01. April 2011
Einigermaßen überraschender Kommentar in der heutigen B.Z.:
German Angst.
"(...) Aber wie reagieren andere Nationen auf so etwas? Tanzen sie erst einmal Sirtaki, um die mediterrane Lässigkeit zu feiern? (...) "Typisch deutsch": Dieser genervte Seufzer ist mir in letzter Zeit andauernd begegnet. Ausgestoßen wird er grundsätzlich von Deutschen, die ihre Landsleute wahnsinnig kleinkariert und peinlich finden. Sie selbst sind natürlich ganz anders, sonst würden sie ja nicht so darunter leiden ..."Typisch deutsch" - so wird zurzeit auch die neue Atomkraft-Debatte geschmäht. Über die Gefahren nachzudenken, wird als "German Angst" belächelt. Während sich etwa die Franzosen die Laune nicht verderben lassen, nehmen die Deutschen das Unglück in Japan doch tatsächlich zum Anlass, ihr eigenes Konzept zu hinterfragen" Stephanie Jungholt, B.Z. vom 01.04.11
[ durchaus.]
g a g a - 1. April 2011, 20:42
Ja, es wäre schön gewesen.
Meine Freunde haben zwei sehr liebe Kinder, 17 und 9 Jahre alt. Wie schön wäre es, wenn sie gesund aufwüchsen.
Ich muss gerade an die Geschichte von Matashichi Oishi denken, dem japanischen Fischer der bei der Zündung der größten Wasserstoffbombe 'Bravo' auf dem Bikini-Atoll verstrahlt wurde und dessen Geschichte in den letzten Tagen durch die Welt ging. Ich muss deswegen daran denken, weil er darin erzählt, wie schwer es für seine Tochter war, einen Lebenspartner zu finden, nachdem bekannt wurde, dass ihr Vater verstrahlt ist und kein Mann eine Frau, und keine Familie eine Schwiegertochter wollte, deren Kinder wegen der Herkunft von verstrahlten Eltern nicht gesund wären. Und so werden die Menschen aus Fukushima ausgegrenzt werden. Aus Angst vor der Strahlung, die ihnen anhaftet, in ihnen arbeitet, wenn sie kontaminierte Nahrung zu sich genommen haben. Und das haben sie.
Glücklicher Drache V
Hideto Sotobayashi, Professor für Physikalische Chemie, im Interview im Tagesspiegel. Er erlebte als 16-Jähriger die Atombombenexplosion in Hiroshima und wohnt mit seiner deutschen Frau in Berlin.
"(...) genau wie heute für Fukushima gilt: Man kann nicht einfach eine Linie ziehen. Strahlung verbreitet sich nicht so homogen. Es war auch nicht nur die Entfernung, die darüber entschied, ob man erkrankte oder nicht."
"(...) Sie haben am Fritz-Haber-Institut gearbeitet, wo Otto Hahn an der Kernspaltung geforscht hat. Ja, und ich habe in den 50er Jahren Lise Meitner kennen gelernt. Keiner von beiden dachte daran, die Bombe zu bauen. Die beiden betrieben Grundlagenforschung, das entspricht der menschlichen Neugier. Die Anwendung ist keine Frage der Wissenschaft mehr, sondern eine Frage der Moral, der Ethik und der Politik."
Danke für diesen Link zu diesem bewegenden Gespräch.
Hier ein Artikel über die letzten Bewohner von Fukushima, die trotz der Empfehlung der Regierung, Fukushima so schnell wie möglich zu verlassen (wir wissen ja mittlerweile, dass es sehr brisant sein muss, wenn die Verniedlichungsbrigade der Regierung eine derartige Empfehlung ausgibt), es nicht über's Herz bringen ihre Heimat zu verlassen.
Diesen Artikel habe ich gerade erst gefunden:
http://www.kleinezeitung.at/nachrichten/chronik/japan/2708259/man-fuehlt-sich-stigmatisiert.story
Dass die Aufnahmelager nun keine verstrahlten Menschen mehr aufnehmen, wusste ich noch gar nicht. Grausam.
Der menschlichen Dummheit kann offenkundig nicht einmal Uran etwas anhaben, die trotzt allem.