29. Mai 2011

Skymaster im Start! Viking! Sunderland! Berlin Airlift! Candy Drop over Berlin! Gerade die historische Luftbrücken-Doku da unten geguckt. Hab gar nicht gewusst, dass bei der Berliner Luftbrücke 1948 nicht nur normale Flieger im Einsatz waren, sondern auch ein ganz modernes Wasser-Flugzeug, die britische "Sunderland". Das kann man alles sehr schön in der alten Dokumentation sehen. Großartige Filmbilder vom Flug der Sunderland vom Hamburger Hafen über die Elbe durch den Luftkorridor nach Berlin ("inzwischen nimmt die Besatzung an Bord ein eiliges Lönch ein, denn bei mehreren Flügen pro Tag und Flugzeug ist keine Zeit zu verlieren!"). Interessant, in welchem Ausmaß die schon recht gewaltige Bild-Ästhetik von Leni Riefenstahl bei Kameraführung und Schnitt Schule gemacht und Einzug gehalten hat. Ein schöner Sonntag-Nachmittagsfilm. Ich bin drauf gekommen, als ich beim Kleiderschrank-Ausmisten dem hörenswerten Gespräch von Bettina Rust mit dem außerordentlich sympathischen Edzard Reuter lauschte, der erzählte, wie er als junger Mann, nach der Rückkehr aus der Emigration, seinen Vater Ernst Reuter begleitete, als die Rosinenbomber im drei-Minuten(!)-Takt landeten, um das ausgehungerte Berlin zu versorgen. Aus irgendeinem Grund rührt mich das ganze Luftbrücken-Dings dermaßen, dass mir doch tatsächlich die Tränen gekommen sind, und ich mich gefragt habe, warum mich das so aufwühlt. Liegt wohl an Berlin. Rosinenbomber für Mannheim oder Buxtehude wären auch schön, aber nur irgendsoein historischer Fakt von vielen. Schon komisch.

schneck08 - So, 29. Mai, 17:29

Ja, sehr bewegend! Und ein paar sind ja auch bei ihrer Mission über Berlin abgestürzt, ich entdeckte einst eine kleine Gedenktafel auf einem Weg zum Arzt in Wilmersdorf. /Mein Kollege hat sich vor Jahren, auf diese Art, des Themas angenommen.

g a g a - So, 29. Mai, 17:33

oh ...ein echter Rosinenbomber...
(ich muss schon wieder weinen!)
g a g a - So, 29. Mai, 17:57

auch sehenswert, eine neuere Dokumentation:
http://www.youtube.com/watch?v=NT3yd5C1cKY

Der Direktor des Alliierten-Museums erzählt, dass sich Berliner, die damals Kind waren, genau an die Geräuschkulisse der vielen Flugzeuge erinnern und dass sie beim Ausbleiben der Flugzeuggeräusche Angst bekamen. Das Gegenteil der Angst vor Bomben-Flugzeugen während des Krieges.

arboretum - Di, 31. Mai, 00:53

Ich habe ja mal einen der Piloten getroffen und mich einige Stunden mit ihm unterhalten. Ein abenteuerliches Leben führte der Mann. Er war nämlich schon bei der Landung in der Normandie dabei, dann bei der Brücke von Remagen und später auf Okinawa. Seine Wohnung hing voll mit Fotos, die ihn und eine ganze Reihe US-Präsidenten zeigten.

Gestartet sind die Rosinenbomber übrigens von dort (ich habe noch Fotos vom Inneren eines Flugzeuges, leider weiß ich nicht mehr, ob es ein Rosinenbomber war - das kommt davon, wenn man seine Blogpostings nicht beizeiten zu Ende bringt, da fehlt nämlich immer noch eine Fortsetzung).

g a g a - Di, 31. Mai, 18:16

Oh... das muss eine beeindruckende Begegnung gewesen sein. Ich bin immer sehr gebannt, wenn jemand von so großen Ereignissen als Zeitzeuge erzählen kann. Aber auch von kleinen. Jetzt lese ich doch Maxie Wanders Guten Morgen, du Schöne, das schon ewig bei mir herumliegt. Das letzte Lebens-Protokoll ist die Geschichte von einer neunzigjährigen Berlinerin, die Mitte der Siebziger von ihren Lebenserfahrungen und ihrer Kindheit und ersten Liebe und den Kriegen erzählt, aufgezeichnet, wie ihr der Schnabel gewachsen ist. Mit verdrehter Grammatik und allem Drum und Dran. Der Duktus ein bißchen wie das "kunstseidene Mädchen" von Irmgard Keun. Was für Redewendungen da vorkommen. Toll. Ein Verehrer war natürlich immer ein Kavalier, anders benutzt als heutzutage, wo man immer an jemand mit guten Manieren denkt. Und sie bedauert, dass den jungen Leuten der Nimbus fehlt (im Hinblick auf die Sache). Usw. usf. Sehr lesenswert. Toller Lebensbericht, auch ohne sagenhafte Luftbrücken-Erinnerung. Wobei sie sich bestimmt erinnert hätte, hätte man sie darauf gestupst. Die Kriege bringt sie aber schon durcheinander, in der Rückschau auf ihr sehr langes Leben, die alte Dame. Und auch die ganzen Kaiser. An den Kaiser Hitler (in einem Atemzug mit Kaiser Wilhelm etc. pp. genannt) konnte sie sich auch nur noch sehr dunkel erinnern.
arboretum - Di, 31. Mai, 23:38

Eigentlich müssten sie es ja in Ost-Berlin mitbekommen haben, dass es die Luftbrücke und Rosinenbomber gab, aber ich weiß nicht, ob das in der kollektiven Erinnerung der Ostler eine Rolle spielt (oder andere Ereignisse einfach wichtiger waren).

Ich habe das Buch mit 16, 17 gelesen, meine Freundin hatte es mir damals die Bücher von Maxie Wander geliehen, weil sie so begeistert davon war. Vielleicht wäre es an der Zeit, es mal wieder zu lesen.

Was jenen Rosinenbomber-Piloten angeht, so muss er später höchst geheime Dinge getan haben, über die er nicht sprach. Normalerweise sagen die ranghöheren Amerikaner ja schon, bei welcher Einheit sie sind, auch wenn es dabei um den militärischen Nachrichtendienst geht. Aber in dem Fall: nada. Und ich weiß, dass er das nicht nur mir nicht sagen wollte, ich habe nämlich einige Jahre später nochmals jemanden zu ihm geschickt, der sich mit ihm über all diese Dinge unterhalten hat.

An der Wand hing übrigens auch eine Karte aus Reispapier, die sie vor der Landung in der Normandie bekamen und eigentlich hätten vernichten sollen. Leider weiß ich nicht mehr genau, ob er am Abschnitt Omaha Beach war oder doch Utah Beach. Einige Zeit später sah ich dann Saving Private Ryan, die erste halbe Stunde des Films ist sehr eindrucksvoll, erst da wurde mir wirklich bewusst, was das eigentlich bedeutete, die Landung in der Normandie. Jährt sich ja bald wieder.
g a g a - Di, 31. Mai, 23:56

Das ist eine Nebenher-Lektüre. Ich will es nicht zu hoch hängen. Der saloppe Jargon hat mich vor ein paar Jahren geradezu abgestoßen. Jetzt bin ich einfach in Laune, ab und zu, in der S-Bahn. Allen voran die Geschichte der sehr alten Frau fasziniert mich, ihre Erzählweise. Ich habe kein spezielles Interesse an vergangenem DDR-Alltag. Gar nicht. Sie stand darüber, weil der größere Teil ihres Lebens, die bedeutenden Stationen in anderen Epochen stattfanden.

Dieses Buch von Maxie Wander ist eine andere Welt: http://gaga.twoday.net/stories/16582360/

Ich las es oft vor dem Einschlafen, was ich nie mit Guten Morgen du Schöne machen würde, dafür ist es mir zu profan. Diesen fremden, wenn auch oft sympathischen Frauen, will ich nicht in meinem Schlafzimmer begegnen.

Über dieses andere Buch von ihr schrieb ich weiter nichts mehr hier, obwohl es mich beschäftigte. Ihre eigentlich fast zu intimen Briefe, Aufzeichnungen. Mich bestürzte etwas, was sie wiederholte darin. Ich rede jetzt wie gesagt von Maxie Wander, nicht von der alten Frau. Dass sie glaubte, sie müsste mit der Krankheit den Preis bezahlen, die Rechnung für das große Glück, das ihr widerfahren war. Sie lebte sehr frei und in einer glücklichen Verbindung mit ihrem ebenfalls aus Österreich stammenden Mann, damals in Kleinmachnow. Eine flirrende Persönlichkeit, eigensinnig aggressiv. Manchmal überheblich. Vielschichtig. Anspruchsvoll. Und dass der Tod ihrer kleinen Tochter, einige Jahre vorher ihr noch nicht als ausreichend hoher Preis für das Glück erschien. Ist das nicht krank. Wie kann man so denken... als hätte sie die Vorstellung gehabt, sie hätte das Gute nicht verdient... diese Denkart hat mich beim Lesen ganz verrückt gemacht. Ist das religiöse Erziehung? Woher kommt das? In mancher Hinsicht empfinde ich auch so ein Gesetz, aber genau andersherum. Ist das nicht Irrsinn, Hysterie? Zu denken, man bezahlt für Glück? vier gute mit vierzig schlechten Jahren. Oder vierzig gute mit vier schlechten Jahren. Es beschäftigt mich immer noch.
arboretum - Mi, 1. Jun, 08:34

Ja, ich erinnere mich, dass mich das damals auch befremdete. Wenn es an der religiösen Erziehung lag, muss es eine seltsame gewesen sein. Denn andere haben auch eine erlebt, denken aber nicht so. Also, dass man für Glück bezahlen muss.

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