04. Januar 2015







Beharrungsvermögen und Esprit, Konzentration und Reaktion. Schnelligkeit und ein siebter Sinn. Verbindliches Wesen, Geduld. Erotischer Intellekt, Eleganz. Dynamik, Disziplin, Spannkraft. Hingabefähigkeit. Kontrolliert eruptive Spontaneität. Hohe Flexibilität und Kultiviertheit. Tänzerische und Sprachbegabung. Keinesfalls örtliche Gebundenheit. Gesundheitliche Stabilität. Körperliche Belastbarkeit. Ein ansprechendes, überdurchschnittlich gepflegtes und trainiertes, zeitgemäßes Erscheinungsbild mit gleichbleibender, branchenüblicher Konfektionsgröße wird als selbstverständlich vorausgesetzt. Fotomodell. Dafür muss man geboren sein. Und keinesfalls divenhaft. Obwohl man jederzeit divenhaft aussehen können muss. Daran erkennt man einen Profi.


Ximena ist Italienerin. Eine hoch gewachsene. Eine Erscheinung. Sie tauchte in der Galerie mit Steve auf, den Jan schon recht lange kennt und auch oft abgelichtet hat. Bei manchen Kreaturen spürt man einen Impuls im Bereich, der für Instinkt zuständig ist, er befiehlt dem Handgelenk, die Kamera anzuwerfen, auch wenn sie vorher im absoluten Tiefschlaf war. Dass keine umständlichen Erlaubnisverhandlungen erforderlich sind, wie gelegentlich bei Privatdiven, macht alles noch selbstverständlicher, als ohnehin schon. Virtuos einfach. In einer Sekunde ein spannungsgeladene Pose, in der nächsten das Gegenteil, völlige Unaffektiertheit. Ich kenne Frauen, die schauen Männer, und zwar nur Männer, gezielt an, wie es Ximena in ihrem fotografisch motivierten Rollenspiel treibt. Und wenn eine Frau in die Sichtachse kommt. erstarrt die Rolle für einen Moment zum Gefrierpunkt. Das ist der Unterschied zwischen einer privat tätigen Femme Fatale und einem Fotomodell. Das Modell verkauft die Ware lasziver Blick. An alle, die sie brauchen. Ohne geschäftliches Feindbild. Wenn man gerne laszive Blicke wirft, ohne diesen Beruf ausuzüben, ist man gut beraten, seinen Radius nicht zu deutlich geschlechtsspezfisch zu definieren. Es ist ein noch schöneres Spiel, auch mit Menschen zu flirten, die nicht zur erotischen Zielgruppe gehören. Es vergrößert die Lebenslust, die Lebensfreude. Kleiner Abschweif. Ich mochte diese Situation mit Ximena und Steve. und Jan natürlich. Sie war nur für wenige Tage in Berlin und Jan hat sie am Tag darauf noch einmal fotografiert. Auch sehr schön. Wenn ich nicht fotografieren würde, hätte ich kaum Anlass zu solchen Events zu gehen. Sobald Jan da ist, ergibt sich eine besondere Dynamik, die ich mag. Und ihm geht es umgekehrt ebenso, glaube ich. Weiß ich. Das ist schön und unterhaltsam. Meistens kann ich es verstehen, wenn ihm jemand fotografisch besonders interessant erscheint. Denn oft empfinde ich es genauso. Ximena einzufangen war eine Freude.




g a g a - 4. Januar 2015, 04:44
(Die Tiefe der Oberfläche.)