29. November 2016
Ich muss es leider sagen, auch wenn es den einen oder anderen schmerzt: was Heinrich Bolten-Baeckers an Lyrics für Paul Linckes "Frau Luna" abgeliefert hat, ist so ziemlich das Beste, was mir in den letzten Wochen vorgelegt worden ist. Wir haben die Songs auch gleich mal am Sonntag im "Kleinen Muck" angetestet und ich muss sagen, die Lieder haben Schmiss! Sicher, die Pop- und Rocksongs, die der Komponist und Moderator C. mitgebracht hatte, waren auch nicht schlecht, aber was ist Michael Jacksons "Earth Song" oder Dave Grohls "The Best" gegen "Schlösser, die im Monde liegen"? Ich denke, an der Stelle erübrigt sich jede weitere Ausführung. Nun muss ich gestehen, dass ich an sich kein Freund der Operette bin (auch keine Freundin), aber hier haben wir potenzielle Evergreens vor uns, die jeder, auch mit seiner gewöhnlichen Stimmlage mitsingen kann. Im Gegenteil möchte ich sogar behaupten, dass die Lieder gewinnen, wenn sie mit normaler Stimme vorgetragen werden, so wie Hildegard Knef eben auch darauf verzichtet hat, sich unnötig in Tonlagen zu versteigen, in denen man ohnehin sein eigenes Wort nicht mehr versteht. Es war ein sehr gelungener Abend im Kleinen Muck, an den ich noch oft und gerne zurückdenke! Leider habe ich keine Schallplatte mit einer brauchbaren Aufnahme meiner neuen drei Lieblingslieder "Schenk mir doch ein kleines bißchen Liebe", "Das ist die Berliner Luft" und "Schlösser, die im Monde liegen". Das ist sehr bedauerlich. Ich muss also darüber nachdenken, selbst eine Aufnahme einzusingen. Mit ein wenig Übung sollte das klappen!
Es kommt oft vor, daß unbedacht
ein Liebespärchen sich verkracht
Dann ist der Seelenkummer groß
Nun sitzt man da, was macht man bloß
Er pirscht sich leise an sie ‘ran
und sieht sie heimlich schmachtend an
Sie möchte auch nicht herzlos sein
und plötzlich singen sie zu zwein
Schenk’ mir doch ein kleines bißchen Liebe, Liebe
sei doch nicht so schlecht zu mir
Fühlst du nicht die innig, süßen Triebe, Triebe
wie mein Herz verlangt nach dir
Des Nachts, wenn alle Katzen grau
sucht sich der Kater eine Frau
Dann schleicht er liebeskrank ums Haus
und findet bald die Richt’ge ‘raus
Die Katzenjungfrau, tugendhaft
hat Angst vor so viel Leidenschaft
bis von der Töne Macht betört
sie ihren Kater doch erhört
Schenk’ mir doch ein kleines bißchen Liebe, Liebe
sei doch nicht so schlecht zu mir
Fühlst du nicht die innig, süßen Triebe, Triebe
wie mein Herz verlangt nach dir
Heinrich Bolten-Baeckers
Berlin! Hör' ich den Namen bloß
da muß vergnügt ich lachen
Wie kann man da für wenig Moos
den dicken Wilhelm machen
Warum läßt man auf märk'schem Sand
gern alle Puppen tanzen
Warum ist dort das Heimatland
der echte Berliner Pflanzen
Ja ja! Ja ja ! Ja ja ja ja!
Ja, ja, ja, das ist die Berliner Luft, Luft, Luft
so mit ihrem holden Duft, Duft, Duft
wo nur selten was verpufft, pufft, pufft
in dem Duft, Duft, Duft
dieser Luft, Luft, Luft
Das macht die Berliner Luft
Ich frug ein Kind mit jelbe Schuh
Wie alt bist du denn, Kleene
Da sagt sie schnippisch: "Du? Nanu
ick werd' schon nächstens zehne!"
Doch fährt nach Britz sie mit Mama'n
da sagt die kleene Hexe
zum Schaffner von der Straßenbahn
Ick werd' erscht nächstens sechse
Ja ja! Ja ja ! Ja ja ja ja!
Ja, ja, ja, das ist die Berliner Luft, Luft, Luft
so mit ihrem holden Duft, Duft, Duft
wo nur selten was verpufft, pufft, pufft
in dem Duft, Duft, Duft
dieser Luft, Luft, Luft
Das macht die Berliner Luft
Der richtige Berliner gibt
sich gastfrei und bescheiden
Drum ist er überall beliebt
und jeder mag ihn leiden
Wenn sonst man: "Mir kann keener" sagt
so sagt in jedem Falle
wenn's dem Berliner nicht behagt
er sanft: "Mir könn'se alle!"
Ja ja! Ja ja! Ja ja ja!
Ja, ja, ja, das ist die Berliner Luft, Luft, Luft
so mit ihrem holden Duft, Duft, Duft
wo nur selten was verpufft, pufft, pufft
in dem Duft, Duft, Duft
dieser Luft, Luft, Luft
Das macht die Berliner Luft
Heinrich Bolten-Baeckers
Blick doch um dich mit klaren, frohen Augen
Dann macht auch dir die Welt ein froh' Gesicht
Ei, sprich, wozu soll'n denn die Grillen taugen
Es ändert sich dadurch dein Schicksal nicht
Warum in ungewisse Fernen eilen
Es führt dich in Gefahr des Irrlichts Schein
Wo man dich liebt, nur da mußt du verweilen
Wo man dich liebt, nur kannst Du glücklich sein
Schlösser, die im Monde liegen
Bringen Kummer, lieber Schatz
Um im Glück dich einzuwiegen
Hast du auf der Erde Platz
Wenn Schnee und Eis die Erde rings bedecken
Ruht wie im Todesschlummer Wald und Flur
Doch naht der Lenz, dann wird sein Hauch erwecken
Zum neuen Leben herrlich die Natur
Und will dein Herz verzweifeln und verzagen
Bau auf die Zukunft frisch und wohlgemut
Der Sonnenschein folgt trüben Regentagen
Drum harre aus, es wird schon alles gut
Schlösser, die im Monde liegen
Bringen Kummer, lieber Schatz
Um im Glück dich einzuwiegen
Hast du auf der Erde Platz
Heinrich Bolten-Baeckers
P.S.: die Platte ist dann demnächst im gut sortierten Fachhandel zu finden unter "Gaga & die Kiezbarone" (zwischen Franz Schubert und Gustav Mahler)
g a g a - 29. November 2016, 19:54