06. Dezember 2023



Gaga-Davina Hamilton. Wer meiner lieben Freunde erinnert sich noch an "Bilitis" und "Zärtliche Cousinen" von Herrn Hamilton? Mein alter Fotoapparat anscheinend sehr gut. Herrlich weichgezeichnete, unwägbare Aufnahmen sind meiner alten Lumix hier gelungen. Das ist die Kamera, wo das Display hinüber ist, also Null Bildkontrolle bei Selbstportraits. Ich habe mich aber dunkel erinnert, wo man ungefähr beim Objektiv hinschauen muss, um nicht total außer dem Fokus zu liegen. Der Rest kompletter Blindflug. Habe vorher nicht auf die Einstellungen geachtet. Das ist vermutlich das Auswahlprogramm, mit dem Katja Flint ihre verwischten Fotos macht. Falls ich mal in die Richtung gehen möchte, nehme ich den alten Apparat und die Einstellung. Hat ja auch was Träumerisches. Harte, porentief scharfe Bildqualität bei Gesichtern gefällt mir schon bei HD-Fernsehen überhaupt nicht.

Ich weiß gar nicht, ob ich 1977 tatsächlich Bilitis gesehen habe, ich denke eher nicht, sondern nur jede Menge Skandal-Berichterstattung über dieses sehr softe Erotikfilmwerk von David Hamilton. Ich war 1977 ja erst zwölf, da hätte ich gar nicht reingedurft, in so einen Film. Aber die Bravo war voll davon, die weichgezeichneten Bilder waren in vielen Zeitschriften zu sehen (wohl zur Abschreckung), da es als skandalös galt, dass junge, geschlechtsreife, aber eventuell noch nicht ganz volljährige Frauen zärtliche Spielchen ohne Damenoberbekleidung machen, und das auch noch im Kino gezeigt wird, UND ein Riesen-Erfolg ist. Ich kann mich erinnern, dass der erste Film von Hamilton schon stilbildend war, dieses verträumt-romantische, verschleierte lachsrosa Setting regte die Phantasie stylingmäßig an. Ich drapierte in meinem Mädchenzimmer unterm Dach alte, geklöppelte weiße Spitzentischdecken von Oma als Überwürfe auf einer Spielwiese mit vielen weißen und rosa Kissen, vor dem Fenster auch irgendwas Verschleiertes. Halbdurchsichtige Folklore-Blusen aus Baumwollkrepp mit Häkelspitze am Ausschnitt und gebauschten oder Trompetenärmeln waren überaus beliebt.

Da saß ich dann mit meinen Freundinnen und wir tranken Tee und zündeten die ersten Räucherstäbchen an. Usw. usf. Auf die erblühenden Lippen kam Mandarinen-Lipgloss. Erste Übungen mit Kajalstift wurden ausgeführt. Ein Jahr nach Erscheinen des Films, 1978, brachte Cacharel das pudrig-blumige Parfum Cacharel Anaïs Anaïs raus, es schien direkt aus dem Film zu kommen, das musste ich haben. Die Zeitschriften-Reklameseiten waren ja so schön. Ein floraler Traum in Rosa und Jugendstilanmutung. Ich muss mal wieder in einer Parfümerie daran schnuppern. Die Original-Komposition wurde wohl etwas verändert, mal sehen, ob sich dennoch ein déjà-vu einstellt. So viel Erinnerung hat mir meine kaputte Kamera beschert. Ich geh die Tage mal wieder zu Douglas.

g a g a - 6. Dezember 2023, 14:03
Katja Flint? Hab ich meinen Namen gelesen? Ging‘s um mich?
Gaga Nielsen
Äh ja Lydia, ja ja....! (ich meine natürlich Katja...) du bist ja eine Pionierin dieser besonderen Art der Fotografie, ich meine diese hochkünstlerische Bewegungsunschärfe... das wollte ich keinesfalls ungewürdigt lassen! 😁