02. August 2024

Gucke jetzt Nachtcafé im SWR. Thema "Liebe". Erholung nach Bürokratie-Marathon. Zusatzversicherungen, Daueraufträge, Einzugsermächtigungen gekündigt. Habe alle Unterlagen inclusive Sterbeurkunde und Vorsorgevollmachten bis Montag im Büro gelassen. Aktenfreies Wochenende. Habe soweit alles erledigt, jetzt sind die empfangenden Behörden meiner Post am Zug. Noch fünf Mal schlafen bis zur Beisetzung. Aber jetzt Nachtcafé gucken.

01. August 2024

Kleine Freuden meiner Beschäftigung mit Bestattung und Nachlass: nie vorher vernommene Wörter aus dem Erbrecht kennenlernen:

"URKUNDENUNTERDRÜCKUNG" u. "KRAFTLOSERKLÄRUNG".

UND: Pflegekräfte im Pflegeheim dürfen nicht von Heimbewohnern erben. Interessant.

01. August 2024

Gibt viel zu verarbeiten. Puh. Ich meine vor allem auch Bürokratie post mortem. "Gast" bei einer Beisetzung, auch von ganz nahen Angehörigen zu sein, ist etwas völlig anderes, als für jegliches erste Adresse, Ansprechpartnerin zu sein - und auch ab- und zuliefern zu müssen. Respekt und Verneigung vor allen, die das schon mal im Alleingang gewuppt haben.

Was mich angeht, sind da keinerlei zeitliche oder psychische Kapazitäten mehr für andere Freizeitinteressen übrig. Ich laufe innerlich dauernd auf Hochtouren, habe das Gefühl, ich verbrenne viel mehr Energie als sonst. Wie in einer Art Prüfungssituation.

Es gibt Studien, dass die hohe Konzentration und Anspannung während einer Prüfung zu nachweislich höherem Kalorienverbrauch führt. Wenn im wahrsten Sinne des Wortes der Kopf raucht. Ich versuche das runterzukühlen, indem ich sonstige soziale Kontakte, die nicht unmittelbar mit der Beisetzung in Verbindung stehen, eine Weile auf Eis lege. Nur von ganz seltenen Chats unterbrochen, keineswegs täglichen.

Aber ich bin auch ein Typ, der das, was ansteht, gerne mit voller Konzentration durchzieht, um es hinter sich zu bringen. Damit es schneller erledigt und vorbei ist. Daher hat jetzt alles an praktischer Organisation für mich Vorrang, nicht etwa erst mal trauern, entschleunigen, Trauerarbeit machen, sich Zeit dafür geben. "Me-Time" oder ähnlichen Emo-Luxus. Nö. Nicht bei mir.

Das Emotionale läuft nebenher, aber auch nicht erst seit dem Tod meiner Mama, sondern seit Jahren, um nicht zu sagen: Jahrzehnten. Der (innere) Dialog findet jetzt auf einer etwas anderen Ebene statt. Aber nicht mal so sehr unterschiedlich. Es hat mir nicht den Boden unter den Füßen weggezogen. Viel mehr schmerzte mich, als ich vor Jahren realisieren musste, dass es nicht nur physisch, sondern auch psychisch nicht mehr bergauf ging. Der Tod war nur die logisch folgende, nächste und letzte Stufe, nach der es nicht weiter bergab gehen konnte. Um aus meinem emotionalen Nähkästchen zu plaudern.

Ich bin jetzt daheim, hatte von 16 Uhr an, ein zweistündiges Gespräch bei der Postbank, wo sie ihr Konto hatte, zur Kontenklärung und Übermittlung der Sterbeurkunde und Vorlegen der Vorsorgevollmacht usw. usf. Das zieht jetzt wieder weitere Aktivitäten durch mich nach sich, wie Daueraufträge zu eruieren und zu kündigen. Eine bislang nicht bekannte Krankenzusatzversicherung (wofür?) bei einer anderen Krankenkasse, als der mir bislang einzig bekannten. Regelmäßige Spendenabbuchungen für eine humanitäre Organisation. Dies und das.

Aber glücklicherweise auf einen ganz mitfühlenden und kompetenten Postbankmitarbeiter getroffen, der jetzt fester Ansprechpartner für das Nachlassverfahren ist. Ihm werden dann an Ende die gesamten Abrechnungen der Bestattungskosten vorgelegt usw. usf., um die Bezahlung der Bestattung als einzig zulässige Kontobewegung zu ermöglichen. Aufgelöst kann das Konto erst nach dem abgeschlossenen Nachlassverfahren, nach der Testamentseröffnung werden. Da gehen in der Regel Monate ins Land.

War alles konstruktiv. Ein relativ junger Mitarbeiter, also Ende Dreißig, Anfang Vierzig schätzungsweise, der aber seit vielen Jahren mindestens einmal die Woche mit so einem Verfahren zu tun hat, und auch in der eigenen Familie Erfahrungen gesammelt hat. Genug Berichterstattung hierzu für heute. Auch die ist nicht unanstrengend, aber sinnvoll. Ich ordne damit noch einmal innerlich die Dinge zusätzlich für mich. Ich mag Ordnung und klare Strukturen. Das gibt mir ein wenig Halt. Oder sogar viel. Ja, - viel.

31. Juli 2024











Memory Box Mama. Gestern noch einmal in ihr Adressbuch vertieft. Bei Namen und Adressen, die nicht durchgekreuzt waren, und auch nicht das "gestorben"-Kreuz-Symbol hatten und kein Sterbedatum, habe ich versucht, über online Telefonbücher und googeln herauszufinden, ob diejenigen noch leben könnten.

Wie alt die einzelnen Adresseinträge sind, ist schwer zu sagen. Wenn es bereits eine fünfstellige Postleitzahl gab, immerhin aus diesem Jahrhundert, habe ich Hoffnung, dass es ankommt. Und sie hat bis zuletzt aktualisiert, wie ich ja auch an Sterbedaten der letzten fünf Jahre sehen kann. Ich freue mich über jeden Adresseintrag ohne Sterbedatum.

Schlimmstenfalls kommt es zurück - aber ich hoffe, dass es auch beständige Einträge gibt. Wer will denn im hohen Alter noch zig mal umziehen, ohne Not. Bis jetzt ist nur eine Post zurückgekommen, heute habe ich noch mal vier verschickt und morgen noch mal zwei. Die beschrifte ich gleich. Gehen an zwei Adressen, die so weit weg vom Ort der Beisetzung sind, dass es auch keine Überrumpelung ist, wenn sie es eine knappe Woche davor erfahren, weil es höchst unwahrscheinlich ist, dass sie eine größere Reise deswegen auf sich nehmen.

Wenn ich schon gar nicht weiß, um wen es sich bei manchen Einträgen handelt, können es auch keine engeren Kontakte der letzten Jahre gewesen sein. Sie hat ja nur noch wenige neue private Begegnungen gehabt. Und die nennenswerten sind mir bekannt, die sind alle längst unterrichtet.

Vorgestern hatte ich sogar eine Antwort-Mail von einem Herrn aus dem Adressbuch, dem Sohn von einem verstorbenen Ehepaar, das viele Jahrzehnte eng mit meinen Eltern befreundet war. Besonders seine Mutter mochte ich sehr gerne. Er machte eine mich überraschende Bemerkung in seiner Kondolenz-Mail. Sein Vater hat mit meinem Vater jahrzehntelang bei vielen Auftritten gemeinsam musiziert.

Er schrieb: "Meine Eltern, mein Vater und Hans, standen sich ja sehr nah durch ihrer beider Leidenschaft, die Musik. Da mussten die Frauen oft etwas zurückstehen. (...)" Hat mich irgendwie irritiert, die Einschätzung des Sohns. Ich kann mich nicht erinnern, dass meine Mutter meinem Vater seine häufige abendliche Abwesenheit aufgrund seiner musikalischen Verpflichtungen vorgeworfen hätte. Das wusste sie ja schon, als sie ihn geheiratet hat.

Diesen Schreiber, den Sohn des Paars habe ich meiner Erinnerung nach nie oder nicht bewusst getroffen. Ich weiß weder, wie alt er ist, noch wie er aussieht. Vielleicht ist es mir in den Jahrzehnten auch entfallen. Es ist nicht unbedingt oft der Fall, dass befreundete Ehepaare nach dem Tod des Paars noch nennenswerten Kontakt zu deren Kindern haben, zumal wenn sie erwachsen und eigenständig sind.

Aber meine Mutter scheint einen sporadischen telefonischen Kontakt zum Schreiber der Mail gepflegt zu haben. Seine Mutter war immerhin eine gute Freundin meiner Mutter. Und sie hat in ihrem Adressbuch an einer Stelle notiert, wann sie zuletzt mit ihm telefoniert hat, das war relativ wenige Jahre her, daher schickte ich ihm Post. Zur Beisetzung kann er leider nicht kommen, seiner Frau geht es nicht gut, da muss er sich kümmern.

So, nun will ich endlich die beiden letzten Umschläge beschriften, die morgen auf den Postweg gehen. Die Notizbücher und Briefe und losen Fotos, die ich zurückbekam, sind alle in der Schachtel. Und in anderen Kisten, auf dem einen oder anderen Dachboden oder Keller, wartet noch so manches andere. Aber damit will ich mich zu einem späteren Zeitpunkt beschäftigen. In Ruhe, eilt nicht.


















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