27. Mai 2023



Es geht weiter. Mein drittes oder viertes Kaleidoskop-Werk, work in progress. In wenigen Jahren, ja teilweise heute schon, wird es vielleicht gar keine gedruckten Eintrittskarten mehr geben. Ich hebe heute auch schon keine digitalen Tickets mit QR-Code mehr auf, die ich ausgedruckt bei mir hatte. In solche ästhetisch irrelevanten Dokumente meiner Ausgehaktivitäten wickle ich Obst- und Gemüseschnippelabfall, um Obstfliegen im Mülleimer entgegenzuarbeiten. Aber früher! Ja früher, da gab es fein gedruckte Eintritts-Billets, die man gerne einmal wieder angeschaut hat. Ich hätte fast geschrieben "in die Hand genommen", aber das stimmt ja nicht, das wäre ja gelogen. Wer macht einmal im Jahr die Schachtel mit den Reliquien auf und hält sie nach und nach gegen das Licht. Niemand. Nur, wenn es ans Ausmisten geht, oder man gezielt etwas sucht. Aber selbst um ein Datum einer Veranstaltung zu rekonstruieren, braucht es kein gedrucktes Ticket, alles, was im digitalen Zeitalter über die Bühne ging, ist im Internet dokumentiert. Wollte ich wissen, wann genau die Veranstaltung war, zu der jeweilige Flyer mit den Fotos von Saskia oder Maria oder Jenny gehörte, kann ich in meinem facebook-Veranstaltungs-Archiv suchen, oder noch schneller finde ich es in meinem digitalen Foto-Archiv, wo ich die Damen ordentlich mit ihrem Namen und dem Datum getagged und in Alben gepackt habe. Meine Reliquien-Bilder mit dem wilden Kaleidoskop an Tickets, Zetteln, Quittungen, Flyern und Bildchen sind absehbar ein Auslauf-Modell. Antiquierte, nostalgische Dokumente, Schätze einer untergehenden Ära.

C. Araxe - So, 28. Mai, 00:31

Das Festhalten in Blogbeiträgen von Besuchen ist ja auch schon wieder Old School. Was bleibt? Insta? Auch das ist ja retro. Keiner wird sich mehr an irgendetwas erinnern können, wenn es nicht absolut prägend war. Aber was sollte das schon sein, wenn zunehmend nur noch alles nebenbei läuft. Die Zeiten, wo man sich mit Herzblut für so etwas interessiert hat, scheinen vorbei zu sein.

g a g a - So, 28. Mai, 00:50

Instagram war mir von Beginn an gefühlsmäßig suspekt. Hat sich nach all den Jahren noch verstärkt. Ich habe wohl einen Hang zum Elaborierten, Epischen. Jeder entscheidet ganz privat für sich, wo sich die Hingabe entfaltet. Interessant finde ich allerdings, dass in einer zunehmend digitalisierten Welt die besondere Würdigung von nicht digitalen Souvenirs auf Interesse stößt, wenn es zum Event gerät, zum Beispiel in einem ausgestellten Exponat. Das ist dann wie eine neugierig machende geheime Landkarte von vergangenen Lebenszeichen. (ich berausche mich selbst daran, deshalb schmeiße ich das Zeug nicht weg, sondern transformiere es in ein visuelles Aha-Erlebnis)

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