13. August 2025

Von Lydia, mit der ich „Maria“ im Open Air Kino in Kreuzberg in der Adalbertstraße 23b anschaute, kam die berechtigte Frage, wieso ich kein Foto von Angelina Jolie als Maria gemacht habe. Zum einen saß ich gebannt und konzentriert da und verfolgte jedes Detail des Filmgeschehens, fror auch ein kleines bisschen, trotz leichter Decke, so warm war der Sommerabend nicht, hatte deshalb keine Lust mit der Kamera zu hantieren, und zum anderen, hatte ich keinen ernsthaften Reflex Fotos von Filmbildern mit ihr zu machen, die es ja bereits gibt, im Trailer usw., weil sie kein bisschen aussieht wie Maria Callas, sondern immer wie Angelina Jolie. Sie hat das großartig gespielt. Also Angelina spielt Angelina Jolie, die spielt, sie sei Maria Callas.
Ich war ehrlich beeindruckt, hatte aber nie Callas-Vibes. Ich genoss, wie sie – mich tatsächlich berührend – den Schmerz darüber zeigte, dass ihre große Laufbahn als Sängerin zu Ende ist, wenn sie ihren eigenen Aufnahmen in ihrem opulenten Apartment in Paris lauscht – und natürlich die Schluss-Szene, mit ihrem letzten Gesang, sehr berührend und auch eine wahnsinnige Leistung von Jolie. Aber eben keine Callas-Vibes. Ich habe nun das Gefühl, dass ich Angelina Jolie besser kennengelernt habe. Sie ist so sehr ein anderer Typus, Charakter, aber es gibt diese weltlichen Parallelen: eine Diva auch in ihrem eigenen Metier, immer im Fokus der Öffentlichkeit, das Älterwerden vor den Augen der Welt.
Wobei ich es schön gefunden hätte, wenn Angelina einen Hauch, nur ein winziges bisschen „verwelkter“ gewirkt hätte. Die bei ihr nachweislich von Natur aus ja schon immer vollen Lippen nicht noch extra in Form gebracht worden wären. Jolie erscheint in makelloser Blüte ihrer Schönheit, nicht wie eine Mittfünfzigerin, die auf eine Blüte zurückblickt. Was sie – wie auch Lydia meinte – nicht so ausgeprägt zu haben scheint oder von Seiten des Regisseurs vielleicht nicht gewollt war, sind die augenzwinkernden Anteile von Maria, das sogar mitunter koboldhafte, das allerdings auch überwiegend nur in Privatfilmen mit Ari Onassis zu sehen ist. Am Schluss, im Abspann, gibt es dann kurze Filmsequenzen und Fotografien von der echten Maria, da hab ich mal kurz die Kamera herausgeholt. Ich empfehle den Film. Er ist visuell und musikalisch ein opulentes Ereignis und Angelina Jolie hat alles gegeben, was in ihr steckt.
Danach waren wir noch kurz, nur auf ein Glas in einem Lokal in der Adalbertstraße, ein etabliertes türkisches Restaurant, das gepflegt und heimelig wirkte, HASIR, mit sehr zuvorkommenden Service. Sie hatten nicht mehr lange auf. Da der Film Überlänge hat, zwei Stunden und drei Minuten, war es schon fast halbzwölf, als wir ankamen. Da mir nicht nach Experimenten mit mir nicht vertrauten Weinen war, ich reagiere da recht empfindlich, auch keine Lust auf Bier hatte, trank ich nur eine Cola. War genau richtig. Wir plauderten noch über unsere Eindrücke.
Lydia hatte den Film zum zweiten mal gesehen und weitere Details entdeckt, die ihr vorher nicht so aufgefallen waren. Was mich etwas störte war, dass Ari Onassis bei der ersten Begegnung mit ihr als so alt dargestellt wurde. Sie war Mitte Dreißig, er dreiundfünfzig. Das ist noch nicht das Alter eines Herrn, der wie ein Senior wirkt. Der Schauspieler Haluk Bilginer ist Jahrgang 1954, also war er bei den Dreharbeiten knapp Siebzig. Genauso alt hatte ich ihn auch eingeschätzt. Sein Alter passte exakt zu dem sterbenden Onassis, den er auch verkörperte und der 69 Jahre alt wurde. Den Dreiundfünfzigjährigen konnte ich ihm nicht abkaufen. Gut allerdings besetzt, der erste Mann von Maria Callas. Und auch ihr Butler, geradezu irritierend ähnlich. Aber eigentlich geht es gar nicht darum, möglichst viele Ähnlichkeiten zu erzielen, eher ist der Film wie eine Art Metapher auf das tatsächliche Geschehen, das existentielle Thema Vergänglichkeit, und als solche sehr gelungen.



g a g a - 13. August 2025, 12:30
13. August 2025 um 15:01
Ich sah den Film bereits dreimal und hab auch das Drehbuch hier. Nämlich wollte ich – und will es nach wie vor – über Jolies Meisterschaft und die ebenso kluge wie feinfühlige, mitunter sogar sensationell-surreale Faktur des Filmes schreiben, wurde aber vom Verleih gebeten, es erst zu tun, sowie er auch auf DVD erhältlich sei. Daran will ich mich halten, werde ihn dann noch ein viertes Mal sehen – denn tatsächlich: Bei allen drei Malen bisher entdeckte ich Neues und Andres – so, wie es Kunstwerken tatsächlich eigen ist.
Alban
Gaga Nielsen
13. August 2025 um 22:52
Ich bin sehr gespannt darauf und würde ihn auch ein weiteres Mal seine Wirkung entfalten lassen.