11. August 2024

Noch eine halbe Stunde bis zur Trauerfeier. Ich setzte mich auf eine der drei Wartebänke auf den Hof, da wo auch der Aushang ist, welche Trauerfeiern anstehen und wartete auf die ersten Gäste. Von den engsten Angehörigen, also Valerian, seiner Frau, den zugehörigen Eltern und seinem Bruder mit dessen Frau wusste ich sicher, dass sie kommen. Auch von einem langjährig mit meinen Eltern befreundetem Ehepaar und dem Nachbars-Ehepaar und zugehörigen Kindern. Alle übrigen Gäste würden eine kleine Überraschung sein. Mit dem Fahrrad trudelte eine Frau um die Vierzig ein, die sich als die Pfarrerin entpuppte. Mit ihr hatte ich lange gesprochen, auch schriftlich Input zum Lebensweg meiner Mutter gegeben. Sogar Fotos gemailt. Sie war bestens im Bilde.

Eine sehr sympathische, auch gutaussehende Pfarrerin. Hätte Karin glaube ich gefallen. Dann kamen der Nachbar und seine Frau, die beiden waren auch in der vorherigen Trauerfeier und klärten mich, wie schon erwähnt, über den Grund der saloppen Bekleidung der anderen Trauergesellschaft auf. Sie waren aber beide förmlicher gekleidet. Sie hatte eine leichte, cremeweiße, geschlossene Bluse mit längeren Ärmeln und eine schwarze Hose an, er einen dunkleren Anzug. Wir begrüßten uns warm. Nach und nach stellten sich weitere Besucherinnen ein, meistens weiblich und meistens erkannte ich sie nicht. Ich fragte dann höflich, mich entschuldigend, dass ich es leider nicht wüßte. Überwiegend hatten sie Post von mir erhalten. Ich konnte nun einige Namen aus dem Adressbuch meiner Mutter Gesichtern zuordnen. Bei manchen hatte ich ein bißchen déjà-vu. Wenn sie dann den Namen sagten, machte es klick bei mir. Die Jahrzehnte des nicht-mehr-gesehen-Habens haben einfach bei allen gearbeitet. Mich erkannten auch die meisten gar nicht, was sie mir auch sagten.

Also waren wir sozusagen quitt. Ein weiterer Mitarbeiter vom Bestattungsinstitut hatte nun den Blumenschmuck, bis auf das Körbchen mit den Blütenblättern, die am Grab gestreut werden sollten, in die Aussegnungshalle getragen. Die Pfarrerin kam im langen schwarzen Talar mit weißem Kragen auf mich zu und fragte mich, ob wir noch warten sollen. Es fehlten nämlich noch meine nächsten Angehörigen, sprich Valerian mit seiner Frau, seinem kleinen Sohn, den Schwiegereltern und seinem Bruder und dessen Frau. Ich überlegte kurz, sagte dann, dass es schon wichtige Gäste für die Feier sind und sie eigentlich jeden Moment kommen müssten. Und so war es. Kaum hatte ich es ausgesprochen, kamen sie alle auf einmal durch den Eingang auf den Hof. Wir drückten uns alle und es konnte doch recht pünktlich losgehen.

g a g a - 11. August 2024, 20:32
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