11. August 2024


Nach gut zehn Minuten Fahrt von Nürnberg war ich am kleinen Bahnhof angelangt. Daheim in Berlin, hatte ich mir zur Sicherheit auf einem DIN A4-Blatt den Fußweg bis zum Friedhof aufgemalt, weil ich so lange nicht mehr dort herumspaziert bin. Aber eigentlich war er ganz einfach, einmal vom Bahnhof abbiegen und immer geradeaus und dann rechts. Ich lief in der heißen Mittagssonne an vielen kleinen Vorgärten vorbei, es gab kaum Schatten. Es war viel näher, als ich gedacht hatte, und meine Gedächtnis reichte noch weit genug zurück, um den Hintereingang vom Friedhof über den kleinen Seitenweg zu erinnern. Dann könnte ich das bereits geöffnete Grab schon einmal sehen, das würde mich später gefasster machen. So geschehen. Die schwere, linke Granitplatte der dreigeteilten, großflächigen Steinabdeckung war abgehoben worden und lag gut einen Meter links vom Grab auf dem Rasen.

Hinten am Grabstein lehnte wie vergessen, die Schaufel, was ich kurios fand. Ich wusste nun, dass die Urne meiner Mama mehr oder weniger im gleichen Bereich wie die meines Vaters ruhen würde, entweder nebeneinander oder übereinander, das konnte ich nicht sehen. Der Bereich, wo ihre Urne versenkt würde, war durch ein Stück Kunstrasen mit einem Loch bei der Vertiefung versehen. Wegen mir hätte es das nicht gebraucht, ich fand es eigentlich kitschig, hatte ich auch nicht bestellt, aber das ist vermutlich der übliche Standard, über den nicht gesprochen wird, wenn man es nicht von sich aus thematisiert. Auf die Idee wäre ich gar nicht gekommen. Aber auch nicht so wichtig. Ich lief weiter, in Richtung der Aussegnungshalle. Ich hatte noch mehr als eine Stunde Zeit.


g a g a - 11. August 2024, 12:25
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