29. September 2025

Ich glänze ganz ungern mit Halbwissen. Mir ist es nicht gelungen, die ultimative Rasse dieser Rindviecher hier festzustellen. Googelt man "Kühe/Rinder auf Sylt" kommt unweigerlich immer das Ergebnis, dass auf Sylt Galloway gezüchtet wird und rund ums Jahr auf den Salzwiesen grast. Aber Galloway sieht meistens lockiger aus. Nun gibt es aber bei der Suche anhand dieser Fotos das hartnäckige Ergebnis "Aberdeen Angus". Kein Feinkostgeschäft und kein Fleischer auf Sylt wirbt mit "Angus" aus Sylt. Bei genauerer Betrachtung kam ich auf die Idee, dass die Tiere eventuell geschoren wurden und deshalb nicht so lockig daherkommen. Weitere Recherche führte zu kontroversen Diskussionen bzw. zu der Information, dass Galloway NIE geschoren würde. Andere, wenige Züchter empfohlen hingegen, die Rinder zu scheren, das sei auch hygienischer. Des weiteren fand ich in Österreich einen Bio-Zuchtbetrieb, der Galloway und Angus kreuzt. Sehen aus, wie die Exemplare auf meinen Fotos.





Eindeutig Galloway ist aber das helle Tier. Da sieht das Fell entsprechend flauschiger und welliger aus. Eventuell "Neandertal Galloway". Was es so alles gibt. War nun auf so vielen Züchter-Seiten, dass ich einen kleinen Narren an den Tierportraits gefressen habe. Ganz schöne Beschreibungen wie: "Körfähiger Jungbulle mit sehr interessanter Genetik! Sehr typvoller mittelrahmiger Jungbulle zu verkaufen. Thor vom Winzelbach ist ein Sohn des Besamungsbullen Tramp hinter dem sich über 30 Jahre alte schottische Genetik der Herden Grange, Glenapp und Penninghame und Over Barkeoch verbirgt. Sehr seltene Genetik!"



Oder: "Unser Zuchtbulle Cosmo sucht einen neuen Wirkungskreis. Sehr gut entwickelter typvoller Herdbuchbulle mit viel Potenzial, gekört 7/7/7 (...) sehr ruhig und sehr umgänglich im Charakter, (...) Wir wünschen uns einen tollen Platz für ihn wo er aktiv werden kann." Oder: "Der kleine Sultan stellt sich schon mal vor: Sein gekörter Vater Cosmo ist ein white Galloway, toll in der Herde insbesondere mit den Kleinen und sehr umgänglich. Seine Mutter Sunday (Herdbuch A) ist handzahm und bringt jedes Jahr schöne Kälber mit tollem Wesen zur Welt. (...) Sultan ist zutraulich und von ruhigem Wesen." Da wird einem schon warm ums Herz und man überlegt doch für zwei Minuten, ins Zuchtgeschäft einzusteigen!



Gemeinsam ist Galloway und Angus, dass sie keine Hörner haben, komplett wetterfest sind, immer draußen bleiben können, nie zimperlich sind, leichtkalbig (!) und schön marmoriertes Fleisch liefern. Außerdem gibt es in Keitum ein Paar, das eine Rasse namens Dexter züchtet und damit sogar schon Preise gewonnen hat. Er ist ein ehemaliger Koch von der Sansibar, später war er Koch im Superduperluxus-Spa Lanserhof und jetzt hat er wohl selbst ein Lokal in Keitum aufgemacht. Um Corona herum hat der letzte Milchkuhbauer auf Sylt das Geschäft aufgegeben, was viele bedauerten. Wir sehen hier also Tiere zur Landschaftspflege oder für Fleisch und Wurst, was man dann beim "Gänsehof Sylt" oder der "Sylter Landschlachterei" oder beim "Kampen Kaufmann" kaufen kann. Usw. usf. Aber wie gesagt: Halbwissen.

29. September 2025



Spaziergang an der Wattseite entlang. Der Osten von Sylt, immer noch Kampen. Schilf, Watt. Dann kommt ein langer Abschnitt, der Grönning heißt, der Blick schweift über die Salzwiesen, darauf eine robuste kleine Rinderherde. Das eher unspektakulär wirkende Naturschutzgebiet Nielönn. Hinter den fernen Dünenhügeln liegt Strandabschnitt Buhne 16. Hier im nördlichen Teil von Kampen werden die Abstände zwischen den Anwesen immer größer, bis sich die Besiedelung verliert. Eine unvorstellbar begehrte Einöde.





28. September 2025







Gute Nacht aus Kampen hätte ich fast geschrieben. Nur in Gedanken. Noch eine Hundsrose. Morgen weiter zum Klenderhof.

28. September 2025



Wilde Sylterinnen mit Erstwohnsitz in Kampen. Erste Reihe Watt.





28. September 2025



Überall die Hecken mit den Dünenrosen. 31. August. Syltrosen sagen manche. Dazwischen ich als ältere Rose. Neunundfünzig, noch acht Stunden lang. Der Countdown lief. Dachte nicht dran.



28. September 2025







Zwei Stunden in der Kupferkanne verbracht. Nun weiter spazieren Richtung Watt. Da liegt dieses Anwesen, auf dem Stein ist "Brigadoon" zu lesen. Einer schottischen Legende zufolge ein mythischer, zumeist unsichtbarer Ort. 1947 wurde daraus ein Broadway Musical und 1954 wurde die Geschichte mit Gene Kelly und Cyd Charisse in Hollywood verfilmt. Das Anwesen ist für die Besitzer sicher ein Stückchen Glücksseligkeit. In dieser Ecke von Kampen gibt es keinerlei Namen der Bewohner an Türen. Auch Hausnummern sucht man im Osterheideweg zumeist vergeblich.

28. September 2025







Dieses Gemälde, ebenfalls von Heide Dahl, trägt den Titel: "Genoveva auf dem Sessel". Öl auf Leinwand, 8.250 €. Die kleine Signatur rechts unten vermerkt entweder das Jahr 82 oder 93. Es hängt nah beim Ausgang. Ich ging erst vorbei, hielt inne, ging wieder zurück. Es faszinierte mich. Eine überaus virtuose Malerin.



28. September 2025



An einigen Wänden der Kupferkanne hängen Bilder der Kampener Malerin Heide Dahl. Das Bild trägt den Titel "Marktkinder", auf dem Schild darunter steht: "Aquarell auf Papier, 55 x 65 cm, 3.750,- €". Heide Dahl führte viele Jahre eine Galerie in der Kupferkanne, sie malte häufig Kinder und Blumen. Sie starb 2014.





28. September 2025





Ein labyrinthisches, heimeliges Sammelsurium, die Kampener Kupferkanne von innen. Auf dem Gang zu "Damen" eingefangen.





28. September 2025



Danach noch übers Gelände geschlendert, in einer Ecke ein Stand mit Kunsthandwerk, Arnbändern, gehäkelten und gestrickten Mützen, liebevoll arrangiert, auf alten Schaufensterpuppenköpfen mit bröckelnder Oberfläche. Schönes Motiv. Ich frage, ob ich ein Foto machen darf. "Nein, keine Fotos." Ich etwas überrascht. Die Dame, von der die Häkelmützen stammen, die mich eigentlich weniger interessierten, als die Köpfe der alten Puppen, erklärt, dass sie nicht möchte, dass ihr Design geklaut wird. So speziell und markant fand ich die gehäkelten Stäbchenreihen in den mehrfarbigen Mützen nicht, aber sie kann das natürlich so halten. Dann habe ich mir noch die Kupferkanne von innen angeschaut.



28. September 2025





Erste Male. Nie Rote Grütze in einem Lokal bestellt. Erstmalig die ehrwürdige Kupferkanne besucht. Kampen. Sylt. Es gibt also noch erste Male, auch vor sehr runden Geburtstagen. Die Kuchenstücke waren auch stattlich, nebenan Apfel. Gegeizt wird nicht in Kampen.



27. September 2025





Sieht doch gut aus, die Rote Grütze. Ordentliche Portion. Hat auch geschmeckt. Auf der Facebookseite der Kupferkanne ist die aktuelle Speisekarte zu sehen. Darunter hat sich eine kommentarreiche Debatte entsponnen. Volkes Stimme meldet sich zu Wort! Die einen empören sich über die Preise, die anderen verteidigen die Preise. Sylt-/Kampen-/Kupferkannenfans kontern durchaus ein bisschen von oben herab, dass die anderen doch einfach wegbleiben sollen, dann wäre mehr Platz! Überhaupt auf der Insel! Die Gegenseite, die mit dem Empörungspalaver über die Preise angefangen hat ("unverschämt!") plädiert für Boykott und Frühstück 'daheim' in der Ferienwohnung. Wieder andere treten als Vermittler auf ("Kampen halt") und nennen gleichwertige Preise für Kaffee und Kuchen in Köln, allerdings ohne Wattblick, u.s.w., u.s.f.



27. September 2025





Hmm - was nehm ich - gerade erst gefrühstückt. Ah! "Hausgemachte Rote Grütze mit Sahne"- geht immer. Und von den Teespezialitäten probier ich mal die "Kupferkanne Hausmischung".

27. September 2025





Hier kommt ja schon die Karte! "Haben Sie recht vielen Dank!" Zügiger Service, gut organisiert, kann man nicht anders sagen.



27. September 2025



Sind die Tage des Aufenthalts an einem Ort sehr überschaubar, verzettelt man sich weniger und ortet die Highlights. Dazu gehört unbedingt ein Besuch in der Kupferkanne. Nicht KupferPFanne. So hieß ein italienisches Lokal, wo ich aufgewachsen war. Die KupferKanne ist in Kampen, im Stapelhooger Wai 7 und eine der gastronomischen Legenden. Heute eher ein braves Café, vor allem der Garten ist grandios. Das Prädikat "Künstlerlokal" rührt aus der Anfangsära, als im Keller wohl so eine Art Club geführt wurde, in dem man Nächte durchtanzte. Heute unvorstellbar. Drinnen sieht es immer noch sehr lauschig aus, ein Sammelsurium von Kleinigkeiten mit der Patina der Siebziger Jahre. Sehr sehenswert.



Um im großen, ja geradezu unüberschaubaren Kaffeegarten einen Platz zu bekommen, muss man sich am Eingang einreihen und bekommt dann eine Tischnummer in die Hand gedrückt. Auf dem Zettel in meiner Hand stand 37, ein Kellner gab die grobe Richtung vor, da, bei dem dritten Schirm. War gut zu finden. Auch im Kupferkannen-Garten kann man die typischen Gewächse bewundern, wie sie in den Vorgärten der Reethäuser stehen, alles wird wie in einem japanischen Garten rundlich zurechtgestutzt.



Zeitweise kam mir der Gedanke, ob es mittlerweile Züchtungen geben könnte, die schon so rundlichen Wuchs haben, aber darüber hat mich neulich eine Gärtnerin bei unserem Berliner "Holländer" aufgeklärt, wo genauso aussehende Gewächse zum Kauf angeboten wurden. Erstmal, dass die sehr langsam wachsen und so rund zurechtgeschnitten werden. Ein Heckenscherenkünstler auf Sylt, insbesondere in Kampen, wird niemals arbeitslos werden.

27. September 2025



Kampen zwischen Wattweg und Stapelhooger Wai. Das Bild mit dem gepflegen Rasen zeigt eine öffentliche Fläche. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich je irgendwo herumspaziert wäre, wo sich öffentliche Wege in derart privater Gepflegtheit präsentieren. Man fragt sich mitunter, ob man das Schild "privat" evt. übersehen hat.

27. September 2025







Kampener Standard gemäß Ortsgestaltungssatzung. In dieser ist unter anderem vermerkt, dass Dächer ausschließlich mit Naturreet gedeckt werden dürfen. Nur bestehende, bereits genehmigte Gebäude mit Hartdächern dürfen mit Ziegeln in Braun oder Schiefer gedeckt werden. Garagen dürfen nur in einer Vertiefung angelegt werden und maximal 100 cm über die normale Bodenhöhe ragen und müssen dann aber auch entsprechend mit Bepflanzung kaschiert werden. Was ich eine sehr gute Vorgabe finde, ein ganz wichtiger Teil der Verordnung, da die Besitzer der schönen Reethäuser in Kampen zumeist mindestens ein Automobil besitzen. Hier ist kein Weg zugeparkt. Auch ging mir durch den Kopf, dass bei den Kampener Ferienwohnungen keine Balkone vorhanden sind. Die sind nämlich nicht erlaubt, entsprechen nicht dem friesischen Baustil. Nach eingehender Lektüre der Ortsgestaltungssatzung fiel mir auf, dass der jetzige Eigentümer der früheren Suhrkampvilla im Hobokenweg 18, Multimilliardär Ralph D. aus M., in einem Detail von der Satzung abweicht. Sein Gartentürchen im Friesenwall ist anthrazit. Das ist nicht gestattet! Erlaubt sind die Farben Weiß, Blau, Grün, Grau und Braun oder Naturfarben. Aber vielleicht ist das Tor aus portugiesischem Schwarzschiefer und er hat die Behörde überzeugt, dass es sich damit um "naturfarben" handelt. Werde von der Anzeige absehen.

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