27. Oktober 2025

In der kleinen Pause während der Lesung hatte ich eine angeregte Konversation mit der blonden Lady im Animal Print. Manchmal hat man sofort einen Flow, ohne jede Mühe, als ob man sich bereits kennt. Einfach so. Sie fing die Unterhaltung an, schon vor der Lesung, als ich reinkam, kommentierte sie angetan meinen Anorak mit dem großen grafischen Muster, gefiel ihr ausnehmend gut. In der gar nicht so langen Pause, vielleicht gut zehn Minuten, ging es dann weiter. Sie reichte mir die Flasche mit dem Schaumwein und dann stellten wir fest, dass wir beide in der Nähe wohnen, sie erzählte, wie sie zu der Wohnung gekommen war und dass sie eigentlich den größeren Teil ihres Lebens, wohl vierzig Jahre in Südafrika verbracht hatte, in Kapstadt. Sie plauderte über einige familiäre Einzelheiten (die ich nicht erfragt hatte). Ich war aber auch auskunftsfreudig. Später stellte sich heraus, dass sie eine enge Freundin der Mutter des Inhabers des Antiquariats war. Die Mutter, die auch da war, hatte ähnliche Lachfalten um den Mund wie ihr Sohn, aber sonst wenig Ähnlichkeit. Ich weiß ja nicht, ob er der leibliche Nachkomme ist, aber falls ja, ein schönes Beispiel, was für ein breites Spektrum an Ergebnissen zwei mutmaßlich sehr konträre Genpools hervorbringen können. Ich tippe darauf, dass er äußerlich überwiegend nach dem Vater kommt. Die Lady im Leopardenprint und ich verabschiedeten uns nett, beinah familiär.



Wer der junge Mann links im Foto mit Bart und Brille ist, weiß ich nicht. Er kam als einer der letzten Gäste und verhielt sich sehr merkwürdig. Er kam hinein, es wurde bereits gelesen, er stellte sich an eine freie Stelle, nah der improvisierten Bühne und hörte erkennbar nicht zu, sondern tippte in sein Smartphone oder las, was auf dem kleinen Monitor seines Apparats geboten wurde. Dachte ich so bei mir: der hat ja überhaupt keine Kinderstube, obwohl er insgesamt, zumindest von der Kleidung her, nicht unkultiviert wirkte. Später setzte er sich an die Rückwand auf einen Stuhl, da hatte ich ihn nicht mehr auf meiner Sichtachse (außer bei diesem Foto nach der Lesung), insofern kann ich nicht beurteilen, ob er sich zu irgendeinem Zeitpunkt erkennbar auf die Lesung konzentrierte. Ich konnte auch nicht sehen, dass er mit irgendwem gesprochen hätte. Mysteriös, was ihn dorthin führte. Ich langweile mich auch schnell bei uninteressanten Lesungen, aber hier war das Programm ausgesprochen kurzweilig und inhaltlich und stilistisch sehr verschieden, es gab keine nennenswerten durchzustehenden Längen. Ein Text ging in eine elendiglich uferlose Wiederholung, die aber genau deswegen sehr wirkungsvoll und unterhaltsam war. Ich glaube, es war Clemens Schittko, der uns einen Text präsentierte, der aus gefühlt sämtlichen Schlagzeilen der vergangenen dreißig Jahre bestand, in denen Hitler vorkam. Immer gut für eine Überschrift. Dauerbrenner. Evergreen. Gruseliger Superstar der Weltgeschichte. Niemals mehr auszuradieren. Bizarr unterhaltsam.
g a g a - Mo, 27. Okt, 15:14

Clemens Schittko
Ja, das war ich mit dem Boulevard-Gedicht über A.H. Gut erinnert.😊

Gaga Nielsen
Da konnte man wirklich nicht weghören 🙂
Aber das Pamphlet „DIE ARBEITSLOSEN“ war auch recht fesselnd. Gefiel mir ausgezeichnet!

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