12. Oktober 2014
Der ein wenig frivol anmutende Name Stoß im Himmel ist nicht nur eine kleine Gasse im ersten Bezirk, sondern mittlerweile auch ein Buchtitel eines deutschen, seit langem in Wien lebenden Radiomoderators (das ich nicht gelesen habe). Allerdings hatte ich wegen des Buchtitels ein déjà-vu, als ich das Straßenschild las. Ach. Guck. Weil Stoß im Himmel an der Ecke zur Wipplingerstraße war und meinen Weg kreuzte, habe ich es im Untertitel der Bildstrecke erwähnt. Das spektakulärste Bauwerk in der Wipplingerstraße ist die ehemalige Böhmische Hofkanzlei. Ich wusste aber als ich davor stand und die schöne schmiedeeiserne Balustrade des Balkons bewunderte, nicht worum es sich handelt. Nur dass es etwas Staatstragendes sein wird, habe ich mir schon gedacht. So ein goldenes Wappen ist ja auch nicht an jedem Barockbau. Ich habe trotzdem herumphantasiert, dass man darin bestimmt prachtvolle Empfänge mit festlicher Kleiderordnung abhalten könnte. Ich würde schon eine passende Robe finden. Vielleicht etwas in Rot. Aber bitte ohne österreichische Bauunternehmer über Achtzig auf der Gästeliste. Heute ist das österreichische Verfassungs- und Verwaltungsgericht da drin. Es gibt auch noch einen Eingang vom Judenplatz her. Also: eine Seite zur Wipplinger, andere Seite zum Judenplatz, für die geographische Orientierung. Ziemlich genau schräg gegenüber ist der Magistrat für den ersten Bezirk. Ich nehme an, so etwas wie bei uns das Bezirksamt. Da war ein geblümtes Pferd auf dem Innenhof, der zu einem dieser häufigen Durchgänge zu einer anderen Straße geführt hat. Und da war auf einmal die Sonne da und ein paar Lieferanten haben ihre Lieferung ausgeladen und fröhlich dabei gepfiffen. Gesichter, wie man sie oft im Straßenbild finden kann. In Wien leben und arbeiten sehr viele Menschen aus aller Herren Länder. Mehr Prozent als in Berlin. Was viele überrascht, die noch nicht da waren. Hat mich auch überrascht, angenehm. Ich höre gerne viele Sprachen in einer Stadt. Das ist immer der Beweis, dass ein Ort in der großen Welt bekannt und beliebt ist, und für erstrebenswert als Ort zum Leben und Arbeiten gilt. Eine Auszeichnung. Deswegen bin ich auch so gerne nach Berlin gegangen, weil ich vermutet habe, dass da die meisten Nationalitäten in Deutschland zu finden sind. Das war schon immer meine Vorstellung von Weltläufigkeit. Nicht nur die Verfügbarkeit internationaler Warenimporte. Wien ist schön international. Der Rest von Österreich soll aber wohl ein kleines bißchen anders sein.
: : alle Wiener Geschichten : :
g a g a - 12. Oktober 2014, 22:20