04. Mai 2018
Was für ein herrlicher Frühlingstag. Gerade in der Sonne bei Vogelgezwitscher das vielleicht schönste Kapitel in Berta Zuckerkandls Erinnerungen gelesen. Sie war auch mit Johann Strauß befreundet und erinnert sich an einen Abend (wohl 1883) bei Strauß, in seinem kleinen Palais in Wien auf der Wieden, wo sich auf die Einladung von ihm und seiner Frau häufig an einer langen Tafel Freunde zum Essen und Trinken versammelten. Johann Strauß war mit dem gefeierten Pianisten Alfred Grünfeld eng befreundet, der bei seinen Konzerten gerne Strauß-Walzer paraphrasierte und das hilfreiche Talent besaß, eilig dahingeworfene erste Partituren, die Strauß selbst nicht mehr eindeutig lesen konnte, zu entziffern. An jenem Abend war auch Alexander Girardi, ein damals populärer Schauspieler und Tenor eingeladen. Johann Strauß war für seine Freunde "der Schani". Man hatte ausführlich gespeist und nun stand der Sinn nach Musik:
»Na, was is, Schani (...) du hast mich hergelotst, weil du mir etwas Neues vorspielen willst?"«
»Gleich. Nur kann ich's schon wieder nicht entziffern. Aber der Grünfeld ist ja da.«
Strauß geht in sein Arbeitszimmer, kommt dann in den Salon, wo wir uns um das Klavier gruppieren. Er legt das Notenheft auf das Pult und Grünfeld sieht es sich durch. Leise beginnt er, zuerst wie suchend, dann mehr und mehr hingerissen.
»Ich will den Walzer "Frühlingsstimmen" nennen", sagt Strauß. "Vor ein paar Tagen, da ist auf den Stufen der Paulanerkirche ein armes altes Weib gesessen. So elend. Der Tod hat ihr aus den Augen geschaut.. Einen Korb hat sie neben sich stehen gehabt. Und mit zittrigen Händen hat sie mir ein paar Blumen gereicht. Es waren nur Veigerln und Maiglöckchen. Aber nie, noch nie haben mich Blumen so trunken gemacht ....Dass da der Tod sitzt und mir Frühlingsblumen reicht - das hat in mir eine Lust zum Leben geweckt, dass ich alle Nachtigallen hab singen hören...«
»Na, was is, Schani (...) du hast mich hergelotst, weil du mir etwas Neues vorspielen willst?"«
»Gleich. Nur kann ich's schon wieder nicht entziffern. Aber der Grünfeld ist ja da.«
Strauß geht in sein Arbeitszimmer, kommt dann in den Salon, wo wir uns um das Klavier gruppieren. Er legt das Notenheft auf das Pult und Grünfeld sieht es sich durch. Leise beginnt er, zuerst wie suchend, dann mehr und mehr hingerissen.
»Ich will den Walzer "Frühlingsstimmen" nennen", sagt Strauß. "Vor ein paar Tagen, da ist auf den Stufen der Paulanerkirche ein armes altes Weib gesessen. So elend. Der Tod hat ihr aus den Augen geschaut.. Einen Korb hat sie neben sich stehen gehabt. Und mit zittrigen Händen hat sie mir ein paar Blumen gereicht. Es waren nur Veigerln und Maiglöckchen. Aber nie, noch nie haben mich Blumen so trunken gemacht ....Dass da der Tod sitzt und mir Frühlingsblumen reicht - das hat in mir eine Lust zum Leben geweckt, dass ich alle Nachtigallen hab singen hören...«
g a g a - 4. Mai 2018, 14:18