10. April 2015
Nofretete steht in Berlin. Nicht in Ägypten. Ob das richtig ist, darüber wird wohl seit hundert Jahren gestritten, aber als zugereiste Berlinerin kann man hier sehr heimisch werden. Ich weiß das. Sie hatte einen sehr schönen Mann, Amenophis IV. aka Echnaton, von dem sie nur durch eine Wand getrennt ist, eine Skulptur, die seinen Kopf zeigt, steht im Apollonsaal. Nofretete zu fotografieren ist nicht erlaubt, warum auch immer. Sie hat den exclusivsten Ort im Neuen Museum, eine ganze Kuppel für sich alleine, den Nordkuppelsaal. Und sie ist schön. Egal, wie oft man sie auf Fotografien gesehen hat. Ein Objekt oder Phänomen inflationärer Verbreitung in aller Unschuld zu betrachten, verlangt eine gewisse Konzentration, die Fähigkeit, die eigene Wahrnehmung von kolportierter Beurteilung zu bereinigen, den Eindruck zu relativieren. Sie hat einen hochherzigen, anmutigen Ausdruck. Echnaton war ihr Cousin. In der Pharaonenfamilie wurde inzestuös geheiratet. Kaiserin Elisabeth von Österreich, Sisi - war ebenfalls mit ihrem Cousin verheiratet - Kaiser Franz Joseph, dem Sohn ihrer Tante. In der Aristokratie üblich. Echnaton trieb es noch inniger, er zeugte mit einer Tochter von ihm und Nofretete Tutanchamun. Usw. usf. Wie auch immer. Wir sehen die erhabenen Abbilder. Wieviel Lebensglück sie erfahren haben, weiß man nicht, aber schöne Antlitze. Im Apollonsaal ist auch ein berückendes Fragment von einem Fresko von einem Palastboden. In einer Vitrine, unter Glas. Das sind Kraniche, glaube ich. - - - Ja.
g a g a - 10. April 2015, 00:57
Trackback URL:
https://gaga.twoday.net/stories/1022415044/modTrackback