g a g a - 15. Oktober 2023, 13:51
g a g a - 15. Oktober 2023, 13:11
Nahaufnahme der Mauer, die auf dem Landschaftsfoto ganz klein rechts hinten zu sehen ist. Da war ich nun am anderen Ende angelangt und es gab keinen Ausgang, nur ein Loch im Mauerwerk, da hätte ich unten, am Erdboden entlang durchschlüpfen können, wollte mir aber meinen Mantel nicht versauen. Dann weiter nach links, da saß im Gebüsch in der Sonne ein Junkie, der sich gerade eine Spritze setzte, er schien mich gar nicht zu bemerken, ich ging einfach vorbei. Das ist ja doch irgendwie ein intimer Vorgang. Ich musste kurz an meine Lektüre denken, "Parachute Women", über die Stones Frauen. Gerade in den letzten Kapiteln, wo ich nun bin, gibt es keine drogenfreien Passagen. Vor allem bei Keith und Anita. Alles keine Neuigkeiten, relativiert aber zwangsläufig die Beurteilung von Junkies. Tristesse in allen Gesellschaftsschichten. Mir sind Junkies emotional näher als Kokser, weil ich glaube, dass Heroin von Sensibelchen bevorzugt wird, Koks aber von Macht- und Erfolgsfixierten. Ich bin zum Glück für beides nicht verführbar. Ich ging weiter und hielt noch mal Ausschau nach einem Hinterausgang. Die Mauer ging in einen Zaun über, da war dann ein verschlossenes Tor, ich ging wieder Richtung Hermannstraße.

g a g a - 15. Oktober 2023, 12:33
Die für mich noch größere Überraschung bei meinem Rundgang ist hier zu sehen und erklärungsbedürftig. Für Unwissende muss das ein beliebiges, nicht weiter aufregendes Bild von einer uncharakteristischen Durchschnittslandschaft mit Bäumen und blauem Himmel sein. Man muss sich das Areal ungefähr in der Größe von einem Fußballfeld vorstellen. Ein wilder Acker mit Gras, Gestrüpp und Disteln, komplett menschenleer. Zumindest auf den ersten Blick. Die Überraschung besteht darin, dass sich dieses verlassene Stück Natur ungefähr dreieinhalb Minuten Fußweg von der U-Bahn-Halte Leinestraße befindet, einer Ecke von Berlin, die komplett das Gegenteil von menschenleer und verlassen ist. Es ist ein Gewusel ohne Ende. Auf einmal hörten innerhalb des mit einer Mauer begrenzten Friedhofs die Gräber auf, und es gab nur noch diese große, freie Fläche mit sich überlassener Natur und mich.
g a g a - 15. Oktober 2023, 11:53
g a g a - 15. Oktober 2023, 11:03
g a g a - 15. Oktober 2023, 00:36
P.S. Schönes Wochenende! ☮ Peace & Love.

g a g a - 14. Oktober 2023, 14:19
Bin wiederhergestellt und besuche nach fünf Tagen meine
Werkstatt. Die Sonne blendet mich, während ich das tippe, also raus vor die Tür. Ich habe ein
Album angelegt, in dem zu sehen ist, was ich dort die vergangenen acht Jahre fabriziert habe. Ganz schön viel! Ich mache mir Gedanken.
g a g a - 14. Oktober 2023, 14:11
Helmut Krausser "TRENNUNGEN. VERBRENNUNGEN." Eselsohr Seite 151, Piper Taschenbuch
Leo und Iris verbrachten Sonntagnachmittage im Spätherbst gewöhnlich mit einer Netflix-Serie und Honig-Ingwer-Tee. Sie mußten oft lange suchen, bis sie eine Serie fanden, die beide gleichermaßen interessierte. Für Iris kam nichts mit Mord und Zombies und Fantasy in Frage, Leo hatte nichts für Sozialdramen und Comedy übrig. Irgendwie hatte man sich stets auf etwas geeinigt, das erträglich war, aber keinen von beiden wirklich begeisterte. An diesem Sonntag wurde Leo bewußt, daß sich eine gute Beziehung gar nicht so sehr im Bett wie vor dem Fernseher entscheidet. Irgendwann, überlegte er, werden die Kompromisse auf dem Mittelweg zuviel. Eine Begeisterung, die man mit dem Partner nicht teilen kann, schrumpft, wenn man sie quasi in sich hineinfressen muß. Sie liegt dann schwer im Magen, und statt Euphorie stellt sich das Gefühl ein, nicht verstanden, nicht beachtet zu werden. Hinzu kam, daß Iris aß. Nicht nur, daß sie vorhin im Café ihren ganzen Frühstücksteller, von diesem Alibi- Toast mal abgesehen, leergefuttert hatte, eben hatte sie vor dem Fernseher einen halben Liter Haselnuẞeis verdrückt, und jetzt holte sie sich auch noch getrocknete Feigen. Entweder war das, fand Leo, eine Kriegserklärung oder extrem unaufmerksam an einem Tag, an dem er sie, wenige Stunden zuvor, darum gebeten hatte, ein bißchen auf sich achtzugeben. Er reagierte, indem er nicht wie vorgesehen die siebte Staffel der Mad Men aufrief, sondern die erste Staffel der von ihm heißgeliebten Walking Dead. Die wollte er sich immer schon ein zweites Mal reinziehen. Iris machte große Augen.
g a g a - 13. Oktober 2023, 19:34