25. Oktober 2025



In diesem Sinne. Jetzt müssten nur noch die Heinzelmännchen kommen und die Versace-Stoff-Borten mit ungefähr zweihundert Stichen von Hand annähen. Läuft leider auf Handarbeit hinaus. Habe ich sowas von keine Lust darauf. Aber auf das Ergebnis.

24. Oktober 2024



Hätte statistisch damit gerechnet, dass mir erst 2027 wieder jemand die Tür aufhält - wundersamerweise aber nach dem gestrigen Ereignis heute gleich noch mal, an derselben Stelle, anderer Herr. Alter ca. dreißig, dunkelhaarig. "Glutäugig" wollte ich jetzt nicht schreiben, das hat so eine erotisierte Anmutung, er hat einfach nur sehr freundlich gelächelt. Auf mutmaßliche Nationalitäten einzugehen, habe ich keine Lust, die menschliche Qualität zählt. Wie derart kleine, nur Sekunden beanspruchende Gesten doch den Tag für einen Moment erhellen. Oder die - ich nenne sie jetzt mal wegen der Anschaulichkeit "Drei Damen vom Grill", die heute Mittag wie zu einer Begrüßungsparade hinter dem Essensausgabe-Tresen aufgereiht herzerwärmend lächelten und beinah einem Chor gleich ein munteres "Hallo!" vernehmen ließen. Und sogar mein Lieblingsplatz war frei. Gab Hühnchenbrust mit einer komisch geformten gelblich-grünen Brokkolisorte, Bezeichnung vergessen - edit - gegoogelt: "Romanesco" (bisschen langweilig) und Pellkartoffeln. Und noch eine sahnige Soße dazu.



Nach dem Essen hab ich einen Geburtstagsgutschein eingelöst. In meinem Schrank gibt es eine eigentlich gut sitzende, schwarze und dazu sehr bequeme Schlaghose neueren Datums, die ich aber streng betrachtet als zu kurz beurteilen muss. Können mindestens sieben Zentimeter mehr dran. Da es aber nichts zum Auslassen gibt, kann ich nur etwas annähen. In dem Gutschein-Geschäft gibt es neben allem erdenklichen Künstlerbedarf auch Nähzubehör und Borten und Stoffe. Hatte es gerade aufgegeben, dort etwas Passendes zu finden, da sah ich in letzter Minute einen schwarzen Stoffballen mit sehr extravaganter Struktur, ähnlich einem Gitter, aufwändig grafisch gewebt. Wie stabile schwarze Spitze aber ohne ornamentale Schnörkel oder Blüten. Konnte ich mir gut vorstellen als Verlängerung, die nicht wie eine nachträglich hin geklöppelte Verlängerung aussieht, sondern beabsichtigte Extravaganz. Hoffe.



Der Gutschein war vierzig Euro, ich gab der Mitarbeiterin die Aufgabe auszurechnen, wieviel Zentimeter ich dafür bekomme. Preis pro Meter war 49 Euro. Sie drückte sich ein bisschen darum, mir die exakt 40 Euro entsprechende Länge auszurechnen und auszumessen. Bzw. schlug ihr der Taschenrechner eben was Glatteres vor, nämlich 80 Zentimeter. Was auf jeden Fall mehr als ausreichend für die Verlängerung ist. Der Stoff liegt wohl 120 oder 130 cm breit. Leider sind jetzt aber immer noch 80 Cent auf der Gutscheinkarte. Ich wollte nicht ihre Nerven strapazieren, indem ich sie nötige, die Länge zu ermitteln, die am Exaktesten den 40 Euro entspricht. Wäre aber am Zuschneide-Tisch auch nicht einfach auszumessen gewesen, habe gerade mal gerechnet. Das wären entweder 81,64 cm zum Preis von 40,0036 € gewesen oder 81,63 cm zum Preis von 39,9987 €. Letzteres wäre schon sehr nah dran, wenn man von den hinteren Stellen kaufmännisch aufrundet. Die 0,0013 € hätte ich dem Laden geschenkt. Bei der ersten Variante hätte mir der Laden 0,0036 € erlassen müssen. Nun ja. Womöglich hätte sie dann an einer Stelle ins Muster schneiden müssen, wo die recht kompakten, kleinen wulstigen, quadratischen Elemente sind, die Ärmste. Verkaufspersonal mit extravaganten Wünschen zu schikanieren, liegt mir komplett fern. Leider finde ich online kein Foto vom Stoff. Erst beim Kaufabschluss erfahren, dass es ein Stoff von Versace ist. Wusste gar nicht, dass die auch Stoffe verkaufen. Aber wie gesagt, nirgendwo irgendwas dazu zu finden, kein offensiv beworbenes Verkaufssegment vom Hause Versace.



Noch was Nettes heute. Ein lieber Kollege, jüngerer Mann in den Dreißigern (glücklich verh., drei kleine Kinder), war Anfang der Woche beim Friseur, es fiel mir gleich auf, gut geschnitten. Er meinte: "Ja. Aber jetzt reichts mal wieder für ein halbes Jahr.". Ich: "Was? So selten gehst du?" Er hatte vorher auch keine so viel längere Haarfrisur. Als ich ihn heute sah, kam es mir vor, als wäre er noch mal beim Friseur gewesen, der Schnitt sah dermaßen akkurat und gestriegelt aus. Ich: "Warst Du schon wieder beim Friseur? Sieht irgendwie so aus!" Er lacht: "Nee, erst in einem halben Jahr wieder!" Ich: "Oder hast Du Pomade drin? Oder so ein Styling-Zeugs?". Er: "Jaah... ich hab da so ne Creme..." Ich: "Aha - aber sieht richtig gut aus!" Anderer Kollege im Zimmer nebenan (Ende Dreißig, glücklich verh., zwei kleine Kinder), hat durch die offen stehende Tür mitgehört, grient Richtung gegenüber sitzender jüngerer Kollegin (in den Zwanzigern): "Ahaa! Gaga hat am Wochenende noch keine Verabredung!" zwinker-zwinker, gacker-gacker. Ich rüber zu ihm: "Ich fange nichts mit verheirateten Männern an. Die müssten mir schon G A N Z deutliche Avancen machen!". Wäre das auch geklärt.



In meinem Alter freut man sich ja über jede Andeutung, die durchblicken lässt, dass man noch nicht "Jenseits von Gut und Böse" verschubladet ist. Ich jedenfalls. Und Demi Moore wohl auch. Die hat sich gerade anlässlich aktueller, figurbetonter Fotos für das Glamour Magazin sinngemäß dergestalt geäußert. Hier: "Demi Moore wehrt sich gegen die Entsexualisierung älterer Frauen". Auf Intellekt, Talent und guten Charakter reduziert zu werden, ist jedenfalls auch kein Sechser im Lotto. Dass ich nicht doof in der Birne und mit einigen Talenten und hoffentlich auch Herzensbildung gesegnet bin, weiß ich recht zuverlässig selber, das wird ja auch nicht weniger, mit zunehmendem Alter, eher im Gegenteil. Spricht einem auch kaum einer ab. Aber erotische Relevanz ist nicht so gesichert. Da hat man nicht irgendwann seine Schäfchen im Trockenen und kann darauf vertrauen, dass sich das Vermögen automatisch mehrt, eher im Gegenteil. Ist mir nicht egal.

24. Oktober 2025



Eleanor Scott Davis - "Life Can Only Be Understood Backwards"

23. Oktober 2025

Donnerstag, 23. Oktober 2025, 10 Uhr vormittags, Hardenbergstraße, Berlin Charlottenburg. Eingangsbereich eines Gebäudes, in dem sich (neben meiner Zahnarztpraxis im Erdgeschoss) auf mehreren Etagen u. a. auch das Kulturbüro der Botschaft der Arabischen Republik Ägypten in Berlin, Verwaltungen verschiedener Institutionen, sowie Seminarräume befinden. Ich kenne den Zugangscode, der auf einer Tastatur einzugeben ist. Gerne gehe ich durch das Gebäude durch, weil ich glaube, dass es eine Abkürzung zu meinem Ziel in einem anderen Gebäude in der Nähe ist. Als ich mich nähere, sehe ich schon von weitem, direkt vor der Tür mit der Tastatur auf der Treppe verteilt, eine Ansammlung von ca. sechs Männern, alle etwa im Alter um die dreißig und vierzig, manche mit Zigarette, sie unterhalten sich. Konversationssprache ist nicht Deutsch, ich höre aber auch nicht genauer hin. Ich vermute eine Sprache aus dem arabischen Raum.

Ansammlungen von Gruppen, auch mit Frauen, auch mit anderen Konversationssprachen, sind an dieser Stelle im Berliner Stadtbild Alltag, weil der Bereich gerne für Zigarettenpausen während eines Seminars genutzt wird. Die Treppe lässt sich auch als Sitzgelegenheit nutzen, obwohl es jetzt langsam ein bisschen kalt auf den Stufen sein dürfte. Wie immer steuere ich mit festem Blick zur Tastatur direkt auf diese Treppe zu, an meiner Zielgerichtetheit können die jeweiligen Grüppchen identifizieren, dass es sich empfiehlt, mir nun alsbald Platz zu machen, damit ich an die Tastatur rankomme. Ich muss selten darum bitten, nur in ungefähr einem von zehn Fällen bleibt jemand direkt davor stehen und ich muss meinen Wunsch artikulieren, da rankommen zu wollen. In dem Fall sage ich dann meistens "Entschuldigung, darf ich mal bitte..." (deute zur Tastatur).

Heute war es nun so, dass in dem Moment, wo ich mich annäherte (etwa zwanzig Meter vor der Gruppe), Bewegung in die Männer kam, sozusagen Aufbruchstimmung Richtung ins Gebäude. Verschiedene (zumeist falsche) Zahlenkombinationen wurden laut hin- und hergeworfen, der Mastermind an der Tastatur wusste jedenfalls nicht die richtige. Da mir der gesunde Menschenverstand suggerierte, dass es sich um befugte Personen und nicht um böswillige Einbrecher oder sonstige Kriminelle handelt, da ich dieses Szenario mit vergleichbarer Besetzung aus dem Effeff kenne, nannte ich mit großer Bestimmtheit, die anderen übertönend, die einzig brauchbare Zahlenkombination. Der Herr an der Tastatur parierte, die Tür öffnete sich, Simsalabim. Alles drängte nun gleichzeitig Richtung Eingang. Nur einer der Männer blieb stehen und pfiff die anderen mit der wiederholten Ansage zurück: "Ladies first! (zweites Mal, autoritärer) LADIES FIRST!" Ich erfreut: "Danke. DANKE!" Die Männer parierten (ohne Widerworte), ließen mir Vortritt.

Auf der anderen Seite der nun für mich aufgehaltenen Tür, also von innen, kam im selben Moment ein Lieferant mit einer Karre und einem Paket entgegen, wollte das Gebäude verlassen. Der Mann war groß gewachsen, kräftig, rotblond, Vollbart, ca. Ende Zwanzig, Anfang Dreißig, Typ Wikinger. Er drängte gemäß des U-Bahn- und S-Bahn-Credos "Erst aussteigen, dann einsteigen" in die Tür, um mit der Karre zuerst rauszugehen. Wieder machte sich der Wortführer der Männertruppe bemerkbar: "LADIES FIRST!" Und setzte nach: "WIR haben Manieren, Alter! Nicht wie Du!" Ich nochmals: "Danke, danke!". Selbstverständlich lächelnd. (Aber kurz vorm Grinsen).

Hätte natürlich auch anders ausgehen können und die Herren aus dem Morgenland hätten mir tötende Blicke zuwerfen können, ihre Dolche zücken und mich vergewaltigen können. Schon klar. Wenn ich rekapituliere, wie oft mir in den vergangenen ca. zehn Jahren an der Stelle die Tür aufgehalten wurde und von welcher mutmaßlichen Herkunft die betreffenden Herren waren, muss ich leider die bittere Bilanz ziehen, dass sich mutmaßliche Bio-Deutsche jüngerer Generation nicht sehr mit Tür-Aufhalten alter Schule hervorgetan haben, jedenfalls nicht mehr als anderweitig herkunftsmäßig verwurzelte Kandidaten. Ich hingegen halte ständig Türen auf, genau an der Stelle. Älteren gebrechlichen Menschen, bepackten Leuten, die die Hände nicht so frei haben wie ich. Ungeachtet des Geschlechts und der vermuteten Herkunft. Ich liebe altmodisch gutes Benehmen und Rücksichtnahme. Das wünsche ich mir im Stadtbild. Und gerne darf die Abwesenheit von fehlendem friedlichen und höflichem Umgang geahndet werden. Dann wollen wir aber bitte ganz genau hinsehen, worin der Nachholbedarf in Sachen Rücksichtnahme und Erscheinungsbild im Stadtbild besteht.

Ich wäre da eventuell sogar noch ein bisschen schärfer als Herr Merz, was meine diesbezüglichen Wünsche anbelangt. Beispielsweise finde ich es nicht schön für das Stadtbild, wenn jemand eine rote Plastikfunktionsjacke mit giftgrünen Paspeln anhat. Oder Mittelklasse-Autos, die sich durch eine explizit beliebige Silhouette auszeichnen. Vor allem in aufdringlichem Signalrot. Oder besoffene Biodeutsche, die auf U-Bahnsteigen herumkrakeelen. Ich hätte eigentlich gerne alles, was mir so im Stadtbild lästig ist, weg. Auch schlimme Architektur! Hässliche Stadtmöblierung. Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll. Insofern. Die Welt ist halt rund und bunt und alles andere als perfekt. Zumal in Städten. Außer in Kampen natürlich! Halt - nein - nehme ich zurück: die Unmengen Fahnenmasten stören meines Erachtens auch ganz empfindlich das Stadtbild. Die könnten gerne mal dahin zurück, wo sie hergekommen sind. Ansonsten zeige ich mich tolerant, vorausgesetzt, die zusammengerotteten Herren aus aller Herren Länder halten sich an die Kaschmir-Verordnung. Die Anzüge von unserem Kanzler finde ich ganz nebenbei auch nicht optimal für das Stadtbild. Vom Schnitt her unvorteilhaft, sehen immer aus wie zwei Nummern zu groß. Sorry, kein Body Shaming.

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