Ich bin schon Typ Schlaghose, oder? Historisch, traditionell, generationsbedingt. Ich war die erste Kinder-Generation, die Schlaghosen als must have getragen hat. So um 1974 gab es gar keine anderen Hosen mehr. Die erste Renaissance habe ich nicht so richtig mitgemacht, die war in den Neunzigern, zu Zeiten der Love Parade. Seit einiger Zeit sind sie wieder da. Im Frühjahr 2024 must have! Einmal kann ich das doch noch mitmachen, oder? Mit meiner Siebziger-Expertise bin ich doch legitimiert?!? Schon oder?
Ich bin zu fett! Gerade die drei Schlaghosen angezogen, die ich mir bestellt habe. Ich passe rein, krieg sie zu, sind so Hüfthosen mit ordentlich Schlag ab Knie runter. Aber der Hüftspeck und die nicht optimale Taille begeistern mich nicht. Ich will nicht immer nur weite Oberteile dazu anziehen. Das ist natürlich nur mein ganz persönlicher Geschmack, jeder darf so dick sein, wie er oder sie will. Aber wie ich mich finde, bestimme ich! So drahtig-athletisch wirkt dynamischer und natürlich auch nicht so oll und träge. Von daher! Die eine Hose, eine Jeans, hat einen besonders schönen weiten Schlag, gefällt mir gut. Ich möchte der Hose keine Schande machen! Modische Eitelkeit ist mein zweiter Vorname.
Habe gerade gelernt, warum die Hosen der Zunftkleidung von Zimmerleuten Schlaghosen sind: die weiten, langen Hosenbeine sollen verhindern, dass Säge- oder Hobelspäne in die Schuhe gelangt!
18.42 Uhr. Ich kam heim, hängte die Jacke in den Schrank und begriff, dass es noch hell war. Schaute durch das Schlafzimmerfenster auf das zarte Grün. Ein durchscheinender Vorhang, filigran. Noch kann ich für ein Weilchen die Kuppel sehen.