05. April 2015




Der Schliemann-Saal beherbergt heute Funde und Fundkopien aus der Sammlung trojanischer Altertümer von Heinrich Schliemann, insbesondere Teile aus dem weltbekannten sog. Schatz des Priamos. Schliemann hatte diesen 1881 dem Deutschen Volke zu ewigem Besitze und ungetrennter Aufbewahrung in der Reichshauptstadt geschenkt, woraufhin Kaiser Wilhelm I. sich in einem persönlichen Brief an Schliemann bedankte und entschied, dass der Schatz des Priamos im gerade im Bau befindlichen Museum für Völkerkunde Berlin ständig ausgestellt werden solle, wo er von 1885 bis 1939 zu sehen war. Während sich die bedeutendsten Teile des Schatzes heute im Puschkin-Museum in Russland als Beutekunst befinden und hier zum Teil nur als Kopie zu sehen sind, sind die wenigen von Russland an Deutschland zurückgegebenen Teile im Original ausgestellt, einschließlich der großen Silbervase, in der Schliemann den aus Goldschmuck bestehenden Schatz fand.

"Breiten Raum in den Schriften Schliemanns nehmen die Notizen betreffs der Proviantierung des Stabes ein: Das ehemals mit Schliemann assoziierte Handelshaus Schroeder stellt eine "bedeutende Menge Conservenbüchsen mit Rindfleisch aus Chicago, Pfirsichen und Ochsenzungen, ferner auch 240 Flaschen des besten englischen Pale Ale" zur Disposition. Hinzu kommen lokale Viktualien wie "frisches Hammelfleisch", "trojanischer Wein" und saisonale Agrarprodukte. Ähnliches gilt für das Arsenal der Werkzeuge: Von "J. Henry Schroeder u. Comp. in London" erhält Schliemann die "besten englischen Hacken und Schaufeln" [...]

"Um den Schatz der Habsucht meiner Arbeiter zu entziehen und ihn für die Wissenschaft zu retten, war die allergrößte Eile nötig, und, obgleich es noch nicht Frühstückszeit war, so ließ ich doch sogleich paidos ausrufen. Und während meine Arbeiter aßen und ausruhten, schnitt ich den Schatz mit einem großen Messer heraus, was nicht ohne die allergrößte Kraftanstrengung und die furchtbarste Lebensgefahr möglich war, denn die große Festungsmauer, welche ich zu untergraben hatte, drohte jeden Augenblick auf mich einzustürzen. Aber der Anblick so vieler Gegenstände, von denen jeder einzelne einen unermeßlichen Wert für die Wissenschaft hat, machte mich tollkühn, und ich dachte an keine Gefahr. Die Fortschaffung des Schatzes wäre mir aber unmöglich geworden ohne die Hilfe meiner lieben Frau, die immer bereit stand, die von mir herausgeschnittenen Gegenstände in ihren Shawl zu packen und fortzutragen." Heinr. Schliemann, Alterthümer

g a g a - 5. April 2015, 16:23
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