04. Januar 2024

Vielleicht erleben wir in zehn bis fünfzehn, zwanzig Jahren noch weitere, überarbeitete Editionen aus Max Frischs Nachlass seiner Tagebücher. Er selbst hat vielfältige Verfügungen zu seinem Nachlass getroffen, Sperrfristen, aber auch deren Ende. Dass nun der Stiftungsrat des Frisch-Archivs Beschlüsse zu editorischen Aussparungen fasst, die mit Persönlichkeitsrechten begründet werden, müssen sich auf die Witwe Marianne beziehen, ggf. noch seine drei Kinder. Alle nunmehr auch betagt bis hochbetagt. It's complicated. Im "Berliner Journal", das er erkennbar für die Nachwelt bereits selbst editiert hatte, ins Reine geschrieben, die Veröffentlichung im Blick, wurden beträchtliche Teile in der veröffentlichten Edition ausgespart. Es basiert auf fünf Ringbüchern, die Frisch als Hefte bezeichnete. Im Buch sind nur Passagen von zwei Heften, auch diese mit durch den Stiftungsrat veranlassten Aussparungen. Das Journal von 1973 zeigt nur Einträge ab dem Umzug nach Berlin im Februar und endet im Juni 1973. Dann geht es 1974 im Februar weiter. Frisch verbrachte den Sommer mit Marianne in Berzona. Er schrieb immer Tagebuch, durchgängig. Bachmann verunglückte Ende September 73 mit der Brand verursachenden Zigarette in ihrem Badezimmer in Rom, starb am 17. Oktober 1973. Hier ist die größte Lücke. Es handelt sich um 31 Seiten, die ausgespart, zensiert wurden. Frisch hat später in anderen Veröffentlichungen die Konfrontation mit Bachmanns Tod teilweise verarbeitet. In Triptychon, dem dritten Teil. Dort findet ein imaginiertes Gespräch mit Ingeborg Bachmann statt, als Gespräch mit einer Toten, die in der Lage ist, sich zu äußern. Diese Verarbeitung hat er zu seinen eigenen Lebzeiten transparent und öffentlich gemacht. Aber es gibt keine Verfügung seinerseits, nach Gutdünken in den der Veröffentlichung anheim gestellten Tagebüchern Passagen auszusparen, sobald die Sperrfrist vorbei ist. Ich denke hier immer wieder einmal laut vor mich hin. Für die einen oder anderen Interessenten am Bachmann-Frisch-Komplex.
g a g a - Fr, 5. Jan, 00:05

Ina Weisse
Es ist immer kompliziert, wenn Tagebücher für die Nachwelt geschrieben werden. Sie gelten als authentische Zeugnisse, müssen es aber nicht unbedingt sein. Wer hat also die Deutungshoheit? Ich erlebe immer wieder, dass Frisch Bachmann sofort polarisieren, besonders Bachmann als Role Model der Liebenden Frau...

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