Noch ein Bild. Drunter steht
"bei Onkel Hubert in Pegnitz 1959 - 1960". Ich tippe eher auf 1960. Ich habe weder "Onkel Hubert" noch das Städtchen Pegnitz je besucht. Keine Ahnung, wer der Onkel war. Wenn es vielleicht August 1960 war, wie oben drüber als Bildunterschrift zu einem anderen Bild steht, war Mama da gerade siebzehn. Das Tupfenkleid gefällt mir sehr. Ich glaube, es war Altrosa. Es gab in meiner Kindheit viele Kleider in Mamas Schrank, die aus ihrer Jugend waren, oft von der Schneiderin geschneidert, an denen sie sentimental hing, auch wenn sie nicht mehr passten. Damals hat man nicht so viel von der Stange gekauft - oder auch nicht kaufen können. In den Fünfzigern galt es nicht als Extravaganz wie heute, sich ein maßgeschneidertes Sommerkleid anfertigen zu lassen. Meine Oma Alma, die Mama von Karin, hat sehr gut schneidern können, vielleicht hat sie das Kleid genäht. Ich dachte erst, das Foto sei im Hof meines Elternhauses aufgenommen, weil es da auch solche Torbögen gibt, aber mit der Bildunterschrift haut das nicht hin. Zumal sie meinen Vater da ja noch gar nicht kennengelernt hatte, das war erst im Spätsommer oder Herbst 1962, nach der Urlaubsreise mit ihrer Freundin nach Velden am Wörthersee und Grado. Auch ist der Grundriss mit der Tür anders, aber verblüffend ähnlich, der Bogen.
g a g a - 10. Juli 2024, 19:17
Kuriose Entdeckung als Beifang der Beisetzungsvorbereitungen für meine Mama: habe online Trauer-Briefumschläge recherchiert und bestellt. Bei den Suchergebnissen gab es auch folgendes Modell: weißer Briefumschlag mit schwarzem Rand und in der linken oberen Ecke Pfotenabdrücke. Also Tier-Trauerumschläge. Ist vermutlich vorwiegend für große und kleine Hundehalter interessant. Wenn der Wauwau verstorben ist, kann z. B. die Bekanntschaft vom Gassigehen in Kenntnis gesetzt werden und der andere Hund kann dann auch zur Beisetzung kommen. Oder wenn Kinder andere Spielgefährten, die gerne mit dem eigenen Tier gespielt haben, wenn sie zu Besuch kamen, über den Verlust informieren wollen und seelische Unterstützung am Tiergrab brauchen können. Ich weiß schon, dass z. B. ein Hund oder eine Katze wie ein Familienmitglied geliebt und dementsprechend betrauert werden kann. Hat mich trotzdem überrascht, weil so förmlich. Ich habe Kuverts mit einer dreifachen schwarzen Nadelstreifenlinie rundum und mit schwarzem Seidenfutter bestellt.
Fällt schon auf, wenn man es aus dem Briefkasten nimmt, wirkt getragen, aber nicht so düster, wie die mit schwarzem, dicken Rand. Es gab auch noch eine modische Variante mit nur einem dicken, schwarzen senkrechten Strich auf der linken Umschlaghälfte. Sieht zwar gut aus, aber mir etwas zu modisch.
g a g a - 10. Juli 2024, 15:50
to do:
- Termin für die Urnen-Beisetzungsfeier abstimmen (ein Fr. im August? Vormittag? Oder gibt es auch Nachmittagstermine?)
- Sterbeurkunde, sobald vorhanden, an div. Stellen
- Partezettel machen, drucken
- Parte per Post to whom it may concern
- Blumengruß mit Schleife von Valerian etc. (außer schon bestelltem Urnenkranz, meinem Blumenherz und Blütenschale) abstimmen
- Gespräch mit evangelischem Pfarrer wg. Musik-Reihenfolge u. Lebensstationen in der Rede.
- danach Restaurant? Café? (Hauptsache angenehm)
Also ich bin gut beschäftigt, außer dem, was sonst sowieso immer zu tun ist. Ist aber auch mental gut, weil sinnvoll und nützlich und auch ein letzter Liebesdienst. Und hilft beim Begreifen, dass der verstorbene Mensch jetzt keinen Anlass mehr für sorgenvolle, auch ängstliche Gedanken gibt, weil ja erlöst von Kümmernis um Bedürfnisse von Leib und Seele. Wenn es sich über Jahre hingezogen hat, sackt das erst nach einer Weile. Das sind dann helle Momente.
Man kann es sich so vorstellen: wenn an einer Körperstelle, z. B. einem Gelenk, chronisch etwas weh tut, und man deshalb in eine Schonhaltung geht, immer in Furcht vor stärkerem Schmerz, verinnerlicht man diese Schonhaltung. Wie ein ängstliches Häschen, das sich vor dem Feind der Wildnis versteckt.
Wenn dann plötzlich der chronische Schmerz weg ist, er keine physische Grundlage mehr hat, weil geheilt, traut man dem Frieden nicht sofort und lauert auf die Rückkehr des innerlich als Normalzustand akzeptierten Leidens. Erst nach einer Weile der unbeeinträchtigten Nutzung des geheilten Körperteils wird eine neue, schönere Normalität verinnerlicht. So ähnlich geht es mir gerade, aber nicht körperlich, sondern mental, seelisch. Ich muss jetzt nicht mehr dauernd mit latenter innerer Anspannung lauern, dass die nächste Hiobsbotschaft meine Mama betreffend kommt.
g a g a - 9. Juli 2024, 21:49
Mama mit Schultüte. Die kleine Karin am 1. September 1949.
g a g a - 8. Juli 2024, 17:50
Mir schwirrt der Kopf. Was alles benötigt wird vom Bestattungsinstitut, worauf ich in Berlin keinen Zugriff habe... u. a. Eheschließungsurkunde der Eltern... Sterbeurkunde des Vaters - heute Vormittag die Überführung ins Bestattungsinstitut veranlasst, dann Absprachen zur Beisetzung, Formulare müssen unterzeichnet werden, die Zustimmung zur Einäscherung... irgendwann ist man als "Kind" in der vordersten Reihe. Musik hab ich auch ausgewählt, ging schnell (weil schon lange darüber Gedanken gemacht). Und den Blumenschmuck. Kornblumen, Vergißmeinicht und Schleierkraut. Ich weiß, was ihr gefallen hätte. Sowohl Musik als auch Blumen. Muss was essen. Und trinken.
g a g a - 8. Juli 2024, 17:37