07. März 2024


Emser Straße 99. Wow. Oh je. Oh my goodness. Beauty of decay. Gemahnt an romantisch verklärte "Lost Places", aber da unten ist ein Café drin. Der anrührende Zauber von bröckelnden, alten Fassaden, in Venedig ohne Unterlass bewundert. Auch vor diesem Haus stand ich bewundernd. Die pergamentenen Schichten, das Poröse, das die Dynamik von lebender Materie zeigt. Und doch auch erschreckend - wenn da nicht bald etwas passiert, wird der Stuck abfallen? Das Haus hat ein schweres Ekzem. Katastrophe! Gebietet Einhalt, das darf nicht geschehen. Da muss doch Geld in die Hand genommen werden, bitte gerne meine Steuergelder. Wir sind ja nun kein armes Ostblockland, und das ist alter Berliner Westen, wenn auch das ärmere Neukölln. Ich bitte um Denkmalschutz! Und doch ist es grandios, so ein Verfallsstadium zu sehen. Wieviel Melancholie so ein altes Haus ausstrahlen kann. Muss abermals die Queen zitieren: "Life is full of contradictions."

g a g a - 7. März 2024, 23:54
8. März 2024 um 15:18
Diese „beauty of decay“ hatten wir in der DDR überall, außer in ein paar Vorzeigestraßen. Gerade z.B. im Prenzlauer Berg hatte es durchaus etwas Romantisches, dies ist jetzt komplett verschwunden und seitdem macht es keinen Spaß mehr, dort herumzustreunen. Ich kann mich noch erinnern, wie ich oft mit meiner Mutter durch Straßen in Berlin lief und sie fragte, was das für Löcher in den Fassaden seien. Sie antwortete jedesmal: „Einschusslöcher aus dem Krieg.“ Sobald alle Fassaden geglättet sind, ist anscheinend auch der Krieg vergessen, könnte man denken.