24. November 2023







Eingangshalle ARD Hauptstadtstudio. Sitzgruppe mit Thonet Freischwinger S 411, im Jahre 1932 erstmalig von Thonet (und anderen europäischen Stahlrohrmöbelmanufakturen) produziert, unter Lizenz des dänischen Designers Willem Hendrik Gispen (1890 - 1981). Thonet hat den Klassiker bis heute im Programm, mit vielen Möbelstoffen erhältlich. Hier wurden schwarze Lederbezüge gewählt. Für das schöne Modell muss man zwei- bis dreitausend Euro pro Stück rechnen. Die offiziellen Bauherren des ARD Hauptstadtstudios waren RBB und WDR, die sich aus Rundfunkbeiträgen finanzieren. Ich will nicht bekritteln, dass von den Gebühren prestigeträchtigen Designklassiker angeschafft wurden. Sie sind langlebig und zeitlos schön, also in jeder Hinsicht nachhaltig. Bequem dazu. I approve! Ich weiß nicht, wieviele solche Sitzgruppen sonst noch im Haus verteilt sind, aber hier stehen sie schon sehr gut und passend. Damit schließe ich meinen höchstpersönlichen Bericht aus Berlin vom ARD Hauptstadtstudio. Ich hoffe, die Fernsehzuschauer sind mit meiner redaktionellen Arbeit in Form dieser gebührenfreien Berichterstattung zufrieden.

24. November 2023







Bißchen Studio-Equipment vom großen Studio. Die Kameras und Kontrollmonitore, auch der Teleprompter und die Moderatoren stehen rückwärtig vor dem Green Screen. Es ist das Ergebnis dieser raffinierten Projektionstechnik, wenn es so aussieht, als ob die Moderatoren vor dem Fenster stehen, tatsächlich stehen sie auf der anderen Seite vor der grünen Wand und schauen auf die schwarze, mit "autoscript" bedruckte Box über dem kleineren Monitor mit den bunten Streifen, wo "Lokstedt" steht. Da läuft der Text, der aufzusagen ist, in großen Buchstaben durch, aber immer nur ca. drei Worte auf einer Zeile, damit der Zuschauer nicht mitkriegt, dass abgelesen wird. Bei breiterem Text würden die Pupillen erkennbar von links nach rechts wandern. Der Text steht aber zusätzlich auf Moderationskarten, falls es mal einen technischen Aussetzer gibt. Manche Moderatoren sprechen sogar einiges frei. Politiker, die interviewt werden, kriegen keinen Teleprompter als Unterstützung, sie dürfen auch die Fragen vorher nicht bekommen, denn sie sollen ja frei antworten und auch ein bißchen von den Fragen überrumpelt werden. Da aber jeder Politiker ersten Ranges durch ein Mediencoaching gegangen ist, kriegen wir trotzdem altbekannte Phrasen als Antworten serviert.

24. November 2023



Wir sind im Herzstück vom ARD-Hauptstadtstudio. Hier, im Studio 1 entsteht wöchentlich der "Bericht aus Berlin". Der ganze Stolz ist das große Eckfenster mit Sichtachse zum Spreebogen und links dem Reichstag. Links davon eine große Monitorwand. Die Redakteurin meinte, das sei europaweit das Fernsehstudio mit dem größten Panoramafenster. Ich kann das nicht verifizieren. Es leuchtet mir aber ein, dass Fernsehstudios eigentlich von Hause aus eher fensterlos konzipiert werden, weil das unberechenbbare natürliche Tageslicht keine ideale Produktionsbedingung ist. An der Decke hängen 100 Scheinwerfer, wie im Lampenladen! Wenn die Sonne ungünstig steht und direkt durchs Fenster fällt und das Bild beeinträchtigt, werden unterschiedlich stark getönte Schiebe-Scheiben hervorgezogen, je nach Stärke des Sonnenlichts. Da gerade nichts aufgezeichnet wurde, liegt das Eck-Panoramafenster hier frei. Beim Bericht aus Berlin sieht man manchmal auch das nächtliche Panorama. Es gibt auch eine virtuelle 360°-Tour durch das ARD-Hauptstadtstudio, kann man hier gemütlich anschauen.





24. November 2023





Inspektion Hörfunkstudio. Ich habe die Tontechnik des kleinen Studios im ARD Hauptstadtstudio inclusive der Kopfhörer auf ordnungsgemäße Funktionsfähigkeit überprüft. Alles tadellos, im grünen Bereich! Die nächste Folge vom Tagesschau-Podcast "mal angenommen" kann aus meiner Sicht aufgezeichnet werden.



23. November 2023



Details der Redaktionshalle des 1998 erbauten ARD-Hauptstadtstudios. Architekten: Ortner + Ortner Baukunst. Die rechteckigen Verkleidungen sind aus feinem Kupfer-Gewebe.





23. November 2023





Um es gleich vorwegzunehmen: was immer sich der laienhaft mutmaßende Fernsehzuschauer unter dem "ARD Hauptstadtstudio" vorstellt, ist es allerhöchstwahrscheinlich nicht. Da ich mich dort nicht zum Vorstellungsgespräch einfand, habe ich mich dementsprechend überhaupt nicht vorbereitet, abgesehen vom Eruieren der U-Bahn-Verbindung, wegen des S-Bahn-Streiks. Ich glaube, meine Erwartung war so eine diffuse, hohe Energie, wie in einem Bienenschwarm. Oder wie früher in der Fernsehserie Lou Grant, die sich um einen ehemaligen Fernsehnachrichten-Journalisten drehte, der zur Los Angeles Tribune als Chefredakteur wechselte, und die viel Aufregung und Gewimmel in endlosen Großraumbüros mit nie stillsitzenden, eifrigen Redakteuren zeigte. Nun sind wir aber nicht bei der Los Angeles Tribune und auch nicht in der Nachrichtenredaktion und dem Sendestudio der Tagesschau in Hamburg. Wir sind im ARD-Hauptstadtstudio, was in erster Linie eine Hauptstadt-Repräsentanz der ARD darstellt. Quasi ein Status-Symbol und Prestige-Objekt direkt an der Spree. Ein echtes Filetstück, die Lage in der Wilhelmstraße. Die nächste U-Bahnhaltestelle ist "Brandenburger Tor". Mehr geht nicht. Hier sollte man schon sein. Tatsächlich gibt es - wenn ich der Redakteurin, die die Führung durchs Haus machte, glauben darf, nur eine einzige wöchentliche Fernsehsendung, die im Hauptstadtstudio produziert wird, nämlich "Bericht aus Berlin".







Wenn Bundestagswahlen anstehen, werden von dem einen großen Studio mit dem spektakulären Ausblick (davon zeige ich später noch Bilder) Elefantenrunden gesendet. Wäre ja auch zu schade, bei dem Panorama mit Blick auf den Reichstag. Es gibt diverse kleinere Aufnahmestudios, vor allem für Hörfunkproduktionen und Podcasts, aber ansonsten überwiegend Büros für politische Redakteure, die dort konzipieren und fabrizieren, was an anderer Stelle umgesetzt und gesendet wird, auch Auslandskorrespondenten, die für andere Sender in anderen Ländern aus Deutschland bzw. Berlin berichten. Ein paar Jahre im ARD-Haupstadtstudio zu sein, ist auf jeden Fall gut für den Lebenslauf, aber kein Arbeitsplatz bis zur Rente. Es gibt wohl eine Befristung auf drei oder fünf Jahre, dann sind die nächsten dran. Damit sich bei der politischen Berichterstattung aus Berlin keine allzu familiäre Nähe zwischen den Reportern und den Politikern einstellt, das könnte dazu führen, dass jemand mit Samthandschuhen angefasst wird, der hart rangenommen werden soll. Ich hoffe, ich habe gut aufgepasst und gebe das richtig wieder.



22. November 2023

Experimentelle Gruppenaktivität: gemeinsames Kochen einer erst vor Ort bekannt gegebenen Speisenfolge, unter Anleitung von drei Köchen. Man macht ja alles mit. Wenn ich in Aktivitäten gerate, die ich mir selbst nicht ausdenken würde, mache ich mit, so lange es ethisch vertretbar ist und nicht mit dem Grundgesetz kollidiert. Ich habe mir von dem Arbeitszettel eine beträchtliche Schnippelarbeit ausgesucht. Es musste Stangensellerie in kleinste Würfel gehackt werden. Später habe ich die Selleriewürfel mit Saubohnen, Eigelb und Parmesan und Salz und Pfeffer verquirlt, und noch später Fond mit einer Kelle in einen riesigen Risotto-Topf geschaufelt. Wenn was wegzuräumen war, hab ich es vom Tisch geräumt bzw. in den Müll gekippt, weil ja später an den langen Tischen, an denen gearbeitet wurde, gegessen werden sollte. Fürs Aufräumen hab ich ein Händchen. Während die anderen Amateurköche schon nach der Ankunft dem dargebotenen Riesling oder Bier oder modischen Bio-Limonaden zugesprochen haben, blieb ich bei simplen Wasser.







Tagsüber trinken ist nicht meins, schon gar nicht Weine, die nicht auf meiner Wellenlänge sind. Ich mag nur sehr herbe, mineralische Weißweine, leicht und sehr trocken, nichts Saures und noch weniger blumig-fruchtige Varianten. Wann hat das eigentlich angefangen, dass Teamspirit fördernde Maßnahmen Arbeitsaufgaben beinhalten, die zu anderen Berufssparten gehören? Ich koche ja gerne und täglich, aber ungern nach Rezept und unter Berücksichtigung anderer Geschmacksvorlieben als meinen eigenen. Ich habe erst nach einer Weile gecheckt, dass die drei jungen Männer in den Kochschürzen nicht ganz mit dem Kochgeschirrbestand vertraut waren. Ich erfragte eine Schere, um ein Kräuterbündel zu schneiden, wie ich das auch zuhause sehr effektiv praktiziere, sie wussten nicht, ob es eine Schere gibt, suchten, fanden keine. Dann eben mit dem Messer gehackt. Gerne hätte ich auch schärfer gewürzt, aber es gab nur die in Döschen mitgebrachten Gewürze, die kein Chili enthielten. Stand auch nicht im Rezept. Nun ja. Es sollte als Vorspeise eine unfassbar zeitaufwändige Speise aus der italienischen Küche zubereitet werden. "Arancini", Risottobällchen. Klingt, wenn man die Rezeptur liest, interessanter, als es am Ende schmeckt. Ein Riesenaufwand, erst das Risotto mit den Zwiebeln anzuschwitzen und dann ewig Fond nachgießen und rühren, die anderen Zutaten unterheben, dann musste es ewig abkühlen, um die Bällchen, die gemäß Vorgabe Knödelgröße haben sollten, ohne Brandblasen zu formen (haben andere übernommen). Dann die Panierstraße bauen, panieren, frittieren, da hab ich mich auch rausgehalten. Am Ende gab es frittierte Knödel, groß wie zu einem Schweinsbraten, innen breiiges Risotto, das wie Schonkost schmeckte. Dazu Aioli, die es auch nicht rausgehauen hat (ich hätte dazu eine rote scharfe Soße bevorzugt) und einen leider Gottes etwas lahm angemachten Salat mit trockenem Grünzeug und Rote Bete in einer winzigen Pfütze Dressing sowie Schälchen mit einer geschmacksneutralen Frischkäsevariation. Eine andere Brigade hat als "Hauptspeise" (gallebittere) grüne und rote Salatblätter angebraten, dazu eine hochkomplizierte Marinade. Die dritte Brigade hat Kuchen mit einem Obst drauf zubereitet, da hat mir dann nicht die Würze gefehlt, war ja eine Süßspeise. Das war alles unfassbar langwierig. Die Resultate wurden recht unterschiedlich bewertet. Von diplomatisch vertuschten langen Pokerface-Gesichtern, über ein mit gesenkter Stimme gezischtes "ich finds eklig" (die bitteren, schlabberigen, angebratenen Salatblätter waren gemeint), zu einem verbindlichen "schmeckt doch ganz gut", bis zu animiertem Nachschlag-Holen. Ich fand es interessant, so einen Ort mal gesehen zu haben, wenn er auch sehr umständlich zu erreichen war, ewig langer Fußweg bis zur U-Bahn. Diese Lokalität "Spreemittag" wird offenbar in den Herbst- und Wintermonaten für solche Aktionen vermietet, sonst wird da Mittagstisch angeboten. Ich lasse mich eindeutig lieber von Profis bekochen. Ich kann dem nur den Mehrwert einer Milieustudie abgewinnen. Man hats erlebt.

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Margarete 3. Dezember...
03.12.25, 18:34
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Margarete 2. Dezember...
02.12.25, 19:57
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Margarete 1. Dezember...
01.12.25, 18:07
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Margarete 29. November...
30.11.25, 21:36
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Margarete 29. November...
29.11.25, 12:44
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Margarete 28. November...
28.11.25, 21:13
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MICH NICHT!
28.11.25, 19:16
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Saskia Rutner Was...
28.11.25, 10:43
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Margarete 27. November...
27.11.25, 20:38
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Margarete 21. November...
21.11.25, 13:19
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Saskia Rutner Ist...
19.11.25, 16:49
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Doku
17.11.25, 21:51
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Ruth Rehmann hatte...
17.11.25, 18:42

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