03. August 2015








Es begab sich so. Irgendwann im Mai oder Juni sah ich in der swr-Mediathek die Sendung "Nachtcafé" mit dem Thema "Gelassen älter werden". In der Gesprächsrunde war u. a. Kai Wiesinger, der als Schauspieler eine gewisse Bekanntheit hat. Mich hat er nie sonderlich beeindruckt, weder mit seiner Erscheinung, noch seiner Darstellungskunst, noch der Qualität der Produktionen, in denen er aufgetaucht ist. Wobei mir auch kein einziger Filmtitel einfällt, wo er mitspielt, obwohl das sicher nicht wenige waren. Aber ich bin sowieso seit Jahren überhaupt nicht auf dem Laufenden, was deutsche Fernseh- oder Kinoproduktionen angeht. Trifft im übrigen auch auf ausländische zu. Der letzte Film, der mich im Kino beeindruckt hat, war "Only Lovers left alive" von Jim Jarmusch. Wie auch immer, ich bin im Grunde nicht kompetent, mir ein Urteil über die Qualität des gegenwärtigen Fernseh- und Kinoschaffens zu erlauben, weil es nur von seltenen Zufällten gespeist ist, dass ich mir überhaupt etwas aus dem Spielfilm-Genre anschaue. Nun saß da aber in der Runde Kai Wiesinger zu einem Thema, das mich durchaus nicht unberührt lässt. Vertreter meiner Generation plauderten über Ach und Weh des Alterns, aber auch über die guten Seiten. Im Zuge des Gesprächs mit Herrn Wiesinger wurde, zum Thema der Talkrunde passend, eine Serie erwähnt, die wohl zunächst nur im Internet zu sehen war, die da heißt "Der Lack ist ab". Er hat die Reihe selbst konzipiert und produziert und spielt auch in jeder Folge mit. Nach dem Gespräch fand ich ihn doch recht sympathisch und humorvoll und weniger glatt gebügelt als gedacht und suchte mal nach dieser Serie mit dem schönen Titel im Internet. Mittlerweile wurde sie wohl auch im Fernsehen gesendet, hier bei ProSieben kann man die Reihe auch anschauen. Die Folgen werden dem Titel schon ganz gut gerecht. Herr Wiesinger sitzt in seiner Rolle mit seiner Lebensgefährtin (rein zufällig gespielt von seiner Lebensgefährtin Bettina Zimmermann) in einer schicken Charlottenburger Eigentumswohnung und man unterhält sich im Freundeskreis über seine Befindlichkeiten. Sozusagen Befindlichkeitsbloggen in Gesprächsform. Es hat mir recht gut gefallen, die Episoden sind eher kurz, so zehn bis fünfzehn Minuten und es sind interessante Gastschauspieler dabei, die man auch mehr oder weniger kennt. Jedenfalls wirken die Konversationen schon sehr aus dem Leben gegriffen, was man ja nicht so oft hat. Kann man schon mal anschauen, so zwischendurch. Danach hatte ich jedenfalls den Eindruck, dass Herr Wiesinger doch ein ganz patenter Darsteller ist und die Dialoge hat er sich ja vermutlich auch selber ausgedacht, Also am Küchentisch, mit seiner Lebensgefährtin, die auch sehr gut spielt. Und nun hatte ich also gerade präsent, dass dieser deutsche Schauspieler diese mich thematisch stark betreffende Serie produziert hat, als mir diese Mitteilung ins Postfach flatterte, dass eben der Herr Wiesinger im Einstein eine Ausstellung eigener Photographien zeigt. Das war mir nun auch neu, dass er jetzt auch noch fotografiert. Denkt man schon auch gerne, der Name wird nicht unausschlaggebend gewesen sein, dass nun die Ergebnisse von mutmaßlichen Hobby-Knipsereien, die in großzügig bemessener Tagesfreizeit entstanden sind, in einer Galerie gezeigt werden. Schauspieler singen, Schauspieler schreiben Kinderbücher, Schauspieler fotografieren, Schauspieler machen in Immobilien. Kennt man ja. Ich war aber schon neugierig, weil ich mittlerweile den Eindruck hatte, Herr Wiesinger ist ein aufgewecktes Kerlchen, durchaus mit gewissen Ansprüchen. Dann habe ich gesehen, dass er eine Seite hat, die sich nur auf seine Fotografie bezieht, und nicht erst seit gestern. Das sah mir doch recht interessant aus und so habe ich mich entschieden, mir die Sache aus der Nähe anzusehen. Es war ein heißer Tag in Berlin, man suchte automatisch die Schattenseite, auf dem Weg durch die Straßen. Vom Bahnhof Friedrichstraße ist man zu Fuß recht schnell beim Einstein. Klimatisierte Räume! Kam mir jedenfalls so vor. Gerald, der Inhaber vom Café und der Galerie sprach ein paar einleitende Worte. Die Bilder waren sehr groß und atmosphärisch, er arbeitet systematisch mit Bewegungsunschärfe, die Aufnahmen wirken intim, privat ohne etwas preiszugeben, das peinlich wäre. Man denkt nie too much information, obwohl Nacktheit eine Rolle spielt. Das ist sehr feinsinnig umgesetzt. Die schöne Gefährtin von Wiesinger, Bettina Zimmermann war auch da. Eine göttinengleiche Erscheinung. Wirklich bildschön. Ich wollte sie aber nicht so im Vorbeigehen abschießen, ich kenne sie ja nicht. Ihn ja nun auch nicht, aber bei so einer Eröffnungsansprache ist das Szenario doch offiziell und es ist nicht ungewöhnlich, dass fotografiert wird. Ich bin recht bald wieder gegangen, ohne es darauf anzulegen, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Obwohl das sicher nicht schwierig gewesen wäre. Es hat mich komischerweise überhaupt nicht beschäftigt. Die Bilder sprechen ja für sich und ich hätte beim besten Willen schlichtweg nicht gewusst, wonach ich ihn befragen soll. Insofern war das alles genauso in Ordnung. Ich habe einen erstaunlich unterentwickelten Drang, mich da heranzuwanzen. Ich wüsste nicht wofür. Er ist ja auch nicht mein Beuteschema. Aber schon ausgesprochen sympathisch! Er hat Witz und einen warmherzigen Humor scheint mir. Also ich wünsche ihm alles Gute. Und seiner Bettina. Und so weiter. Und mir natürlich auch.








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