26. Juli 2024
[ Einblick in mein Gefühlsleben, aus zwei Chats von gestern. Zuerst mit Lydia, später mit Georg ]
"(...) ich habe gerade das Paket mit den Sachen meiner Mutter geöffnet, so viele Notizbücher... das wird mich die nächsten Tage beschäftigen... Adressen zu finden, wem ich noch Trauerpost sende... aufwühlend gerade.
(...) gucken, was Mama ins Notizbuch geschrieben hat. Auf einem Umschlag, vielleicht der letzte mit ihrer Handschrift, vom März 2024, die Geburtsdaten ihres Urenkels und sein Gewicht und die cm, wie groß er ist, und darunter schrieb sie Geburts- und Todesdaten ihres Sohns und meines Vaters... ich war erst irritiert, dass sie schrieb "Opa - Andreas, geb. 10.05.1964, gest. 04.07.1987" Ich kriegte das nicht zusammen... "Opa" mit meinem Bruder. Aber ja. Er wäre im März zum ersten Mal Großvater, also Opa geworden. Ich war perplex. Dachte erst, meine Mama war zuletzt vielleicht doch verwirrt, aber sie hatte recht. Muss das alles verdauen, was ich da in Händen halte... so viel - und passt doch in zwei Stoff-Einkaufsbeutel. Das Existentielle, was ihr etwas bedeutet hat, die Bilder, Briefe, Notizen ihrer Lieben... und hatte natürlich Fotos von mir im Portemonnaie...
Wenn man als Pflegefall ins Pflegeheim, Seniorenheim kommt, ist es nicht wie bei rüstigen Alten, die noch Möbel mitnehmen oder so. Da gibt es nur noch das Pflegebett, einen Einbauschrank und ein Nachtkästchen. Und ein paar eigene Bilder an der Wand. Das wars. Und dann, irgendwann.... Adieu.
Ich pack jetzt die Sachen aus und leg sie auf den Teppich und sortiere... die mindestens 8 Lesebrillen, ca. 5 Nagelscheren, Handspiegelchen.... alles doppelt und dreifach. Aber am allerallerwichtigsten, ihre kleinen Notizen, die sie immer in Taschenkalender gekritzelt hat. Sogar ihr Poesiealbum aus ihrer Kindheit ist dabei. Aber leider nicht das Tagebuch aus ihrer Jungmädchenzeit. Darin las ich heimlich als Kind. Wo mag es nur sein..."
[ einige Stunden später an Georg ]
"(…) gerade - bis jetzt - sechs Stunden die Notizbücher und Post (und das uralte Adressbuch) meiner Mutter der vergangenen Jahre (im Pflegeheim) detektivisch untersucht und ausgewertet... wer hat ihr noch zum Geburtstag gratuliert... könnte ich eine Parte schicken... Die allermeisten Adressen sind durchgekreuzt und rechts davon steht das Todesdatum. Puh. Sehr spezielle Lektüre. Krass. Und die eigenen Briefe und Karten zurückzubekommen. Hab ihr schon recht oft bildschöne Liebesbotschaften zukommen lassen... Selbstberuhigung.... durchaus gerechtfertigt bei kontroverser Mutter-/Elternbeziehung. Am Ende auf alle Seiten Frieden. Wichtig im Kleinen wie im Großen. Love & Peace. Allenthalben."
"(...) ich habe gerade das Paket mit den Sachen meiner Mutter geöffnet, so viele Notizbücher... das wird mich die nächsten Tage beschäftigen... Adressen zu finden, wem ich noch Trauerpost sende... aufwühlend gerade.
(...) gucken, was Mama ins Notizbuch geschrieben hat. Auf einem Umschlag, vielleicht der letzte mit ihrer Handschrift, vom März 2024, die Geburtsdaten ihres Urenkels und sein Gewicht und die cm, wie groß er ist, und darunter schrieb sie Geburts- und Todesdaten ihres Sohns und meines Vaters... ich war erst irritiert, dass sie schrieb "Opa - Andreas, geb. 10.05.1964, gest. 04.07.1987" Ich kriegte das nicht zusammen... "Opa" mit meinem Bruder. Aber ja. Er wäre im März zum ersten Mal Großvater, also Opa geworden. Ich war perplex. Dachte erst, meine Mama war zuletzt vielleicht doch verwirrt, aber sie hatte recht. Muss das alles verdauen, was ich da in Händen halte... so viel - und passt doch in zwei Stoff-Einkaufsbeutel. Das Existentielle, was ihr etwas bedeutet hat, die Bilder, Briefe, Notizen ihrer Lieben... und hatte natürlich Fotos von mir im Portemonnaie...
Wenn man als Pflegefall ins Pflegeheim, Seniorenheim kommt, ist es nicht wie bei rüstigen Alten, die noch Möbel mitnehmen oder so. Da gibt es nur noch das Pflegebett, einen Einbauschrank und ein Nachtkästchen. Und ein paar eigene Bilder an der Wand. Das wars. Und dann, irgendwann.... Adieu.
Ich pack jetzt die Sachen aus und leg sie auf den Teppich und sortiere... die mindestens 8 Lesebrillen, ca. 5 Nagelscheren, Handspiegelchen.... alles doppelt und dreifach. Aber am allerallerwichtigsten, ihre kleinen Notizen, die sie immer in Taschenkalender gekritzelt hat. Sogar ihr Poesiealbum aus ihrer Kindheit ist dabei. Aber leider nicht das Tagebuch aus ihrer Jungmädchenzeit. Darin las ich heimlich als Kind. Wo mag es nur sein..."
[ einige Stunden später an Georg ]
"(…) gerade - bis jetzt - sechs Stunden die Notizbücher und Post (und das uralte Adressbuch) meiner Mutter der vergangenen Jahre (im Pflegeheim) detektivisch untersucht und ausgewertet... wer hat ihr noch zum Geburtstag gratuliert... könnte ich eine Parte schicken... Die allermeisten Adressen sind durchgekreuzt und rechts davon steht das Todesdatum. Puh. Sehr spezielle Lektüre. Krass. Und die eigenen Briefe und Karten zurückzubekommen. Hab ihr schon recht oft bildschöne Liebesbotschaften zukommen lassen... Selbstberuhigung.... durchaus gerechtfertigt bei kontroverser Mutter-/Elternbeziehung. Am Ende auf alle Seiten Frieden. Wichtig im Kleinen wie im Großen. Love & Peace. Allenthalben."
g a g a - 26. Juli 2024, 13:45
😰 Bin sehr berührt.