27. Juni 2023



Ende der Siebziger und Anfang der Achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts habe ich meine ersten Streifzüge im Alleingang zur Museumsbrücke gemacht. Auf der Suche nach indischen Tüchern und Hippieschmuck, feinziselierten Ohrgehängen, die auf großen Tapeziertischen auf schwarzem Samt lagen, daneben Halterungen aus Messing und Holz für Räucherstäbchen, Patschouliöl, Korbwaren und Gebatiktes, Gürtel mit schweren, handgeschmiedeten Silberschließen. Ethno-Kunsthandwerk und Boho-Style kommt wohl niemals komplett aus der Mode. Damals waren die Bezugsquellen aber nicht so breit gesät. Mir ist nur ein einziges Geschäft, eine Boutique in der Nürnberger Innenstadt in Erinnerung, die sich auf diesen Boho-Style spezialisiert hatte. Erlesene Kleider und Bettüberwürfe mit Paisley-Muster gab es dort.



Einmal durfte ich mir als Geburtstagsgeschenk von meinen Eltern zu meinem dreizehnten oder vierzehnten Geburtstag ein Kleid von dort aussuchen. Es war in Rottönen mit Schwarz abgesetzt und hatte das typische indische Paisley-Muster und schwarze Baumwollspitzenborten, recht lang und tailliert und kein Schnäppchen. In der Boutique war alles ein bißchen edler, wie auch die Boutiquebesitzerin, eine sehr elegante Frau mit langen Haaren. Das Geschäft gab es bis in die Achtziger. Ich weiß nicht mehr genau wo es war, in irgendeiner Seitenstraße hinter der Breiten Gasse oder dem Weißen Turm. Heute wirkt das Sortiment von Kunsthandwerk und Ethno-Klamotten für unsere Augen gewöhnlich, es ist überall leicht erhältlich. Aber damals hatten die Händler auf der Museumsbrücke noch eine Aura, als hätten sie alles höchstpersönlich mit dem VW-Bus aus Kaschmir und Nepal importiert. Teilweise war das sogar der Fall. Die Händler sahen oft recht abenteuerlich aus, mit Turbanen und langen Haaren, tiefgebräunte Weltenbummler mit Pluderhosen, Jesuslatschen, Silberschmuck und vielen Ringen an jeder Hand. Sie trugen das selbst, was sie auf den Tischen hatten. Für uns war das der Duft der großen weiten Welt, ein kleines Cochella-Festival. An jenem Samstag, dem 2. Juli 2022 waren vergleichsweise wenig dieser hippiehaften Stände dabei, aber ich denke, das wechselt auch von Tag zu Tag. Es war ein sehr stimmiger letzter Eindruck der Nürnberger Innenstadt, ein schönes letztes Bild von meinem nostalgischen Spaziergang, den ich sehr genossen hatte. Mehr, als ich je für möglich gehalten hätte. Ich war nun ganz nah am U-Bahneingang Lorenzkirche und den nahm ich auch. Die eine Haltestelle U-Bahnfahrt zum Hauptbahnhof gönnte ich mir. Ich war satt von Bildern und Eindrücken, auch sonnensatt und rechtschaffen müde. Das war ein herrlicher Tag in der alten Stadt.

27. Juni 2023



Und jetzt drehen wir uns auf dem Absatz um genau 180 Grad und schauen auf das bunte Treiben auf der Museumbrücke, das für mein Empfinden noch unverändert so aussieht wie im Jahre 1980.



27. Juni 2023





Nette Passage und netter Name: das ist die Fluss-Seite der Königs Passage. Über die hatte ich schon am 23. Juli 2022 einen extra Eintrag verfasst, mit vielen persönlichen Einlassungen, hier. Das war im Zuge meiner begleitenden Berichterstattung zum dicken Fotoalbum zur Königsstraße. Die fängt nämlich da an der Museumsbrücke an. Daher hat die Königs Passage auch die Adresse Königsstraße 1. Und wieder schließt sich ein Kreis.



27. Juni 2023



Und jetzt ein kleiner Kameraschwenk nach rechts, da kommen die Säulen von einer weiteren Passage längs der Pegnitz. Nämlich einer Ladenpassage mit schicken Boutiquen und Geschäften.



27. Juni 2023



Rechts vom Museumsbrückendenkmal fällt der Blick auf die Insel Schütt. Darauf steht das Heilig-Geist-Spital, von den Nürnbergern kurz Heigei genannt. Jahrhundertelang das erste Nürnberger Krankenhaus, gestiftet von einem reichen Bürger. Heute ist darin ein Restaurant für fränkische Spezialitäten und ein Wohnstift für Senioren mit ein- bis drei-Zimmer-Apartments und Angeboten für das Alter, auch ärztlicher Betreuung. Eine sehr schicke Adresse für den Lebensabend. Hier schaut man doch gerne den Enten zu.





27. Juni 2023





Denkmal in der Mitte der im Jahr 1700 erbauten Nürnberger Museumsbrücke. Natürlich war dort auch schon im 13. Jahrhundert eine Brücke, aber die war aus Holz und hat es nicht lange gemacht, danach 14hundertirgendwas eine erste Steinkonstruktion mit hölzernem Überbau, die dann aber auch wieder ersetzt werden musste. Die Museumsbrücke hat im zweiten Weltkrieg wohl stark gelitten, aber in den Fünfziger Jahren waren rasante Wiederaufbauaktivitäten in Nürnberg, man wusste um den Wert der alten Gemäuer von Lorenz und Sebald. Die Museumsbrücke verbindet diese beiden schönsten Nürnberger Stadtteile. Nachgeschaut, warum die Museumsbrücke so heißt, weil mir kein Museum in nächster Nähe einfällt. Wikipedia: "(...) Im 19. Jahrhundert folgte die Umbenennung in Museumsbrücke, da auf dem Gelände der ehemaligen Barfüßerkirche die Gesellschaft „Museum“, eine Geselligkeits- und Lesegesellschaft, ein Versammlungshaus besaß." Eine mich überraschende Erklärung!



27. Juni 2023





Nürnberg-Sightseeing-Endspurt: durch die Passage von der Fleischbrücke zur direkt gegenüberliegenden Museumsbrücke.

26. Juni 2023





Letzte Blicke auf die Fleischbrücke. Die Bildqualität ist nicht so herausragend, da ich irgendwas an der Kamera blöd verstellt hatte - sie war mir noch etwas neu - aber mit viel Herz eingefangen.



26. Juni 2023



Na, dann gehen wir doch mal in eine der Café-Passagen. Der Herr links, der mir so halb enthusiastisch zulächelt, ist mir nicht bekannt. Ebensowenig die Dame mit dem blumenverzierten Sommerhut. Bei Auswahl und entsprechender Zeit hätte mich vorrangig die Bekanntschaft der Lady mit dem Hut interessiert (nicht mit Turban).





26. Juni 2023







Noch mehr Nürnberger Fleischbrücke. Die Brücke in der größeren Entfernung ist die Museumsbrücke, von der Fleischbrücke gesehen. Links und rechts vom Wasser Cafés Cafés Cafés Cafés.

26. Juni 2023







Fortsetzung meiner nicht enden wollenden Geschichte "Wie ich mich am zweiten Juli Zweitausendzweiundzwanzig einmal in Nürnberg zum Hauptbahnhof aufmachte." Zuletzt saß ich noch gemütlich in der Waaggasse an der Bushaltestelle und ließ sämtliche Busse vorbeifahren. Denn ich hatte immer noch gut zwei Stunden Zeit bis mein Zug zurück nach Berlin ging. Nachdem ich mich ausgeruht und gestärkt hatte, zeigten sich neue Kräfte und ich sah die Chance, noch zwei für mich persönlich nostalgisch behaftete Sehenswürdigkeiten, die ohnehin auf dem direkten Fußweg lagen, einzufangen. Wie langweilig wäre es doch, mit dem Bus über den unattraktiven, verkehrsreichen Plärrer zu fahren und dann viel zu früh im Bahnhof zu warten. Zwar war meine Reisetasche recht schwer, aber ich traute mir den Weg zum Bahnhof mit kleinen Pausen zu. Ich wollte nämlich zwei Brücken verewigen, die in meiner Jugend Treffpunkte ersten Ranges waren. Und zudem gar nicht weit weg vom Hauptmarkt. Nach drei Minuten war ich schon auf der Fleischbrücke. Das Bauwerk über der Pegnitz mit dem grobschlächtigen Namen ist die älteste Brücke von Nürnberg und hat den zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden! Um 1200 als Holzbrücke errichtet, wurde sie 1478 durch eine Steinbrücke ersetzt und 1596 noch einmal ganz neu gebaut. Vollendet wurde die Fleischbrücke 1599 mit dem seitlichen Portal und da thront der ausgesprochen imposante Ochse seither.



Wenn ich mit einer oder mehreren Freundinnen "in die Stadt" fuhr (wir wohnten als Halbwüchsige in nahen Vororten von Nürnberg im jeweiligen Elternhaus), einigten wir uns bei schönem Wetter häufig darauf: "Lass uns mal zur Fleischbrücke gehen". Wir schlenderten also die Königstraße entlang nach Lorenz und von da zuerst zur Museumsbrücke und dann zur Fleischbrücke. Auf den Brücken war buntes Treiben und viele Händler mit Hippiesachen, indischen Kleidern und Schmuck und Räucherstäbchen und hübschen Kleinigkeiten. Es gab Gaukler und Straßenmusiker. Mir ist eigentlich mehr die Museumsbrücke mit den Ständen vor Augen, aber mir ist deutlich in Erinnerung "Lass und zur Fleischbrücke gehen!". Das irritiert mich rückblickend etwas und ich frage mich, ob wir die beiden Brückennamen möglicherweise verwechselt haben. Ich habe natürlich auch noch Bilder der Museumsbrücke. Diese Ecke mit den zwei Brücken, die durch Passagen mit vielen Cafés am Fluss entlang verbunden sind, hatte ich immer gerne.

25. Juni 2023







Ich beobachtete das Treiben an der Kreuzung. Mehrere Männergrüppchen kamen des Wegs, an diesem noch eher frühen Samstagabend, so gegen halbsieben. Mein Blick fiel auf eine italienische Kaffeebar, die hat schon wieder eine andere Straßenadresse, nämlich Augustinerstraße 1. Die Waaggasse, in der ich auf der Wartebank saß, ist kurz und klein. Nur ein Gässlein.

25. Juni 2023



Angekommen am Hauptmarkt holte ich nach acht Stunden Herumspazieren meine Reisetasche aus dem Hotel Saxx am Hauptmarkt und setzte mich auf eine Bushaltestellenbank gegenüber des Hoteleingangs. Der liegt seitlich in einer kleinen Straße, die vom Hauptmarkt abgeht, nämlich in der Waaggasse. Von da hatte ich auch einen Blick auf die Kreuzung von Waaggasse und Winklerstraße. So viele abgestellte Vespa Roller! Ich verzehrte gemütlich meinen letzten Proviant und chillte noch ein bißchen auf der Wartebank. Auf dem Haltestellen-Display konnte ich die Uhrzeit im Auge behalten. Ich dachte darüber nach, einzusteigen und damit zum Hauptbahnhof zu fahren, der Bus fuhr über den Plärrer. Aber ich hatte keine Eile und ließ den Bus fahren.



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