03. Februar 2024
Auszug aus einem Gespräch zwischen Alexander Kluge und Dr. Joseph Vogl über die Frage des Entstehens von Feindbildern:
"Das Interessante ist, dass Feindschaft auch kulturelles Gedächtnis voraussetzt. Es gibt keinen Feind, ohne dass jemand erinnert: "DAS ist der Feind, das wird der Feind bleiben." Der Feind ist sozusagen gespeichertes Gedächtnis von Ausschlussprozessen. Eine Gesellschaft erinnert sich selbst, indem sie bestimmte Spaltungsprodukte entwickelt, ihre Schattenseite in gewisser Weise, und diese Schattenseite ist in der Kontinuität von Feindschaftsmodellen gespeichert." (Joseph Vogl)
Dr. Joseph Vogl lehrt Neuere deutsche Literatur, Literatur- und Kulturwissenschaft/Medien an der Humboldt-Universität Berlin und als Permanent Visiting Professor an der Princeton University.
"Das Interessante ist, dass Feindschaft auch kulturelles Gedächtnis voraussetzt. Es gibt keinen Feind, ohne dass jemand erinnert: "DAS ist der Feind, das wird der Feind bleiben." Der Feind ist sozusagen gespeichertes Gedächtnis von Ausschlussprozessen. Eine Gesellschaft erinnert sich selbst, indem sie bestimmte Spaltungsprodukte entwickelt, ihre Schattenseite in gewisser Weise, und diese Schattenseite ist in der Kontinuität von Feindschaftsmodellen gespeichert." (Joseph Vogl)
Dr. Joseph Vogl lehrt Neuere deutsche Literatur, Literatur- und Kulturwissenschaft/Medien an der Humboldt-Universität Berlin und als Permanent Visiting Professor an der Princeton University.
g a g a - 3. Februar 2024, 17:01
3. Februar 2024 um 20:47
… Manche Gesellschaften, sicherlich
diejenigen, die weder Pluralität noch Diversität zulassen, brauchen zur Schärfung ihres Profils sowie zur Fixierung ihrer gemeinsamen Werte – das Feindbild.
Ist das nicht traurig!?
Gaga Nielsen
3. Februar 2024 um 21:32
Wenn man genau hinsieht, gibt es das auch in pluralistischen Gesellschaften, im Prinzip in jedem Gesellschaftsspektrum. Die Feind-Kultivierung kann auch subtil von statten gehen. Wenn der Duktus allerdings Elemente der Kriegsführung enthält, nicht mehr subtil. Ich bin bei Vicco von Bülow, der bereits 1979 (!) in einem Gespräch ausdrückte, dass klischeehafte Separierung nach Parteien und die Etikettierung links oder rechts überholt sein sollte. Sie entbehrt der Differenzierung und Wahrnehmung der Zwischentöne.