13. februar 2006
(...) nach der ärgsten mittagshitze gingen jessica und jakob an den strand. sie taten das jeden tag und immer gemeinsam, keiner von beiden rüttelte an dieser gepflogenheit. jessica trug über ihrem bade- anzug ein um die hüfte geknotetes tuch in flammenden farben. nie vergaß sie den großen wippenden strohhut und ihre sonnenbrille. so stöckelte sie in ihren silberpantoffeln neben jakob über die holz- planken,die jenseits der esplanade vom hotel aus bis nahe ans ufer ausgelegt warren. jakob ging barfuß und trug die beiden großen badetücher unter dem arm. jessica roch süßlich nach sonnencreme und der rand ihres hutes stieß gegen seinen oberarm. das klopfen ihrer hochhackigen schuhe ähnelte dem geräusch einer kriegs- trommel, und wie jeden tag mußte jakob sich zwingen, sie deshalb nicht zu erwürgen. tack, tack, tack, schritt sie dem meer entgegen, aufrecht wie eine kleine schlange im angriff.
die brandung schimmerte - nun gut, was sonst soll sie tun. der himmel war dunkelblau - ein zeichen, dass es zu heiß ist. der sand glänzte, als bestünde er aus goldstaub - was soll das, er bleibt auf der nassen haut und zwischen den zehen kleben, bitte breite schnell das badetuch aus. jakob hatte aufgehört, eindrücke mit ihr teilen zu wollen, er kannte jede ihrer erwiderungen und breitete wortlos das badetuch aus. sie schlüpfte aus den silberpantoffeln, als lege sie kurz ihren harnisch ab, stieg auf das tuch, als besteige sie eine festung, und schraubte die dicke tube sonnencreme auf, als entsichere sie einen revolver. sie saß im angesicht des ozeans als müsse sie ihn bekämpfen.
e. pluhar, matildas erfindungen
g a g a - 13. Februar 2006, 12:50
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
die geschichte da oben ist eine geschichte in der geschichte. in dem roman, der hauptsächlich von den verstandesfernen phantasiewelten der matilda handelt, gibt es einen handlungsstrang, in dem die ewig traumtanzende matilda ihre nachbarin im haus gegenüber kennen- lernt, eine schriftstellerin, und die schreibt einen roman (s. o.) über eine hasserfüllte beziehung, die eine abstrahierte (klar, was sonst, wer nimmt schon seins eins zu eins) spiegelung ihrer eigenen verbindung mit einem herrn ist, der zufällig (...) der seelenklempner der unheilbar phantasiewelten-verliebten matilda ist (falls mir noch irgendwer folgen kann...).
ich bin erst bei der hälfte, aber die wunderbar ver- und entrückte matilda verführt den therapeuten in ihre welt der verrücktheiten anstatt umgekehrt. gefällt mir ausgezeichnet. (schon vom prinzip her ;-))