11. September 2025



So sah es vor vier Tagen bei Sevenstar aus, mittlerweile vielleicht wieder etwas anders, aber David Lynch hing gestern noch da hinten. Hat er auch einen guten Platz. Heute Eröffnung seit 19 Uhr. Bin gerade nach Hause gekommen, patschnass vom Platzregen. Um 19.30 soll der Regen aufhören. 21 Uhr musikalische Performance eines Gitarristen. Wenn ich mal rübergehe, dann leider nur sehr kurz, maximal ein Stündchen, muss morgen elend früh aufstehen. Wecker klingelt um 4 Uhr. Nur der Vollständigkeit halber: ich stelle da nichts aus, habe nur den Aufbau ein bißchen mitbekommen. Und die Blattvergoldungen von mir am Boden sind ja immer da. An einem Rahmen einer Fotografie, die Faye Dunaway zeigt, habe ich mich auch etwas verwirklicht, aber das würde ich deshalb noch lange nicht als ein "Exponat" von mir bezeichnen. Wird sicher was zu trinken geben, also nicht nur Wasser. Gibt neuerdings Galerien, bzw. eine, wo ich gestern war, wo prinzipiell kein Alkohol mehr angeboten wird. Natürlich gibts in der Vernissagen-Szene ein paar Nassauer, Trittbrettfahrer, die mit Gallery-Hopping, zumal heute Gallery Night innerhalb der Berlin Art Week ist, ihren Alkoholismus preisgünstig pflegen. Aber solche Gestalten gehören doch auch irgendwie dazu. Protestantisch muss es ja auch nicht zugehen. Aber ist ein Kostenfaktor, ganz ohne Frage. Meine Haare sind noch nass, ich seh aus wie ein Hündchen, werde mich mal ein bißchen in Form bringen und in der Gormannstraße vorbeischauen. Vielleicht kann jemand von Euch auch spontan. Wird sicher lange gehen, auch ohne mich. Außerdem sind noch ein paar special Events im Zuge der Ausstellungsdauer zu erwarten, da es mehr oder weniger eine Retrospektive, Rückschau auf siebzehn Jahre Sevenstar sein wird.

11. September 2025





Kampf am Roten Kliff: Matadora Gaga. Torera! Der Toro, der wilde Sylter Stier, hieß Westwind. Das nicht ganz rote Tuch (ich Sixties- und Seventies-Kind liebe Orange) ist ein extra großes Bettlaken, das sich zwar leicht ausschütteln ließ, aber nicht so leicht falten. Hab es dann aber doch noch kleingekriegt, das störrische Ding...!







11. September 2025





Schon wieder vierzehn Tage her... Sylt, Rotes Kliff bei Kampen



10. September 2025



Last, not least - Alban am Wannsee in Farbe, Berlin Anno '25. Mir ist, als hätten Fotografen früher Jahre des vorigen Jahrhunderts bereits mit derlei himmelblauem Wölkchen-Trompe-l'œil gearbeitet.

10. September 2025



Buntes Gewimmel. Gott und die Welt. Erklärung, wieso man Manchen nicht trifft. Ich gehöre zu denen, die rotieren. Hinsetzen mal für zwanzig Minuten, dann wieder weiter. Auf dem großen Anwesen gibt es viele schöne Ecken. Picknickmäßig stundenlang auf den Rasen getackert wie Einige, wäre mir zu langweilig. Mag anders sein, wenn man Kinder hat, freut man sich, seinen Flohzirkus zu überblicken. Sobald das Getränk zur Neige geht, will Nachschub organisiert werden. Geht man zur Schlange vor der Bar im Wintergarten oder zur Biertränke auf der abschüssigen Wiese Richtung Seebühne oder zum Stand der Villa rechter Hand?









10. September 2025







Geneigtes Publikum, überwiegend wohlsituiert, kultiviert. Oder so wirkend. Kann mich allerdings nicht entsinnen, dort schon einmal jemanden kennengelernt zu haben, den ich vorher nicht kannte. Man bleibt schon unter sich. Außer vielleicht ein paar ältere Herren, die im angeheiterten Modus etwas mehr Kontaktfreudigkeit bekunden. Aber alles immer dezent, versteht sich. Alter Westen!

10. September 2025



Wiedersehen am Wannsee. Kavita, Alban, unten an der Seebühne.





10. September 2025







So sitzt es sich beim LCB am Wannsee. Spätsommer-Ritual, alle Jahre wieder. Gesehen werden oder sehen: lässt man sich nur ungern entgehen. Die Schlangen an den Getränkeständen immer lang. Deswegen verpasst man mitunter die eine oder andere interessante Lesung. Aber noch viel häufiger, weil man jemanden trifft, sich aufs Allerschönste verplaudert. Lesen kann man später.





09. September 2025







Julian Schütt, Autor von "Biographie einer Instanz", zweiter Teil der Dokumentation der Lebenswege von Max Frisch, in die Mitte genommen von Thomas Strässle und Michael Krüger. Die Biographie beginnt im Jahr 1955 und endet mit Frischs Todesjahr 1991.

In Max Frischs "Berliner Journal", das Notizen der Jahre 1973 - 1974 umfasst, fehlen wesentliche Teile von Frischs existierenden Aufzeichnungen, die aus Gründen des Schutzes privater Interessen noch Lebender von ihm selbst als gesperrt ausgewiesen wurden (ob befristet bis zum Tod der Betreffenden ist mir nicht geläufig). 1973 manifestierte sich der Bruch in der Beziehung zu seiner Frau Marianne, sie lebt noch in Berlin.

Im Spätherbst 1973, am 17. Oktober, erlag Ingeborg Bachmann den Folgen ihres Brandunfalles in Verbindung mit den damals nicht verifizierten, schweren Entzugserscheinungen verschiedener Psychopharmaka, Morphine, vorrangig Seresta, wie man heute weiß. Im von ihm selbst zu Lebzeiten veröffentlichten Berliner Journal ist nicht dokumentiert, was Frisch angesichts der Todesnachricht notierte. Nicht ob und nicht was.

Und auch in dieser neuen Biographie, so viele Jahre später, wird nicht erhellt, was sich dazu im Nachlass findet. Das machte mich neugierig. Es ist bekannt, dass Frischs Gedanken immer wieder um Ingeborg Bachmann kreisten, das verunglückte Ende der Verbindung. In einem filmisch dokumentieren Gespräch in Berzona, am steinernen Tisch im Tessin, Wein auf dem Tisch, überträgt sich körperlich der Aufruhr von Frisch, als sein Interviewpartner ihn nach Bachmann befragt. Man schluckt.

Nach der Runde vorgestern Nachmittag im LCB am Wannsee - zu der ich übrigens zu spät gekommen war - die Fotos entstanden in den letzten Minuten - gab es keine offene Fragerunde für das Publikum, wie ich mir erhofft hatte. Ich ging zum Ende kurz nach vorne zur improvisierten Bühne, Strässle saß noch neben Schütt, und fragte ihn, ob ich ihn später noch etwas fragen könne. "Ja, ja - natürlich!"

Ich drehte eine Runde, holte mir ein Glas vom Côtes du Rhône und sah Schütt dann wieder in einem der ebenerdigen Räume der Villa, wo auch signiert wurde und Bücher aus dem Verlagssortiment gekauft werden konnten. Da stand Julian Schütt hinter einem der Tische und ich steuerte direkt auf ihn zu.

Dass ich sein Buch gelesen hatte und mich infolgedessen ein paar Fragen bewegen, teilte ich ihm mit. Er ganz Ohr. Ich kam gleich auf den Punkt, der mich beschäftigte: da ich wusste, dass er vollen Einblick in den Nachlass und die Aufzeichnungen des Max Frisch-Archivs hatte, wieso sich im in der Biographie dokumentierten Jahr 1973 keinerlei Anmerkung zur Todesnachricht von Ingeborg Bachmann findet. Hat Frisch nichts notiert? Oder weil sich die Notiz innerhalb weitgehend gesperrter Passagen befindet? Wie ich es verstanden habe, gibt es durchaus eine verfügte Sperre, aber es gibt auch eine Notiz. Ein sehr knappe. Das Todesdatum und "Ingeborg gestorben". Sinngemäß oder wörtlich. Sehr knapp.

Welche Empfindungsflut hinter diesem minimalen Vermerk steht, stand, kann jeder ermessen, der mit dem Verlust eines nahen Menschen konfrontiert war. Paralysiert fluten Erinnerungen das Herz, Worte können nichts ausrichten, unnütz.

Julian Schütt berichtete nun, dass Wegfährten aus diesem Zeitraum erinnerten, dass ein starker Rückzug bei Frisch einsetzte. Er betrank sich, betäubte sich. Über einen Zeitraum von mehreren Wochen, wie ich es verstand. Aber wie schade, dass das nicht in sein Buch einfloss. Es ist kein Geheimnis, dass Frisch Probleme hatte, sein Trinken virtuos zu handhaben. Aber dennoch mühte er sich immer um Disziplin, das Tagwerk hinzubekommen.

Da fiel mir ein, Schütt meine ganz private Einschätzung mitzuteilen, was Frisch von Bachmann entfernte, wegdriften ließ: Frisch hatte bei der Begegnung in Paris eine schillernde Persönlichkeit in der Blüte ihrer Kraft erlebt. Was sich aber bald im Zusammenleben zeigte, war ein Alltag, der kaum bei Tag stattfinden konnte, wenn Ingeborg sediert den größten Teil des Tages verschlief, benebelt, nicht ansprechbar. Ihr Tablettenkonsum hatte nicht nach einer Enttäuschung mit Frisch begonnen, sondern lange vorher. Seine begabte Gefährtin war eine apathische Drogenabhängige, keine kraftstrotzende Göttin. Marianne hingegen besaß die volle Kraft ihrer wachen, aufstrebenden Jugend. Geist und Feuer. Hoffnung und Verheißung. Julian Schütt konnte meine Gedanken nachvollziehen. Er widersprach nicht.

Dann interessierte mich noch, warum Max Frisch der Trauerfeier fernblieb. Die These von Schütt ist, dass er einfach nicht eingeladen war. Im Nachlass findet sich keine Einladung zur Trauerfeier. Die nächsten Angehörigen von Ingeborg Bachmann, wohl insbesondere ihre Schwester pflegte damals ein Feindbild, was Max Frisch anging. Auch eine Art Projektion von Schuldzuweisung, die gerade insofern bedenklich scheint, als heute bekannt ist, dass zum Unfallzeitpunkt großes Interesse aller Angehörigen bestand, den Ruf von Ingeborg zu schützen, keinesfalls zutage treten zu lassen, dass sie eine starke Medikamentenabhängigkeit hatte, zumal von illegal besorgten, verschreibungspflichtigen Morphinen. Das haben schon Wissendere ausgeführt, darum soll es in diesem Eintrag nicht gehen. Aber dieser eine Aspekt, zu hören, wie Max Frisch unmittelbar in der Zeit nach ihrem Tod auf diese doch für ihn erschütternde Mitteilung reagiert hatte, war mir überaus wertvoll.

09. September 2025



Ein vertrautes Gesicht, sofern man den Bachmannpreis in Klagenfurt via Übertragung oder live vor Ort verfolgt: Jurymitglied Thomas Strässle, Literaturwissenschaftler, Autor und Flötist, Professor an der Hochschule der Künste Bern und last but not least: Präsident der Max Frisch-Stiftung in Zürich. Auf jeden Fall ein Jury-Mitglied, dem ich gerne zuhöre. Wie ich überhaupt gestehen muss, dass mich die Eloquenz der Juroren nicht selten mehr fasziniert und unterhält, als die dargebotenen Texte. In der Runde am Sonntag im LCB ging es ausschließlich um Max Frisch, genauer, den zweiten Teil von Julian Schütts gründlicher Biographie, die in diesem Jahr bei Suhrkamp erschien. Auf dem Tisch ist das Werk "Biographie einer Instanz" zu sehen. Strässle moderierte das Gespräch mit Julian Schütt und Michael Krüger.





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16.09.25, 20:56
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