23. November 2023
Um es gleich vorwegzunehmen: was immer sich der laienhaft mutmaßende Fernsehzuschauer unter dem "ARD Hauptstadtstudio" vorstellt, ist es allerhöchstwahrscheinlich nicht. Da ich mich dort nicht zum Vorstellungsgespräch einfand, habe ich mich dementsprechend überhaupt nicht vorbereitet, abgesehen vom Eruieren der U-Bahn-Verbindung, wegen des S-Bahn-Streiks. Ich glaube, meine Erwartung war so eine diffuse, hohe Energie, wie in einem Bienenschwarm. Oder wie früher in der Fernsehserie Lou Grant, die sich um einen ehemaligen Fernsehnachrichten-Journalisten drehte, der zur Los Angeles Tribune als Chefredakteur wechselte, und die viel Aufregung und Gewimmel in endlosen Großraumbüros mit nie stillsitzenden, eifrigen Redakteuren zeigte. Nun sind wir aber nicht bei der Los Angeles Tribune und auch nicht in der Nachrichtenredaktion und dem Sendestudio der Tagesschau in Hamburg. Wir sind im ARD-Hauptstadtstudio, was in erster Linie eine Hauptstadt-Repräsentanz der ARD darstellt. Quasi ein Status-Symbol und Prestige-Objekt direkt an der Spree. Ein echtes Filetstück, die Lage in der Wilhelmstraße. Die nächste U-Bahnhaltestelle ist "Brandenburger Tor". Mehr geht nicht. Hier sollte man schon sein. Tatsächlich gibt es - wenn ich der Redakteurin, die die Führung durchs Haus machte, glauben darf, nur eine einzige wöchentliche Fernsehsendung, die im Hauptstadtstudio produziert wird, nämlich "Bericht aus Berlin".
Wenn Bundestagswahlen anstehen, werden von dem einen großen Studio mit dem spektakulären Ausblick (davon zeige ich später noch Bilder) Elefantenrunden gesendet. Wäre ja auch zu schade, bei dem Panorama mit Blick auf den Reichstag. Es gibt diverse kleinere Aufnahmestudios, vor allem für Hörfunkproduktionen und Podcasts, aber ansonsten überwiegend Büros für politische Redakteure, die dort konzipieren und fabrizieren, was an anderer Stelle umgesetzt und gesendet wird, auch Auslandskorrespondenten, die für andere Sender in anderen Ländern aus Deutschland bzw. Berlin berichten. Ein paar Jahre im ARD-Haupstadtstudio zu sein, ist auf jeden Fall gut für den Lebenslauf, aber kein Arbeitsplatz bis zur Rente. Es gibt wohl eine Befristung auf drei oder fünf Jahre, dann sind die nächsten dran. Damit sich bei der politischen Berichterstattung aus Berlin keine allzu familiäre Nähe zwischen den Reportern und den Politikern einstellt, das könnte dazu führen, dass jemand mit Samthandschuhen angefasst wird, der hart rangenommen werden soll. Ich hoffe, ich habe gut aufgepasst und gebe das richtig wieder.
g a g a - 23. November 2023, 01:37
Frau Tagesschau, wie steht es um die Lage der Welt?
Gaga Nielsen
Das ist ein weites (Schlacht)feld, liebe Fernsehzuschauer.
Lydia G.
Wow. Ich überflog zunächst und las: „Da ich mich dort zum Vorstellungsgespräch einfand ….“
Gaga Nielsen
ja, ganz suggestiver Satzbau... Ich weiß 🙂