23. Oktober 2025

Donnerstag, 23. Oktober 2025, 10 Uhr vormittags, Hardenbergstraße, Berlin Charlottenburg. Eingangsbereich eines Gebäudes, in dem sich (neben meiner Zahnarztpraxis im Erdgeschoss) auf mehreren Etagen u. a. auch das Kulturbüro der Botschaft der Arabischen Republik Ägypten in Berlin, Verwaltungen verschiedener Institutionen, sowie Seminarräume befinden. Ich kenne den Zugangscode, der auf einer Tastatur einzugeben ist. Gerne gehe ich durch das Gebäude durch, weil ich glaube, dass es eine Abkürzung zu meinem Ziel in einem anderen Gebäude in der Nähe ist. Als ich mich nähere, sehe ich schon von weitem, direkt vor der der Tür mit der Tastatur auf der Treppe verteilt, eine Ansammlung von ca. sechs Männern, alle etwa im Alter um die dreißig und vierzig, manche mit Zigarette, sie unterhalten sich. Konversationssprache ist nicht Deutsch, ich höre aber auch nicht genauer hin. Ich vermute eine Sprache aus dem arabischen Raum.

Ansammlungen von Gruppen, auch mit Frauen, auch mit anderen Konversationssprachen, sind an dieser Stelle im Berliner Stadtbild Alltag, weil der Bereich gerne für Zigarettenpausen während eines Seminars genutzt wird. Die Treppe lässt sich auch als Sitzgelegenheit nutzen, obwohl es jetzt langsam ein bisschen kalt auf den Stufen sein dürfte. Wie immer steuere ich mit festem Blick zur Tastatur direkt auf diese Treppe zu, an meiner Zielgerichtetheit können die jeweiligen Grüppchen identifizieren, dass es sich empfiehlt, mir nun alsbald Platz zu machen, damit ich an die Tastatur rankomme. Ich muss selten darum bitten, nur in ungefähr einem von zehn Fällen bleibt jemand direkt davor stehen und ich muss meinen Wunsch artikulieren, da rankommen zu wollen. In dem Fall sage ich dann meistens "Entschuldigung, darf ich mal bitte..." (deute zur Tastatur).

Heute war es nun so, dass in dem Moment, wo ich mich annäherte (etwa zwanzig Meter vor der Gruppe), Bewegung in die Männer kam, sozusagen Aufbruchstimmung Richtung ins Gebäude. Verschiedene (zumeist falsche) Zahlenkombinationen wurden laut hin- und hergeworfen, der Mastermind an der Tastatur wusste jedenfalls nicht die richtige. Da mir der gesunde Menschenverstand suggerierte, dass es sich um befugte Personen und nicht um böswillige Einbrecher oder sonstige Kriminelle handelt, da ich dieses Szenario mit vergleichbarer Besetzung aus dem Effeff kenne, nannte ich mit großer Bestimmtheit, die anderen übertönend, die einzig brauchbare Zahlenkombination. Der Herr an der Tastatur parierte, die Tür öffnete sich, Simsalabim. Alles drängte nun gleichzeitig Richtung Eingang. Nur einer der Männer blieb stehen und pfiff die anderen mit der wiederholten Ansage zurück: "Ladies first! (zweites Mal, autoritärer) LADIES FIRST!" Ich erfreut: "Danke. DANKE!" Die Männer parierten (ohne Widerworte), ließen mir Vortritt.

Auf der anderen Seite der nun für mich aufgehaltenen Tür, also von innen, kam im selben Moment ein Lieferant mit einer Karre und einem Paket entgegen, wollte das Gebäude verlassen. Der Mann war groß gewachsen, kräftig, rotblond, Vollbart, ca. Ende Zwanzig, Anfang Dreißig, Typ Wikinger. Er drängte gemäß des U-Bahn- und S-Bahn-Credos "Erst aussteigen, dann einsteigen" in die Tür, um mit der Karre zuerst rauszugehen. Wieder machte sich der Wortführer der Männertruppe bemerkbar: "LADIES FIRST!" Und setzte nach: "WIR haben Manieren, Alter! Nicht wie Du!" Ich nochmals: "Danke, danke!". Selbstverständlich lächelnd. (Aber kurz vorm Grinsen).

Hätte natürlich auch anders ausgehen können und die Herren aus dem Morgenland hätten mir tötende Blicke zuwerfen können, ihre Dolche zücken und mich vergewaltigen können. Schon klar. Wenn ich rekapituliere, wie oft mir in den vergangenen ca. zehn Jahren an der Stelle die Tür aufgehalten wurde und von welcher mutmaßlichen Herkunft die betreffenden Herren waren, muss ich leider die bittere Bilanz ziehen, dass sich mutmaßliche Bio-Deutsche jüngerer Generation nicht sehr mit Tür-Aufhalten alter Schule hervorgetan haben, jedenfalls nicht mehr als anderweitig herkunftsmäßig verwurzelte Kandidaten. Ich hingegen halte ständig Türen auf, genau an der Stelle. Älteren gebrechlichen Menschen, bepackten Leuten, die die Hände nicht so frei haben wie ich. Ungeachtet des Geschlechts und der vermuteten Herkunft. Ich liebe altmodisch gutes Benehmen und Rücksichtnahme. Das wünsche ich mir im Stadtbild. Und gerne darf die Abwesenheit von fehlendem friedlichen und höflichem Umgang geahndet werden. Dann wollen wir aber bitte ganz genau hinsehen, worin der Nachholbedarf in Sachen Rücksichtnahme und Erscheinungsbild im Stadtbild besteht.

Ich wäre da eventuell sogar noch ein bisschen schärfer als Herr Merz, was meine diesbezüglichen Wünsche anbelangt. Beispielsweise finde ich es nicht schön für das Stadtbild, wenn jemand eine rote Plastikfunktionsjacke mit giftgrünen Paspeln anhat. Oder Mittelklasse-Autos, die sich durch eine explizit beliebige Silhouette auszeichnen. Vor allem in aufdringlichem Signalrot. Oder besoffene Biodeutsche, die auf U-Bahnsteigen herumkrakeelen. Ich hätte eigentlich gerne alles, was mir so im Stadtbild lästig ist, weg. Auch schlimme Architektur! Hässliche Stadtmöblierung. Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll. Insofern. Die Welt ist halt rund und bunt und alles andere als perfekt. Zumal in Städten. Außer in Kampen natürlich! Halt - nein - nehme ich zurück: die Unmengen Fahnenmasten stören meines Erachtens auch ganz empfindlich das Stadtbild. Die könnten gerne mal dahin zurück, wo sie hergekommen sind. Ansonsten zeige ich mich tolerant, vorausgesetzt, die zusammengerotteten Herren aus aller Herren Länder halten sich an die Kaschmir-Verordnung. Die Anzüge von unserem Kanzler finde ich ganz nebenbei auch nicht optimal für das Stadtbild. Vom Schnitt her unvorteilhaft, sehen immer aus wie zwei Nummern zu groß. Sorry, kein Body Shaming.
g a g a - Do, 23. Okt, 18:16

Lydia Gebel
Frau von Kampen for Kanzlerin!

Gaga Nielsen
Ich könnte zumindest guten Gewissens als Wahlversprechen in den Raum stellen, dass Qualität und Farbgebung meiner Outfits dem Stadtbild nicht abträglich wären. Ich würde sogar so weit gehen zu versprechen, dass ich darauf achten würde, dass sie mit dem jeweiligen Einsatzort korrespondieren! Dass ich in der Hinsicht (zumindest) für das Amt qualifiziert wäre, kann ich sogar mit Bildmaterial aus der allerjüngsten Vergangenheit belegen: vor meinem staatstragenden Besuch im „Altfriesischen Haus“ in Keitum habe ich mich vor dem Besuch über das Interieur informiert und dementsprechend einen ornamental blau-weiß gemusterten Anzug gewählt, welcher vorzüglich mit Farbe und Muster der Kacheln korrespondierte. Keitum ist zwar keine Stadt, aber ich kann guten Gewissens sagen, dass ich dem Dorfbild keine Schande gemacht habe!


g a g a - Do, 23. Okt, 21:45

Lydia Gebel
😍😍😍😍
g a g a - Do, 23. Okt, 23:07

Saskia Rutner
Besoffene Biodeutsche, hässliche Stadtmöblierung, suboptimale Kanzler-Anzüge ohne body shaming – Gaga for Kanzlerin hat meine absolute Unterstützung 😂👏

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