Ja. So war der fünfzehnte Mai in Wannsee und auch der einunddreißigste in Weißensee. Und auch dieser Tag im Juli 2007 in Lübbenau, von dem dieses Bild rührt. Ich habe ein Bild aus meinem Archiv genommen, das meinem Gefühl von diesem frühsommerlichen Tag auf dem jüdischen Friedhof entspricht. Die wirklichen Bilder brauchen noch ein bißchen. So wie früher, als man die Filmrollen ins Labor brachte und auf die Entwicklung und die Abzüge wartete. Ich habe auf dem alten jüdischen Friedhof in Weißensee mehr als einmal gedacht, das ist ein Ort, der für den Inhaber des Hermetischen Cafés in Hamburg wie gemacht ist. Ich meine natürlich zu Lebzeiten. Ich muss gestehen, dass ich erst vor meinem Ausflug recherchiert habe, was die Besonderheiten von jüdischen Friedhöfen sind und was man als Besucherin beachten muss. Sehr gefällt mir, dass die ewige Totenruhe heilig ist, was bedeutet, dass die Grabesruhe niemals endet. Ein Grab kann niemals aufgelöst werden, wie es auf christlichen oder atheistischen Friedhöfen nach einigen bezahlten Dekaden "Ruhezeit" üblich ist. Daher gibt es auf jüdischen Friedhöfen die ältesten Gräber und Grabsteine der Welt. Die atmosphärische Patina umschlingt einen wie ein Traum, ein alter Film. Und kein Blumenschmuck ist üblich oder erwünscht, nur wilder Wuchs von irgendwann einmal gepflanzten rosa Rhododendren, die die Größe von Bäumen haben, und überall Efeu, wilde Gräser. Und kleine Steine auf Gräbern, die einzige Gabe, traditionellerweise. Die männlichen Besucher sind gebeten, eine Kippa aus einem Korb am Eingang zu nehmen. Frauen können ohne Kopfbedeckung kommen. Danach sollte man die Hände waschen, dafür ist am Ausgang ein Waschbecken. Sehr viele Bilder sind entstanden, obwohl ich mich sehr bemühte, nur im unverzichtbaren Fall auszulösen. Eine große Freude, noch nach fast dreißig Jahren in Berlin immer noch Orte zu entdecken, die einen in vieler Hinsicht umhauen.

Dass die Grabesruhe niemals endet, ist eine sehr kluge Idee. Den Wandel, der sich derzeit auf kirchlichen und städtischen Friedhöfen vollzieht, finde ich sehr traurig zu beobachten.

Das finde ich auch. Als ob Gedenken ein Ablaufdatum hätte, wie ein Joghurtbecher.