05. September 2023



Et voilà. Judith und Holofernes. Ein Klimt, den jeder kennt. Wenn auch nicht im Original in Augenschein genommen, aber doch gedruckt. Auf Postkarten, Kaffeetassen, Brillenetuis, Halstüchern - und dem Plakat zur Ausstellung in der Alten Nationalgalerie. Was die Güte des Werks übrigens nicht schmälert. Bei Vervielfältigung amüsiert sich der erfolgreiche Urheber. Auch noch im Himmel - oder da erst recht. Gustav Klimt - wer es nicht wusste - gehörte bereits zu Lebzeiten zu den Superstars seines Metiers. Soweit mir bekannt, gab es in seiner erfolgreichsten Lebensspanne keinen anderen lebenden österreichischen Maler, der ähnlich hohe Preise für seine Werke aufrufen konnte. Geschäftstüchtig war er, der gute Gustav. Ich kann ihn mir so recht vorstellen, wie er seinen eloquenten und gewitzten Charme beim Verhandeln spielen ließ. Es wird kolportiert, dass Klimt auf dem Höhepunkt seines Erfolgs - der sich dank geschickten Netzwerkens innerhalb solventer Industriellen-Kreise früh einstellte - für ein größeres Portrait einen Preis verlangen konnte, der dem Gegenwert eines Einfamilienhauses in Wien entsprach. Durchaus bemerkenswert.



Aber zurück zu Judith. Auch "Judith I." betitelt, weil er noch eine zweite Judith malte. Als - mutmaßlich, allerhöchstwahrscheinlich - Adele Bloch-Bauer, die kunstsinnige Industriellengattin und Förderin von Klimt - Modell für Judith stand - 1901 - arbeitete er zunehmend mit Blattgold. Das Vergolder-Handwerk hatte er von seinem Vater gelernt, der eine Werkstatt dafür betrieb. Judith & Holofernes steht am Anfang dieser Phase. Das berühmte Bloch-Bauer-Portrait, im Volksmund auch "Die goldene Adele" genannt, begann Klimt zwei Jahre nach Judith und Holofernes, und brauchte noch zwei weitere Jahre, um es zu vollenden. Viele Sitzungen waren von Nöten, nehme ich an, die die gute Adele gerne wahrnahm. Aber Spaß beiseite - die kleinteiligen Bildelemente beim Bloch-Bauer-Portrait machen vergoldungstechnisch eine Heidenarbeit. Die vollzogen wird, nachdem alle grundlegenden malerischen Details ausgeführt wurden, hier muss keiner mehr Modell stehen. Ein feinmotorisches Gefrickel erster Güte, die Anlegemilch in diese Flut filigraner, ornamentaler Mosaik-Elemente zu pinseln (ich weiß, wovon ich rede). Das schiebt man gerne auf die lange Bank. Mir ist gar nicht präsent, ob Gustav für solche Arbeiten Handlanger, also Assistenten hatte. Wie ich ihn einschätze, hat er es sich vorbehalten, das eigenhändig auszuführen. Keine Götter neben mir! Aber ich weiß es nicht. Als ich in der Klimt-Sammlung im Belvedere war, war Judith wohl wieder einmal unterwegs auf Reisen. Ich habe gelesen, dass sie eigentlich nicht mehr ausgeliehen wird, aber wie wir sehen: sie ist nun in Berlin. Vielleicht das einzige mal zu meinen Lebzeiten. Sie wird uns alle überleben. Und nicht nur auf Kaffeetassen und Brillenetuis. Als sorgsam gepflegtes Original, als ein unübersehbarer Schatz der Kunstgeschichte. Auch bei Judith und Holofernes fasziniert der Rahmen, sehr verwandt mit den Rahmen bei Stuck. Vor allem in der Seitenansicht lässt sich das Rahmenrelief gut erkennen. Wundervoll. Da hat er doch bestimmt auch selbst Hand angelegt, Gustav, der Tausendsassa. Ich habe ihn schon von Herzen gern.





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