06. April 2020

Ein zauberhaftes Werk von Walter Becker aus dem Jahr 1965, in dem ich geboren wurde. Ich denke beim Betrachten daran, wie gerne ich mit meinen Freundinnen tanzen gehe, mit Ina, und Lydia und Jenny. Es wird bestimmt irgendwann wieder möglich sein, im Sommer vielleicht, aber im Augenblick scheint es so weit entfernt, als sei es in einem anderen Leben gewesen.
Der Maler dieses Bildes, Walter Becker, zählte für die Nazis zu den zu ächtenden Künstlern. 1937 wurden im Rahmen der Aktion Entartete Kunst 19 Werke Beckers beschlagnahmt. 1941 erhielt Becker einen Ruf als Professor an die Kunstakademie Karlsruhe. „Doch noch vor Antritt seines Amtes, so schreibt Becker, sei durch die SS von Berlin aus sein Atelier versiegelt worden, und er sei ‚unter versteckter Drohung gezwungen gewesen vom Vertrag zurückzutreten‘." usw. usf.; später konnte er doch noch eine akademische Karriere machen.
Aber die folgende Anmerkung im Wikipedia-Eintrag: trifft mich dann wieder: "Seit den 60er-Jahren setzte eine fortschreitende Einschränkung der Sehkraft ein, die fast zur Erblindung führte. Becker gab die Malerei vorläufig auf." Mitte der Siebiger nahm er die Malerei mit stark geschwundener Sehkraft wieder auf und produzierte zum Teil sehr archaisch wirkende Bilder.
Das Bild, das 2007 bei einer Auktion unter dem Titel "Tänzerinnen" angeboten wurde, wäre im Vergleich zu den bisherigen millionenschweren Werken meiner Wunschsammlung ein absolutes Sonderangebot gewesen. Es wurde vom Kunsthaus Ketterer für "nur" 23.400 € versteigert. Ich mag es sehr.
g a g a - 6. April 2020, 22:15
Eine schöne Beschreibung des Malers und des Bildes. Inspiriert war Becker von meiner damals zwanzigjährigen Schwester.
Viele Grüße
Andreas Hoelscher
(Nachlassverwalter Walter Becker)
Wer sind Sie, geheimnisvolle Fremde?
GAGA NIELSEN 13. NOVEMBER 2023 UM 15:01
Lieber Herr Hoelscher,
ich bin gerührt, dass Sie als Nachlassverwalter und Sammler unter meinem Eintrag kommentieren. Ich kann mich nur vor dem Werk von Walter Becker verneigen. Ich verfertige selbst Bilder, derzeit überwiegend Assemblagen und Collagen, aber die Malerei winkt mir wieder ganz heftig zu.
(mein jüngstes Werk… https://gaganielsen.com/2023/11/13/13-november-2023 )
Es gibt auch ein Bild von mir ("Jupitier"), in dem ich ein Fragment eines Ausdrucks von Walter Beckers "Terzett III" verarbeitet habe.
Hier zu sehen:
https://gaganielsen.com/2021/11/08/08-november-2021-2
Das sind schon interessante Assoziationen. Wie kommt man von Becker auf ein Jupi-tier? Und da Sie wohl in Berlin sind, wie kommt man dort auf Becker? Die Ausstellung in der Zitadelle Spandau liegt schon lange zurück.
Gruß AH
GAGA NIELSEN 15. NOVEMBER 2023 UM 12:55
ich weiß nicht mehr, wie ich Becker vor einigen Jahren online entdeckt habe… jedenfalls hat er mich sofort angesprochen, weil mich einige Bilder an Otto Muellers Strich erinnerten. Die Titel meiner Bilder entstehen rein assoziativ, nicht systematisch. Wenn das Bild sich der Fertigstellung neigt, erkenne ich mitunter erst, was es mir sagen und sein will. Ich sah dann ein Tier, ein glückbringendes. Ein Wortspiel, weil es die großzügige Ausstrahlung von Jupiter hat.
Leider war ich meines Wissens noch nie in einer Ausstellung, die ein Bild von Walter Becker gezeigt hat. Ich kenne also nur digitale Abbildungen.