckt bleiben. Man muß da gar nicht mal in den Boulevard hinabsteigen, vermutlich werden bedeutend mehr alte Angehörige z.B. vergiftet als man denkt - einfach aus Überforderung, Erschöpfung, "da mit a Ruah" ist, Hass, Aggression. Meinetwegen Habgier. Jedenfalls fragt beim Tod eines gebrechlichen alten Menschen eher seltener ein Arzt wirklich nach.

Es gibt viele Menschen, die den Körper als Biomaschine sehen, die klassische Schulmedizin basiert ja auf dieser Denke. Andererseits helfen Transplantationen und Prosthetik dem psychischen Wohlbefinden (dem "Ganzheitsgefühl"). Man denke z.B. an Rekonstruktionschirurgie nach Brustamputationen - was aus rein technischer Betrachtung unnötig wäre. Insofern scheint mir eine transplantierte Gebärmutter nicht sooo weit entfernt. Interessanter waren ja die beiden Fälle mit der transplantierten Hand (der Empfänger hatte sie sich zwischenzeitlich entfernen lassen, wenn ich mich recht entsinne?!?) und, psychologisch noch interessanter, dem transplantierten Gesicht.

Entschuldigen Sie, wenn das jetzt alles etwas wirr zusammengeschneidert klingt. Es ist jetzt kein billiger Witz, sondern wahr: ich habe heute "Andy Warhol's Flesh for Frankenstein" mit Udo Kier gesehen. Der moderne Prometheus.
g a g a - Fr, 19. Jan, 23:05

ich nehme an, der sänger hatte gute gründe, die brille zu tragen.

"Ansonsten hätte ich da keine Skrupel - soll man sich bedienen. Hauptsache, ich habe es vorher wirklich hinter mir."

das ist eben genau der punkt. bevor ich heute losging, habe ich noch mit einigen menschen gesprochen - darüber. mir fällt immer wieder auf, dass einige die vage idee haben, dass die beatmungsgeräte VOR den organentnahmen abgestellt würden. also die vorstellung: sanft hinübergleiten in den exitus und dann würden in nullkommanix, weil ja die zeit so drängt, die schönen organe! das gewünschte behutsam und zügig entfernt. post mortem. viele denken natürlich auch nicht so detailliert darüber nach und gehen einfach mal von einer irgendwie vertretbaren vorgehensweise aus. man hört ja auch keine klagen danach. je nun. ich will es niemandem ausreden. für mich ist die sache vom tisch.

ich las, dass sogar bei selbsttötung nur dann eine sektion anzuordnen ist, wenn die leichenschau nicht ausreicht, um die todesursache festzustellen. nicht zwingend. wie auch immer, ich habe keine aktuellen pläne in der hinsicht. aber kaum hat man die eine sache erledigt, dämmert schon das nächste am horizont herauf: patienten- verfügung? keine kreislauferhaltenden maßnahmen durch geräte bei hirntod? da muß ich noch mal ein bißchen brüten. muß auch vernünftig formuliert sein. ich sollte die gunst der stunde nutzen, dass es mir nicht mehr die angst einjagt, die ich früher hatte, mich so konkret mit solchen vorkehrungen zu befassen. vielleicht demnächst eine kleine reise zu den friedwäldern. im wald ist es natürlich essig mit einem grab à la nurejev. ich hoffe noch auf ein paar jahre, um das richtige zu finden.

zum frankensteinkomplex: es würde mich weniger bestürzen, wenn jemand aus einer zellspende, die ich bei lebendigem leib und bester gesundheit aus freien stücken geben würde, und die mir nicht fehlte, eine kleine zucht von vitalen gaga-organen fabrizieren würde. von mir aus auch komplette ersatzorgane. das fände ich sogar interessant. rein genetisch betrachtet, halte ich es zuweilen für eine sünde, dass ich mein material nicht dem genpool zur verfügung gestellt habe. das wäre eine alternative zur eigenen kinderzucht. gerade die augen sind wirklich bestes material. deswegen hänge ich auch so komisch daran. 120 prozent!

gibt es empfehlenswerte links zur hand- und gesichtstransplantation? und warum hat der handtransplantierte die hand entfernen lassen? war die abstoßungsreaktion zu heftig?
arboretum - Sa, 20. Jan, 00:04

Man denke z.B. an Rekonstruktionschirurgie nach Brustamputationen - was aus rein technischer Betrachtung unnötig wäre. Insofern scheint mir eine transplantierte Gebärmutter nicht sooo weit entfernt.

Doch, für mich ist das meilenweit voneinander entfernt. Brustamputationen verändern das äußere Erscheinungsbild einer Frau, wenn die Gebärmutter entfernt wurde (was bei Frauen ab einem gewissen Alter ja sehr gern und häufig getan wird), fällt das nicht so auf. Abgesehen davon, muss man wegen Brustimplantaten nicht zeitlebens massenhaft Medikamente futtern, und ob das so gesund ist, wenn man während der Schwangerschaft solche Arzneien zu sich nimmt, sei mal dahin gestellt. Gar nicht zu reden davon, was passiert, wenn während einer Schwangerschaft die transplantierte Gebärmutter doch wieder abgestoßen wird, was dann?
g a g a - Sa, 20. Jan, 00:11

äpfel und birnen. ich bestünde gerne auf den frankenstein-vergleich mit der transplantation einer spenderinnen-brust. gab es das schon? wahrscheinlich zu kompliziert. die vielen blutgefäße und die verästelten milchdrüsen. das dürfte eine ziemliche sauerei und arbeit werden.

nein, im ernst: die befangenheiten und befindlichkeiten erstrecken sich bei empfindsameren gemütern wohl eher auf die vorstellung, lebendige körperteile mit einer fremden biographie, herkunft, geschichte, genetik, eigenleben zu haben. brustaufbau mit eigenfett oder synthetischen prothesen hat doch im ersteren fall eine vertraute aura und im letzteren eine historisch neutrale. man muss sich nicht mit psychotischen vorstellen belasten, was diese fremden körperteile schon gesehen, empfunden, erlebt und gespürt haben.

o.k. eine niere immer her damit? das klingt routiniert und vertraut. ich gehe jede wette ein, dass es größere befindlichkeiten gäbe, wenn es sich um eine transplantation fremder hoden handeln würde.
arboretum - Sa, 20. Jan, 00:18

Vor allen Dingen müsste da ja nicht nur der Gewebetyp usw. passen, sondern auch die Körbchengröße. Von der Form ganz zu schweigen.

Genau, Frau Gaga. Gibt es eigentlich schon Hodentransplantationen für Männer mit unerfülltem Kinderwunsch, die Mumps oder einen Unfall hatten? Experimentiert da ein Arzt schon damit herum?
arboretum - Sa, 20. Jan, 09:45

Heute Morgen diskutieren sie im Deutschlandradio bis 11 Uhr über Organspende (Anlass: 10 Jahre Transplantationsgesetz). Eben rief eine Hörerin an, die vor Jahren eingewilligt hat, dass ihrer Tochter Organe entnommen werden, und bis heute damit Probleme hat.
kid37 - Sa, 20. Jan, 15:29

Die Mutter hat Probleme. Die will ich nicht kleinreden, sind aber (möglicherweise) ebenso diffus begründet, wie die diffusen Vorstellungen der freiwilligen Spender. Vielleicht hat(te) die Tochter, Friede ihrer Asche, keine? Schade, heute mußte ich mal ausschlafen, sonst höre ich doch immer DLF.

Es bleiben die zwei diametral gesetzten Punkte: Das Maschinell-körperliche (Machbarkeitswahn) und die psychologische Wirkung (was passiert mit dem Patienten, der aufwacht und feststellt, [he's] "Looking Through Gary Gilmore's Eyes"? Was erben wir mit - neben dem "Gerät").

Die plastische Chirurgie stochert [sic!] da doch ständig in diesen Randbereichen rum. Zum "technisch-maschinellen" Überleben brauchen sie die rekonstruierte Brust eben nicht. Aus psychologischen Gründen schon, darauf wollte ich hinaus. Ihr Vergleich hätte demnäch der Ersatzhoden sein müssen, der nach Hodenkrebsamputationen (schöner Film zum Thema: "Eierdiebe") eingesetzt wird. Was die Gebärmutter (oder ein funktionierender Fremdhoden) angeht: Ja, erscheint mir auch grotesk. Klar. Ich wies nur daraufhin, daß sich meine Einstellungen gegenüber medizinischer Machbarkeit aus eigener Betroffenheit deutlich geändert hat, Fähnchen im Wind, das ich bin. "Ich fürchte nicht um mein Leben/Ich hab nur Angst vor dem Schmerz" (Fehlfarben) - das meinte ich mit, "ich hoffe, ich habe es dann hinter mir". (Bis dahin fürchte ich natürlich schon feige um mein Leben.) Die stellen die Maschinen ab/nicht ab? Tja, vor 50 Jahren hätte es diese Maschinen gar nicht gegeben. Ich lebe mit geschenkter, vielleicht sogar gestohlener Zeit - was will ich mich beschweren?

Ok, das sind ebenfalls nur diffuse Gedanken. Vielleicht will irgendwann doch mal jemand meine linke Hand. Die kann schöne Sachen machen - ein Grund vielleicht, sie zu erhalten.

Hier ein ZEIT-Artikel zum Thema Gesichtstransplantation, "sozialer Tod, Identität usw. Es handelt sich übrigens um denselben französischen Arzt, der Hand und Gesicht transplanteirte, wie mich die Wikipedia belehrte. Den Film von George Franju habe ich auf Video, "Les Yeux sans visage"/"Eyes without a Face" (und wer jetzt Billy Idol! sagt, dem komme ich persönlich vorbei und rolle mit den Augen und ziehe die Lippe hoch). Hier noch ein Artikel in der WEltwoche, der auch die Diskussionen um "nicht lebenserhaltende" Transplantation erwähnt. Der erste Handtransplantierte nahm die Hand "psychisch" nicht an und wollte sie deshalb entfernt haben. Ich bin aber nicht sicher, wie das genau ausging.

Danke für die Anregungen jedenfalls. Ich geh jetzt mal raus. Mögen die Äste meinem Kopf fernbleiben.
arboretum - Sa, 20. Jan, 16:16

Die Mutter hatte Probleme, weil sie von Ärzten dazu überredet worden war, der Organentnahme zuzustimmen. Sie sagte Sätze wie: Ich habe mein Kind nicht sterben sehen und dass sie nachts immer noch von ihrer Tochter träumt, die um Hilfe ruft. Es fiel auch der Satz: Ich bekam danach eine leere Hülle zurück. Dass man sie danach damit völlig alleine gelassen habe, das sei nicht gut gelöst.
Sie hatte eigentlich noch ein zweites Anliegen, aber dazu kam es nicht mehr. Der Transplantationsarzt hat sie natürlich nach allen Regel der Kunst beruhigt und beschwichtigt. Und das wollte sie wohl auch, ein wenig getröstet und beruhigt werden.

Es rief übrigens auch eine Empfängerin von Milz und Niere an. Sie sagte, sie habe immer das Gefühl, da sei noch mehr, als nur drei fremde Organe. Als sei da noch etwas Anderes, etwas Spirituelles. Sie wisse nichts über den Spender, außer Alter und Geschlecht (soviel verraten sie einem wohl). Gerne würde sie ihre Dankbarkeit gegenüber den Angehörigen ausdrücken. Der Doc erklärte ihr dann, dass es die Möglichkeit gibt, einen anomyisierten Brief an die Angehörigen zu schreiben, der dann über das Transplantationszentrum weitergeleitet wird.

Ich habe die Sendung auch nicht komplett gehört, aber mir danach so einen Ausweis besorgt und "nein" angekreuzt. Was übrigens laut dieses Arztes nicht bedeutet, dass man dadurch davon ausgeschlossen wird, selbst ein Spenderorgan zu bekommen. Doch momentan kann ich mir das für mich nicht vorstellen, ich will das nicht.
g a g a - Sa, 20. Jan, 18:25

(kid) "Vielleicht hat(te) die Tochter, Friede ihrer Asche, keine?".
das fragezeichen am ende müsste nicht dastehen. ein weiterer wesentlicher grund, warum es mich so sehr erleichtert, meinen wunsch in diesem ausweis erkennbar geäußert zu haben, ist, dass mir der gedanke, die entscheidung meinen dann dereinst nächsten angehörigen zu übertragen, eine unzumutbare bürde und unnötige last für diese erschien. in einem denkbar schmerzhaften augenblick zu so einer entscheidung genötigt zu sein, kann bei unsicherheit über den wunsch des verstorbenen zu einem lebenslangen zwiespalt führen.

ich verstehe es - und niemand verstünde das besser als ich - dass man die praktische umsetzung, diese greifbare annäherung an das eigene lebensende scheut. ich habe beispielsweise immer noch scheu, heute bereits ein testament zu verfassen. aber ich nähere mich langsam dem gedanken an, dass man nicht zwangsläufig den sensenmann herbeiruft, weil man etwas zu diesem letzten lebens- abschnitt äußert. dieser organspendeausweis war ein guter test in dieser hinsicht. ich fühle mich ungefähr fünf kilo leichter seit gestern. eine sehr erfolgreiche diät für die seele.

sobald man (je) darüber klarheit gewonnen hat (und ich weiß, das kann jahre dauern - ich war vor zwanzig jahren völlig anderer meinung), was man in dieser hinsicht wünscht, sollte man es äußern, schon aus rücksichtnahme auf die hinterbliebenen. zum heutigen zeitpunkt wären meine eltern meine nächsten angehörigen. würde ich unklarheit hinterlassen, würde ich ihnen, die bereits ein kind durch einen unfall verloren haben, durch die übertragung einer solchen entscheidung nur noch mehr unnötiges leid verursachen. das ist so unnötig. nicht immer kann man mit den angehörigen darüber sprechen. ich könnte es natürlich theoretisch. ich könnte meine eltern anrufen und ihnen mitteilen, was ich in dieser hinsicht wünsche. ich glaube, sie wären zutiefst bestürzt, wenn ich darüber spräche, als stünde es unmittelbar bevor. das möchte ich ihnen nicht zumuten.

abschließend noch etwas zur machbarkeit der schulmedizin: ich habe soweit ich das erkenne, nirgendwo geäußert, dass ich sämtliche lebenserhaltenden maßnahmen der modernen medizin pauschal ablehne. im gegenteil, ich bin sehr froh über jeglichen fortschritt auch unter zuhilfenahme von jeglicher technik. ich wünsche mir nur eine win-win-situation. es gibt so viele anwälte der organspende und der empfänger. gestehen sie mir einfach zu, eine anwältin der sterbenden zu sein. das sind fragen, die jeder für sich alleine beantworten und entscheiden muss. ich erlaube mir, es als etwas fragwürdig zu empfinden, dass der organspendeausweis nicht 'neutral' gestaltet ist, sondern mit suggestiven aussagen beschriftet ist, die das 'pro' in den fokus rücken. na gut. ich stehe darüber, weil es nichts neues ist. sicher haben meine überlegungen einige immerhin zum nachdenken gebracht, sich aktiver damit auseinanderzusetzen.

dass es mehr dinge zwischen himmel und erde gibt, als der heutige entwicklungsstand unserer technischen messgeräte aufzuzeigen fähig ist, ist ja keine erkenntnis von mir. in dem zusammenhang fand ich auch interessant, was rupert sheldrake bei seinen forschungen über morphologische felder herausfand. angeblich haben menschen, denen gliedmaßen amputiert wurden, sehr unterschiedliche arten von phantomschmerz. phantomschmerz an sich ist ja ohnehin schon eine sehr nachdenkenswerte sache. in einem absatz ging es darum, dass jemand erhebungen machte, wie die amputierten gliedmaßen entsorgt wurden. es schien einen unterschied auszumachen, in der art des schmerzes, ob gliedmaßen verbrannt oder anders entsorgt wurden, beispielsweise vergraben. bei verbrannten gliedmaßen scheint es häufig einen brennenden schmerz zu geben. gliedmaßen, die vergraben wurden führen wohl eher zu der wahrnehmung eines noch vorhandenen intakten körpergliedes, weniger schmerzhaft. mich beschäftigen solche dinge sehr.
g a g a - Sa, 20. Jan, 19:41

übrigens danke für die links. der vormals handtransplantierte clint hallam arbeitet angeblich an einem buch darüber. interessant auch, der immerwiederkehrende satz: 'es ist ein ganz neues leben'. eine für nichtransplantierte rein positiv besetzte scheinbare floskel, die offenbar mehr beeinhaltet, als wir naiv assoziieren. mehr als 'ich fühle mich wie neugeboren'. viel mehr: es ist ein neues, weil sehr anderes leben.

ich sehe gerade, es gibt mittlerweile noch einiges mehr darüber im netz (z. b. hinweise auf bücher von transplantierten), als diese seite, die ich vor drei jahren fand.

(gerade bestellt)
a.m.o.r.e.s - Mi, 17. Jan, 10:26

hmm - vielen Dank für die Hinweise - kenn' ich noch nicht, die zwei, zum Thema - NOCH nicht... hingegen baden vor dem Schlafengehen: nur! Ausser an arbeitsfreien Tagen...

g a g a - Mi, 17. Jan, 13:59

auch sehr empfehlenswert: paula. isabel allendes buch über das lange sterben ihrer tochter. das hat mich vor zehn jahren wirklich erschüttert. auch insofern unbedingt erwähnenswert, als man es übersehen könnte, wenn man mit dem sonstigen werk von frau allende, ihren opulenten romanen nichts anfangen kann (ich zum beispiel).

(u. unbedingte empfehlung für den koch: ihr sinnenfroh bebildertes kochbuch aphrodite)
a.m.o.r.e.s - Mi, 17. Jan, 21:16

oh ja, a.phrodit.e - fester Bestandteil seit x Jahren. Und dies bei Ihnen?
http://www.schirmer-mosel.com/homed1/PB_Tumbas.pdf
Etwas elitär, nur Dichter und Denker - doch was wäre die Welt ohne sie. Und ist nicht jedermann, wenn nicht ein grosser Dichter, so doch ein kleiner Denker? Oder so; oder ähnlich; oder auch nicht.

g a g a - Mi, 17. Jan, 21:29

nein, nicht fester bestandteil - aber unbedingt heimelig! ganz außer- ordentlich gefällt mir persönlich die ruhestätte von rudolf nurejev, den ich freilich zudem sehr verehrte. unter so einem schönen dicken kilim liegt es sich bestimmt gut und man friert auch nicht so!
a.m.o.r.e.s - Mi, 17. Jan, 22:44

da möcht' man glatt sterben vor lauter Freude - ich merk' mir mal "Sainte-Geneviève-des-Bois" für meinen nächsten Paris-Besuch...

g a g a - Mi, 17. Jan, 22:59

ich bitte darum. streichen sie einmal sanft darüber, für mich.

(apropos)
arboretum - Do, 18. Jan, 17:54

Bitte bringen Sie dann doch auch ein Foto für den Friedhof mit.
a.m.o.r.e.s - Fr, 19. Jan, 22:07

ok - ich hab' eben beim angegebenen Friedhof schon mal ein bisschen geübt und werde sehen, ob und wie ich das mit dem sanften darüberstreichen hinkriegen werde - wird aber bestimmt April, wenn nicht Mai.

g a g a - Fr, 19. Jan, 23:18

sie schaffen das!
arboretum - Sa, 20. Jan, 14:49

Und in der Zwischenzeit bitte unbedingt dort auf dem Friedhof weiterüben, Herr A.M.O.R.E.S., ja?
a.m.o.r.e.s - Sa, 20. Jan, 12:16

Ja, das schaffe ich. Das schaffen auch Sie; das schaffen alle, die googlewissen, dass man dazu in Paris am besten erst mal ein wenig im schönen Jardin des Plantes verweilt und sich dann zur in der Nähe liegenden Gare d’Austerlitz begibt. Von hier fährt alle 15 Minuten ein Zug nach Sainte-Geneviève-des-Bois (Dép. Essonne), ca 20 km südlich von Paris; Fahrzeit 26 Minuten. Die rund 32'000 Einwohner nennen sich Génovéfains; da fragt man notfalls einige davon, in welcher Richtung ungefähr der "Bois des Trous" liegt. Vor diesem Bois, an der Rue Léo-Lagrange, findet man dann den Cimetière Russe, den „grössten russischen Friedhof der Welt“ ausserhalb Russlands, wo rund 10'000 Russen begraben sein sollen. Und dann...

RAS - Sa, 20. Jan, 19:10

das mit der

erde erschliesst sich mir jetzt nicht so ganz - zuneigung zum element - oder wg. vermeintlicher 'unversehrtheit' ? bin jetzt nicht allzubewandert, aber ein paar chemikalien zur konservation sinds dann doch, die man so intus bekommt - wennich mich jetzt nicht ganz täusche. auf jeden fall wird man nett ausgetopft, weil ja grad im gesicht alles zusammenfällt, und das sieht dann ja nicht aus - aber vermutlich gibts auch hier ne verfügung die das verhindert - bis zu einem gewissen grade hilft sicher ein unfall mit grossem/nicht mehr rekonstruierbarem schadensanteil....aber wie gesagt, eine gewisse wiederherstellung ist mit drin, im sargpaket - schon aus odouriösen gründen (blut raus, seltsame flüssigkeit rein - wie bein ägyptern, bilden sich ja ruckzuck fäulnissgase und alles blubbert und furzt - das wertschätzen die letzten worte sprecher nicht so - von evtl. angehörigen ganz zu schweigen)

obduktion ist sicher nicht schön, aber gewohnheitssache, unbedingter filmtipp hierzu: *der weg nach eden* (Robert-Adrian Pejo) nichts für schwache gemüter, aber das ist wie mit ein leben lang abgepacktes fleisch kaufen, und das tier dahinter wegblenden, statt selbst zu schlachten entfedern/häuten etc....
ich wusste nicht....das in einem mensch...so viel drin ist.

so recht versteh ich die bedenken diesbezüglich nicht, wenn man sich mal sone übliche op zB bei beinbruch, etc angeschaut hat....da wird auch alles andere als zimperlich mit den menscherln umgegangen - und die leben noch! ;-)

ich würd mich im sarg+erde enorm eingesperrt fühlen, da hilft auch nicht das man irgendwann von vielen kleinen tierchen verspeist und weitergetragen wird. als freund von schönen kompromissen bin ich begeistert von der seebestattung (gibts nur im paket mit verbrennen, aber wenn man glück hat, darf man sich die stelle aussuchen an der man verstreut (in urne) werden will - allerdings muss das vorher schriftlich verfügt und begründet werden) - die urne ist freilich eine nicht umweltbelastende solche, und löst sich binnen einer stunde im wasser auf. das gefällt mir sehr gut. omma schimpfte allerdings heftig mit mir, als ich mir mit 19 die informationen dazu per post zukommen liess > dsbg.de - da kann man gucken wie die gebiete+routen sind (und günstiger als so erdgrab, das eh nach paar jahren umgebettet - also ausgebuddelt wird, wenn niemand die pflege übernimmt ist das auch) man verzeih mir meinen enthusiasmus, aber es gibt kaum eine sache die ich lieber bewerbe als zu unrecht unbekannte filme und die seebestattung.

arboretum - Sa, 20. Jan, 19:25

(gibts nur im paket mit verbrennen, aber wenn man glück hat, darf man sich die stelle aussuchen an der man verstreut (in urne) werden will

Na ja, so viel Asche ist es nicht, die da noch in die Urne abgefüllt wird. Das meiste von Ihnen wird dann im Filter des Krematoriums hängen. Übrig bleiben nur künstliche Gelenke, Knochenbruchschienen und ein paar Sargbeschläge. Das wird dann vorher noch aussortiert. Etwaige Silikonimplantate bereiten bei Verbrennungen allerlei Schwierigkeiten, hörte ich einmal.

Ausstopfen ist doch nur notwendig, wenn am offenen Sarg noch vorbeidefiliert werden soll. Aber hierzulande bleiben doch die Särge in der Regel zu. Und gerade Verstorbenen sollte man eh mit einem Schal sanft das Kinn hochbinden. Dann kann man in Ruhe Abschied nehmen, bevor man den Bestatter anruft. Ich hoffe, es findet sich dann noch einer, der einen schwarzen Leichenwagen fährt, wenn es bei mir mal soweit ist. Mittlerweile sieht man ja nur noch diese pseudogetarnten silberfarbenen Kombis mit violetten Gardinchen.
RAS - Sa, 20. Jan, 19:51

ob silber oder schwarz

ein leichenwagen musses sein, denn merke:
der transport von leichen darf nämlich wirklich nur in dafür vorgesehenen fahrzeugen erfolgen, nicht das jemand auf die idee kommt den schönen alten schwarzen merc kombi von onkel hotte auf sentimentale art+weise zu haroldmaudisieren.

achso....wäre das jetzt das argument - das man dann nicht mehr komplett ist, und womöglich vermischt, mit andern? ich bin da nicht so - postmortem werd ich kommunist - schad nix' mein ich. jeder/m seinen tod.

(ausstopfen...jop....zuviel amerikan. serien....aber die branche hats auch nicht leicht - die einbalsamierer müssen noch um ihren job fürchten - im schnitt werden seit 2004 ca. 2000€ weniger pro bestattung ausgegeben - wenn man das mal zusammenrechnet....von wg. krisensicher, nach wegfall von sterbegeld und den vielen hartz4ern mit der kurzen lebenserwartung boomen bald wieder mehrdeutige krematorien in polen - im zuge der EUisierung viell. nicht mehr weit...gut, ich will mich nicht beschweren wenns mit der see nix wird - polen ist ja so schlecht nich...landschaftlich)
arboretum - Sa, 20. Jan, 20:04

Es gibt von Berlin aus auch schon Kaffeefahrten zum Krematorium und Friedhof nach Tschechien.

Aber auch so floriert der Leichentourismus, selbst wenn man sich in Deutschland bestatten lässt. Die Särge werden oft schon in Polen gebaut, die Trauerfeier ist dann aber auf der deutschen Seite, dann geht es auf die andere Seite zum Verbrennen, dann reist die Urne wieder zurück zur Beisetzung.

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