04. Februar 2020
Ein kostbarer Neuzugang für mein Handschriften- und Postkartenarchiv . Inzwischen ist die Überraschung noch größer, denn ich kann den Inhalt und Absender erst entziffern, wenn ich mich wieder in meiner Wohnung befinde, unten am Postkasten ist mir das Studium der Post leider verwehrt. Nicht, dass ich neugierigen Blicken ausweichen müsste, so prominent bin ich dann doch noch nicht bei meinen Nachbarn. Allein: ich kann es ohne meine Augengläser nicht mehr erkennen, wer mir da schreibt. Aber noch am Kasten fing ich an zu rätseln, weil ich den Schwung der Schrift ungefähr sah und kein Wiedererkennen hatte. Das Motiv konnte ich ungefähr eruieren. Künstlerpostkarten werden sehr gerne von Künstlern geschickt, auch wenn es keine eigenen Werke sind. So halte ich das auch. Aber diese Unterschrift, dieser Schwung! Da dachte ich dann doch recht bald an Jenny. Und als ich die Brille auf die Nase setzte, bewahrheitete es sich. Sehr gefreut habe ich mich. Es ist eine Karte mit einem Motiv von meinem guten alten Freund Pablo, der einige seiner Werke im Berggruen Museum hängen hat. Auch wegen der schönen Mitteilung war ich guter Dinge, die auf einen schönen Nachmittag an einem Sonntag, vielleicht im Frühling hoffen lässt. Vorher sehen wir uns aber auch schon, das ist abgemacht. Während ich diese Zeilen schreibe, läuft nebenher der Stummfilm "Die Büchse der Pandora" von G. W. Pabst. In der Hauptrolle als Lulu ist Louise Brooks zu sehen. Sehr schöne Klavierbegleitung, gedreht 1928 in Berlin. So ein Pagenkopf würde Jenny auch stehen, fällt mir gerade auf. Nun zu Bett. Ich muss weiter Kräfte sammeln, denn ich lag darnieder und habe morgen Abend nach vielen Tagen der Schwäche und Rekonvaleszenz wieder einmal etwas vor. Ich werde mich in den Abendstunden gegen neunzehn Uhr im Foyer der Volksbühne einfinden, wo Lulu von Frank Wedekind im Großen Haus gegeben wird. Meine Begleitung ist dankenswerterweise keine geringere als die Absenderin dieser schönen Postkarte.
g a g a - 4. Februar 2020, 01:23
4. Februar 2020 um 8:55
Hier eine schöne Geschichte über ein Paar, das in Österreich die Roaring Twenties recht konsequent lebt: https://www.sueddeutsche.de/stil/zwanziger-jahre-oesterreich-nostalgie-1.4775863
Gaga Nielsen
4. Februar 2020 um 16:01
Das ist ein sehr charmanter Lebensstil. Ich habe Ausschau nach mehr Fotos gehalten und auf Facebook die Seite vom Salon Luise gefunden, da sieht man zwei Bilder vom Wohnzimmer. Mich würde interessieren, ob sie ihre Computertechnik auch auf das Interieur abgestimmt haben, zum Beispiel durch Gehäuse aus Edelhölzern mit Intarsien. So ein Notebook aus Wurzelholz kann auch apart sein.